Karĭen

Karĭen

Karĭen, im Altertum die südwestlichste städtereiche Landschaft Kleinasiens (s. Karte »Alt-Griechenland«), im N. durch das Gebirge Messogis (Dschuma Dagh) von Lydien, im O. durch den Salbakos (Baba Dagh) und den heutigen Boz Dagh von Phrygien getrennt, im S. und W. an das Meer stoßend. Abgesehen vom Mäandertal und kleinen Küstenebenen ist K. Gebirgsland, reich an Wäldern (Eichen, Fichten). Unter den zahlreichen Meerbusen sind der iassische (Golf von Mendelia) und der keramische (Golf von Kos) die bedeutendsten. K. wird vom Mäander (Menderez Tschai) und dessen Zuflüssen Marsyas und Harpasos bewässert, war in den Ebenen fruchtbar an Getreide, Wein, Öl und hatte vorzügliche Gebirgsweiden, daher auch starke Schafzucht. Bedeutende Städte waren der alte Fürstensitz Mylasa, Tralles, Nysa und die griechischen Kolonien Halikarnassos, Knidos, Magnesia, Miletos u. a. - Die alten Einwohner, die Karer, welche die Leleger unterjocht hatten, waren vielleicht Semiten. Sie dehnten ihre Herrschaft über die Westküste Kleinasiens bis Lesbos hinauf und über fast alle Inseln des Ägäischen Meeres aus, wurden aber von den Ioniern ins Binnenland getrieben und verloren an diese auch die südlichen und südwestlichen Küstenstriche. Sie waren ein kriegerisches Volk und von den Griechen gehaßt als die furchtbarsten Seeräuber. Vor der Perserherrschaft stand K. unter eignen Königen, die sich den Persern freiwillig unterwarfen und als Lehnsfürsten (Satrapen) Gebiet und Gewalt behielten. Einer von ihnen, Lygdamis I., Fürst von Halikarnassos, war der Vater Artemisias I., die 480 v. Chr. mit Xerxes in die Schlacht bei Salamis zog. 412 wurde Amorges, Sohn des durch Tissaphernes 427 beteiligten lydischen Satrapen Pissuthnes, von Peloponnesiern gefangen und an Tissaphernes ausgeliefert, nachdem er sich mit Hilfe Athens eine Zeitlang zu Iasos in K. selbständig gehalten hatte. Um 344 half Fürst Idrieus von K., Bruder des Mausollos (s. Artemisia 2 und Mausoleum), den Persern Cypern unterwerfen. Nach Alexander d. Gr., der nach der Zerstörung von Halikarnassos die Satrapie K. dem Perser Orontopates abnahm und der Fürstin Ada von Alinda übertrug (333), fiel das Land an Syrien und später in die Gewalt der Römer, die nach dem 3. mazedonischen Kriege K. und Lydien für »frei« erklärten. Dem Römischen Reich später völlig einverleibt, wurde es unter Konstantin eine Provinz der Diözese Asia. Die Byzantiner, Araber, Seldschuken beherrschten nacheinander das Land, und 1336 eroberten es die Osmanen. Jetzt gehört es zum Wilajet Aïdin. Vgl. Benndorf und Niemann, Reisen in Lykien und K. (Wien 1884).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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