Magenentzündung

Magenentzündung

Magenentzündung (Gastritis) tritt in ihrer leichtesten Form, der katarrhalischen M., als Magenkatarrh (s. d.) auf. Während dieser aber nur eine Erkrankung der Schleimhaut des Magens mit vermehrter Absonderung darstellt, betreffen die schweren Formen der M. stets auch die tiefern Schichten der Magenwand. Von diesen Formen der M. unterscheidet man: 1) die durch giftige, in den Magen gelangende Substanzen, wie z. B. konzentrierte Mineralsäuren (Schwefelsäure, Salpetersäure etc.), ätzende Alkalien und manche Metallsalze, hervorgerufene M. (Gastritis toxica). Eine geringe Menge konzentrierter Mineralsäure verwandelt nur die Epithelien und die oberflächlichen Schleimhautschichten in einen weichen bräunlichen oder schwarzen Schorf, durch größere Mengen werden dagegen alle Schichten des Magens in eine schwarze, brüchige oder gallertartig erweichte Masse verwandelt, die auch breiige Konsistenz annimmt; dabei wird oft die Magenwand durchrissen, und der Mageninhalt ergießt sich in die Bauchhöhle, so daß tödliche Bauchfellentzündung erfolgt. Sofern auf diese Weise oder durch spätere Resorption des Giftes vom Darm aus (die Magenschleimhaut selbst ist wenig resorptionsfähig) nicht der Tod erfolgt, können selbst die schwersten Ätzungen und Zerstörungen der Magenwand heilen, wobei hohe Grade der Schrumpfung, Wandverdickung und Narbenbildung eintreten. Zuweilen kann auch ohne direkten Durchbruch, durch Fortleiten des Entzündungsprozesses auf das Bauchfell, tödliche Bauchfellentzündung nachfolgen. Die Diagnose ergibt sich aus der Anamnese, aus der weißen Färbung der Mundschleimhaut bei Schwefelsäurevergiftung, der gelben bei Salpetersäure, aus dem heftigen Brennen in der Magengegend und dem meist mit blutigem Schleim vermischten Erbrechen. Bei Säuren gibt man Kreide, oder kohlensaure Magnesia in Wasser, oder kohlensaures Natron, bei Alkalien Essig, oder in Haferschleim verdünnte Schwefelsäure. – 2) Die schwerste Form der M., die phlegmonöse Gastritis, stellt sich dar als starke Schwellung und Verdickung der ganzen Magenwand mit Infiltration aller Wandschichten mit trübem wässerigen oder eiterigen Exsudat. Diese seltene M. ist umschrieben oder diffus. In der Regel erscheint sie als metastatische Entzündung im Gefolge schwerer Infektionskrankheiten, wie Kindbettfieber, Typhus, Blut- oder Eitervergiftung etc., und beruht in der Regel wohl auf embolischen Prozessen. Die umschriebene phlegmonöse M. kann sich so auf einen Punkt konzentrieren, daß es zu einem Magenabszeß oder auch zu mehreren Abszessen dieser Art kommt, die, falls sie sich in den Magen öffnen, ausheilen können. Die diffuse M. ist entweder über den ganzen Magen verbreitet oder nur über einen Teil desselben. Unter der mehrfach durchlöcherten Schleimhaut liegt die serös oder eiterig infiltrierte oder ganz und gar eiterig geschmolzene Submucosa, auf welche die ebenfalls infiltrierte Muscularis folgt. Durch Übergreifen der M. auf die äußerste Schicht der Magenwand, die seröse Haut und von dieser auf die seröse Haut der Nachbarorgane können zwischen letztern und dem Magen vielfache Verwachsungen entstehen. Die Symptome dieser M. bestehen in heftigem Schmerz in der Magengegend, in Erbrechen, hohem Fieber, Kollaps, Delirien und Koma, in dem dann der Tod erfolgt. Bei Durchbruch in die Bauchhöhle treten die Anzeichen der allgemeinen Bauchfellentzündung auf. Die Behandlung ist symptomatisch. Kruppöse (diphtheritische) M. ist eine seltene Begleiterscheinung von Diphtherie, Pocken und andern Infektionskrankheiten.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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