- Magnesĭum
Magnesĭum Mg, Metall, findet sich nicht gediegen, aber sehr verbreitet in verschiedenen Verbindungen. Magnesiumoxyd (Magnesia) bildet mit Tonerde den Spinell; kieselsaure Magnesia bildet den Meerschaum, Talk, Speckstein, Serpentin und findet sich auch im Augit, Asbest, Olivin, in der Hornblende und in sehr zahlreichen andern Mineralien; kohlensaure Magnesia bildet den Magnesit, mit kohlensaurem Kalk den Dolomit und findet sich auch in den meisten Kalksteinen und als doppeltkohlensaure Magnesia gelöst in Quellwassern; schwefelsaure Magnesia ist ein Bestandteil der Staßfurter Abraumsalze und vieler Mineralwässer, ebenso das Chlormagnesium, das, wie Brom- und Jodmagnesium, auch im Meerwasser vorkommt; phosphorsaure Magnesia findet sich in Pflanzen (besonders in den Samen) und Tieren; phosphorsaure Ammoniakmagnesia bildet den Struvit, borsaure Magnesia findet sich im Boracit, etc. Zur Darstellung des Magnesiums erhitzt man ein trockenes Gemenge von 1 Teil Flußspatpulver, 10 Teilen geschmolzenem Kaliummagnesiumchlorid (Carnallit) und 1 Teil Natrium in einem bedeckten Tiegel zum Schmelzen, rührt um und läßt erkalten. Das Chlor geht hierbei vom M. an das Natrium, und ersteres scheidet sich metallisch aus. Das rohe M. wird durch absteigende Destillation gereinigt. In neuerer Zeit wird das M. durch Elektrolyse im großen dargestellt. Man schmelzt z. B. entwässerten Carnallit MgKCl3 in einem eisernen Tiegel, wobei dieser als Kathode, ein eingetauchter Kohlenstab als Anode dient. Das an der Anode sich entwickelnde Chlor wird abgeleitet, das M. scheidet sich an der negativen Elektrode aus und sammelt sich am Boden der Gefäße. Man trägt von Zeit zu Zeit entwässerten Carnallit ein und unterbricht die Operation, sobald sich Kaliumsubchlorür zu bilden beginnt. Wegen seines niedrigen elektrochemischen Äquivalents (1 Amperestunde scheidet theoretisch 0,4542 g M. ab gegen 0,8596 g Natrium) erfordert es von allen elektrolytisch hergestellten Stoffen die größte Menge Energie, nämlich mehr als 50 Kilowattstunden für 1 kg. M. ist silberweiß, stark glänzend, vom spez. Gew. 1,743 und der Härte des Kalkspats, nicht sehr fest, läßt sich hämmern und walzen, aber nicht zu Draht ausziehen (der Magnesiumdraht des Handels ist gepreßt), schmilzt etwa so leicht wie Zink, wird aber nur teigig und läßt sich daher schlecht formen; es siedet bei etwas über 1000° und ist destillierbar, das Atomgewicht ist 24,36, es hält sich in trockner Luft unverändert, läuft allmählich in feuchter Luft an, doch beschränkt sich die Oxydation auf die obern Schichten; an der Luft entzündet es sich beim Erhitzen und verbrennt unter Ausstoßung von dichtem weißen Rauch von Magnesiumoxyd und mit blendend bläulichweißem Licht (Magnesiumlicht), das sehr reich an chemisch wirksamen Strahlen ist. Um zehn Stunden lang ein Licht von 74 Stearinkerzen (von denen 10 auf 1 kg gehen) zu erzeugen, muß man 72,2 g M. an der Luft verbrennen. Magnesiumdraht läßt sich in der Spiritusflamme entzünden. M. verbindet sich beim Erhitzen mit Chlor unter Feuererscheinung, zersetzt Wasser bei 30°, sehr lebhaft bei 100°, entzündet beim Übergießen mit Salzsäure den sich entwickelnden Wasserstoff und fällt aus Metallsalzen Metalle (selbst Zink) oder Metallhydroxyde. Das M. ist zweiwertig und bildet mit Sauerstoff das Magnesiumoxyd (Magnesia) MgO. Man benutzt M. in Form von schmalen Blechstreifen (Band) und als Pulver in der Feuerwerkerei, zu Signallichtern (Chatamlicht) und zur photographischen Aufnahme bei Ausschluß des Sonnenlichts. Für diese Zwecke sind Lampen konstruiert worden, die das Magnesiumband oder das Pulver kontinuierlich einer kleinen Flamme zuführen. Der bei der Verbrennung sich entwickelnde Rauch wird in geschlossenen Räumen bald sehr lästig und muß abgeleitet werden. Zur Erzeugung von Signallichtern bläst man ein Gemisch von Magnesiumpulver und Harzpulver mittels eines Blasebalges in eine Spiritusflamme. Bengalische Flammensätze werden aus Magnesiumpulver und Schellack mit Zusatz von salpetersaurem Baryt und salpetersaurem Strontian für rotes Licht hergestellt. Auch eine Mischung von Magnesiumpulver mit salpetersaurem oder übermangansaurem Kali, die in eine Flamme geblasen wird (Magnesiumblitzlicht), benutzt man zum Photographieren in geschlossenen Räumen. Durch einen geringen Zusatz von M. werden Nickel und Kobalt schmiedbar und walzbar gemacht. In der Chemie wird M. als Reduktionsmittel und als Reduktionsmittel für Stickstoff benutzt. Legierungen des Magnesiums sind ebenfalls zu Beleuchtungszwecken dargestellt worden. Verwendet man in der Messingfabrikation statt Galmei Dolomit, so entsteht eine messingähnliche Kupfermagnesiumlegierung. Größere Bedeutung hat eine Aluminiummagnesiumlegierung, das Magnalium. – Schwefelsaure Magnesia wurde zu Ende des 17. Jahrh. durch Grew bekannt, der es aus der Mineralquelle von Epsom darstellte, 1717 wurde es in Thüringen aus der Mutterlauge der Salzsolen gewonnen. Im Anfang des 18. Jahrh. machte ein römischer Domherr die kohlensaure Magnesia als Heilmittel bekannt, und 1755 unterschied Black die Magnesia als eigentümliche Erde, worauf sie 1775 von Bergman genauer untersucht wurde. M. wurde zuerst von Davy dargestellt, Buff und Liebig erhielten M. mittels Kalium, Bunsen gewann es durch Elektrolyse, und Caron und Deville begründeten die Magnesiumindustrie.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.