Lykĭen

Lykĭen

Lykĭen, im Altertum Landschaft an der Südküste Kleinasiens (s. Karte »Alt-Griechenland«), die gegen NW. von Karien, gegen N. von Phrygien und Pisidien, gegen NO. von Pamphylien, im übrigen vom Mittelländischen Meer begrenzt ward. Das Land, überwiegend gebirgig, zum Teil von bis 3000 m ansteigenden Hochgebirgen (Tauros) erfüllt, war trotzdem reich an Wein, Getreide und den übrigen Produkten Kleinasiens; namentlich wurden die Zedern, Tannen und Platanen von L. gerühmt. Besonders fruchtbar und städtereich war das die Landschaft von N. nach S. durchschneidende Xanthostal. Der ältere Name von L. war nach Herodot Milyas, der sich in dem nördlichen Gebirgsland erhielt, der seiner Einwohner Termilen (Tramili), arischen Stammes Im O. saßen die vielleicht semitischen Solymer. Die Lykier, bei Homer Bundesgenossen der Troer, behaupteten ihre Freiheit gegen Krösos, erlagen aber später der persischen Übermacht. L. gehörte dann zum Attischen Seebunde, stand bis 190 v. Chr. unter der Oberhoheit der Seleukiden, gehörte dann nominell den Rhodiern, war aber tatsächlich frei und wurde 43 n. Chr. als Teil der Provinz Pamphylia dem Römerreich einverleibt. Erst seitdem wurde, wie die Inschriften beweisen, das Volk gräzisiert und erlangte dann in der Kaiserzeit rasch einen erstaunlichen Wohlstand, als dessen Zeugen die Reste zahlreicher Theater, Grabmäler und Hafenbauten sich erhalten haben. Zur Zeit seiner Freiheit bildete es einen aus 23 selbständigen Republiken bestehenden Städtebund, an dessen Spitze ein Generalstatthalter (der Lykiarches) stand. Die Zahl der Städte betrug nach Plinius 70; die sechs größten mit doppeltem Stimmrecht waren: Xanthos, Sitz der Bundesversammlung, Patara, Pinara, Olympos, Myra und Tlos. Die Lykier waren ein friedliebendes, wohlgesittetes Volk, das auf einer ziemlich hohen Stufe der Kultur stand und namentlich in der Baukunst Tüchtiges leistete, wovon noch eine Menge wohlerhaltener Grabmäler, wie in Anthiphellos (s. d. und Tafel »Architektur II«, Fig. 12 u. 13), die in ihrer Architektur den Holzbau nachahmen, Zeugnis ablegen. Über die Sprache der Lykier s. Lykisch. Vgl. Fellows, Discoveries in Lycia (Lond. 1841); Spratt und Forbes, Travels in Lycia, etc. (das. 1847, 2 Bde.); Benndorf und Niemann, Reisen in L. und Karien (Wien 1884); Treuber, Geschichte der Lykier (Stuttg. 1887); Petersen und v. Luschan, Reisen in L., Milyas und Kibyratis (Wien 1889).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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