Krösos

Krösos

Krösos (Kroisos, Crösus), letzter König von Lydien, aus der Dynastie der Mermnaden, war Statthalter von Mysien, bis er 563 v. Chr. seinem Vater Alyattes auf dem Thron folgte. Er eroberte Ephesos, zwang die übrigen kleinasiatischen Griechen zur Zinspflicht, unterwarf Phrygien, Bithynien und dehnte seine Herrschaft östlich bis an den Fluß Halys aus. Die Schätze, die er in seiner glänzenden Hauptstadt Sardes aufhäufte, wurden sprichwörtlich. In dieser Zeit des Glücks soll nach Herodots Erzählung, deren Sagenhaftigkeit schon die chronologischen Schwierigkeiten beweisen, Solon den K. besucht, aber jenen Schätzen einen so geringen Wert beigemessen haben, daß er, statt ihren Besitzer für den glücklichsten der Sterblichen zu erklären, das Los des sonst unbekannten Atheners Tellos und des Brüderpaares Kleobis und Biton dem des reichen Königs weit vorzog, weil kein Mensch vor seinem Tode glücklich zu preisen sei. Durch den Sturz des ihm verschwägerten medischen Königs Astyages (553 oder 550) auch für seine Herrschaft besorgt gemacht, beschloß K., der ihm von Kyros drohenden Gefahr durch einen Angriff zuvorzukommen, und verband sich mit Nabunaid von Babylon und Amasis von Ägypten. Das Orakel zu Delphi, über den Ausgang des Unternehmens befragt, antwortete, wenn K. über den Fluß Halys gehe, werde ein großes Reich zugrunde gehen. Den Doppelsinn dieser Antwort übersehend, überschritt er den Halys und lieferte den Persern bei Pteria 547 eine unentschiedene Schlacht. K. zog sich nach Sardes zurück, entließ seine Hilfstruppen und gedachte während des Winters neue Rüstungen zu machen. Plötzlich aber fiel Kyros in sein Reich ein und warf durch eine List K. samt seiner lydischen Reiterei nach Sardes zurück. Nach 14tägiger Belagerung fiel die Stadt 546, und K. selbst wurde gefangen. Herodot erzählt: Zum Feuertode verurteilt, entsann sich K. auf dem Scheiterhaufen der warnenden Worte des griechischen Weisen und rief dreimal dessen Namen. Auf des Kyros Erkundigung, was er damit meine, erzählte er ihm den Grund und machte damit einen solchen Eindruck auf den Sieger, daß dieser ihn begnadigte. Da aber die Flamme nicht sogleich zu dämpfen war, so flehte K. Apollon um Rettung an, worauf ein heftiger Platzregen das Feuer löschte. Diese Erzählung indes sowie die des Ktesias, K. habe nach der Eroberung der Stadt im Tempel des Apollon Rettung gesucht und sei dort durch dessen Hilfe dreimal aus den Händen der Perser befreit worden, und nachdem ihm der Gott in der königlichen Burg zum viertenmal Beistand geleistet, habe ihn Kyros als einen Schützling der Götter begnadigt, sind griechische Sagen. Kyros behandelte K., wie andre unterworfene Könige, großmütig und räumte ihm als Ratgeber an seinem Hof eine ehrenvolle Stelle ein, die K. auch unter Kambyses behauptete.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Krösos — Krösos, 1) Sohn des Alyattes, seit 560 v. Chr. König von Lydien, nachdem er schon Mitregent seines Vaters od. Satrap von Adramyttion gewesen war; er machte die griechischen Städte in Kleinasien sich zinspflichtig, schloß mit den Inselbewohnern… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Krösos — Claude Vignon: Krösus erhält Tribut durch einen lydischen Bauern (1629) Krösus (griech. Κροῖσος Kroîsos, lat. Croesus; * um 591/590 v. Chr.; † um 541 v. Chr.) war der letzte König des in Kleinasien gelegenen Lydien. Er regierte von etwa 556 v. C …   Deutsch Wikipedia

  • Lydien — Lydien, eine Landschaft Kleinasiens, in der früheren Zeit östlich vom Lykos, ja noch früher sogar bis zum Halys u. südlich zum Mäander reichend, später, unter den Römern viel kleiner, lag zwischen Phrygien, Karien u. dem Ägäischen Meere, wo der… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Stater — (v. gr.), 1) jedes Gewicht; 2) eine Münze in Athen von Silber (auch Tetradrachmos genannt), – 4 Drachmen = 22 g Gr., od. von Gold (S. Chrysus). Die Goldstatern waren zuerst in Lydien von Krösos geprägt, woher auch der Name Krösischer (Lydischer)… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Atys — Atys, 1) s. Attis. – 2) Sohn des Manes, Königs der Mäonen, Vater des Lydos u. Tyrrhenos, Stammvater der lydischen Könige (Atyaden). – 3) Sohn des Lydierkönigs Krösos, dem ein Traumgesicht verkündete, A. werde durch eine Eisenspitze umkommen. Als… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Thāles — Thāles, griech. Philosoph, der erste der sogen. ionischen Schule, geb. um 624 v. Chr. zu Milet in Kleinasien, gest. um 543, unternahm in seinen reifern Jahren Reisen nach Kreta, Phönikien, Ägypten und hielt sich auch an dem Hofe des Königs Krösos …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Nemo — (lat.), Niemand; H. ante mortem beātus, Niemand ist vor seinem Tode glücklich; angeblicher Ausspruch Solon s (s.d.), vgl. Krösos; N. judex (N. testis) idonĕus in proprĭa causa, Niemand kann in seiner eignen Sache Richter od. Zeuge sein …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Neriglissar — (Nerigiasar, Nerikolassar), Evilmerodachs Schwager u. Mörder, rief den König Krösos aus Lydien zu Hülfe, wurde aber geschlagen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Paktyes — Paktyes, ein Lyder, welchem nach der Besiegung seines Königs Krösos von Kyros die Aufsicht über den Schatz in Sardes übertragen wurde; als Kyros wieder abgezogen war, machte P. einen Aufstand gegen den persischen Satrapen Tabalos, floh dann nach… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Paphlagonĭa — Paphlagonĭa, Landschaft Kleinasiens, grenzte in Norden an das Schwarze Meer, in Westen an Bithynien, durch den Parthenios getrennt, in Süden an Galatien, durch das Gebirg Orminion geschieden, in Osten an Pontos, von welchem es der Halys trennte;… …   Pierer's Universal-Lexikon

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