Lingg

Lingg

Lingg, 1) Hermann, Dichter, geb. 22. Jan. 1820 in Lindau am Bodensee, gest. 18. Juni 1905 in München, widmete sich seit 1837 in München, Freiburg, Berlin und Prag dem Studium der Medizin und wurde darauf bayrischer Militärarzt. 1851 kränklichkeitshalber in Ruhestand versetzt, lebte er seitdem. vom König Max II. durch einen Jahrgehalt unterstützt, ausschließlich geschichtlichen und poetischen Studien, abwechselnd in München und (im Sommer) in Lindau. Seine Geltung erlangte L. durch die erste, von E. Geibel eingeführte Sammlung seiner »Gedichte« (Stuttg. 1853, 7. Aufl. 1871), die sich durch ihre seltene Tiefe und Eigentümlichkeit sowie durch lebendige Phantasie und Vollgehalt der überwiegend elegischen Stimmung auszeichneten. Ähnliche Vorzüge wies der 2. Band der »Gedichte« (Stuttg. 1868, 3. Aufl. 1874) auf. Das große epische Talent des Dichters erwies »Die Völkerwanderung« (Stuttg. 1866–68,3 Bücher; 2. Aufl. in 1 Band, das. 1892), deren gewaltigen, farbenprächtigen Einzelbildern leider die innere Konzentration fehlt, von der aber einzelne Partien zum Großartigsten zählen, was die neuere deutsche Dichtung geschaffen hat. In seinen dramatischen Versuchen: »Catilina« (Münch. 1864; neue Ausg., das. 1898), »Die Walkyren« (das. 1865), »Violante«, Trauerspiel (Stuttg. 1871), »Die Besiegung der Cholera«, Satyrdrama (Münch. 1873), »Der Doge Candiano« (Stuttg. 1873), »Berthold Schwarz« (das. 1874), »Die Sizilianische Vesper« (das. 1876), »Macalda«, Trauerspiel (das. 1877), »Die Bregenzer Klause« (Münch. 1887), »Die Frauen Solonas« (das. 1887) zeigt L. nur in Einzelheiten dramatische Schlagkraft und wirklich dramatischen Stil. Eine Gesamtausgabe seiner »Dramatischen Dichtungen« erschien Stuttgart 1897, neue Folge 1899. Linggs weitere Werke sind: »Vaterländische Balladen und Gesänge« (Münch. 1868); ein dritter Band »Gedichte« (Stuttg. 1870); »Zeitgedichte« (Berl. 1870); »Dunkle Gewalten«, epische Dichtungen (Stuttg. 1872), »Schlußsteine«, neue Gedichte (Berl. 1878), »Lyrisches« (Teschen 1885), »Jahresringe« (das. 1889) und »Schlußrhythmen und neueste Gedichte« (Stuttg. 1901); ferner: »Byzantinische Novellen« (Berl. 1881); »Von Wald und See«, fünf Novellen (das. 1883); »Clytia. Eine Szene aus Pompeji« (Münch. 1883, 2. Aufl. 1887); »Högnis letzte Heerfahrt. Nordische Szene« (das. 1884); »Furchen«, neue Novellen (Stuttg. 1889) und »Meine Lebensreise«, Autobiographie (Berl. 1899). Auch erschienen von ihm »Wanderungen durch die internationale Kunstausstellung in München« (Münch. 1870), eine lyrische Anthologie: »Liebesblüten aus Deutschlands Dichterhain« (Düsseld. 1869) und unter dem Titel »Skaldenklänge« ein Balladenbuch zeitgenössischer Dichter (mit der Gräfin Ballestrem, Bresl. 1883).

2) Maximilian von, Bischof von Augsburg, geb. 8. März 1842 zu Nesselwang im Algäu, besuchte das Gymnasium in Augsburg, studierte 1860 bis 1869 in München Theologie und Rechte und erwarb in beiden Fakultäten den Doktorgrad. Nach kurzer Tätigkeit als Kaplan 1865 und 1867 ward L. 1869–74 Erzieher der königlichen Prinzen Ludwig Ferdinand und Alfons, unterrichtete auch 1871/72 den spätern König Alfons XII. von Spanien, lehrte 1874–81 Kirchenrecht und Kirchengeschichte am Lyzeum in Bamberg, wurde dann Domkapitular, 1893 Dompropst in Bamberg und 1902 Bischof von Augsburg. Er schrieb: »Die Zivilehe vom Standpunkt des Rechts« (Augsb. 1869); »Geschichte des tridentinischen Pfarrkonkurses« (Bamb. 1881, Programm); »Verordnungssammlung für den Klerus der Erzdiözese Bamberg« (das. 1882); »Geschichte des Instituts der Pfarrvisitation in Deutschland« (Kempten 1883); » Kulturgeschichte der Diözese und Erzdiözese Bamberg seit Beginn des 17. Jahrhunderts auf Grund der Pfarrvisitationsberichte« (das. 1900, Bd. 1). Auch Gedichte im Algäuer Dialekt: »G'müethle« (2. Aufl., Kempten 1891), gab L. heraus.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lingg — ist der Familienname folgender Personen: Christoph Lingg (* 1964), österreichischer Fotograf Hermann Lingg (1820–1905), deutscher Dichter Johann Baptist Lingg von Linggenfeld (1765–1842), deutscher Generalleutnant Louis Lingg (1864−1887),… …   Deutsch Wikipedia

  • Lingg — Lingg, Herm., Dichter, geb. 22. Jan. 1820 zu Lindau am Bodensee, 1846 50 bayr. Militärarzt, gest. 18. Juni 1905 in München; Talent von originellem Gepräge, Lyriker (»Gedichte«, 1854, 1868, 1870, 1878, 1885, 1889, 1901), Epiker (»Die… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Lingg —   [lɪȖk], Hermann von, Schriftsteller, * Lindau (Bodensee) 22. 1. 1820, ✝ München 18. 6. 1905; Militärarzt in der bayerischen Armee; lebte ab 1851 im Ruhestand, von Maximilian II. durch ein Jahresgehalt unterstützt; Mitglied des Münchner… …   Universal-Lexikon

  • Lingg von Linggenfeld — Lingg von Linggenfeld, Johann Baptist von, geb. im Dezember 1765 in Meersburg am Bodensee, gest. 21. Jan. 1842 in Mannheim, trat 1780 in ein schwäbisches Kreisinfanterieregiment, machte mehrere Feldzüge gegen Frankreich mit und wurde 1803 Major.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Lingg von Linggenfeld — Denkmal für Lingg von Linggenfeld in Bad Hersfeld Johann Baptist Georg Fidelius Lingk bzw. Lingg, seit 1827 Lingg von Linggenfeld (* 24. April 1765 in Meersburg am Bodensee; † 21. Januar 1842 in Mannheim) war Generalleutnant des g …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Baptist Lingg von Linggenfeld — Denkmal für Lingg von Linggenfeld in Bad Hersfeld Johann Baptist Georg Fidelius Lingk bzw. Lingg, seit 1827 Lingg von Linggenfeld (* 24. April 1765 in Meersburg am Bodensee; † 21. Januar 1842 in Mannheim) war Generalleutnant des …   Deutsch Wikipedia

  • Louis Lingg — 1886 Louis Lingg (* 9. September 1864 in Schwetzingen; † 10. November 1887 in Chicago) war ein deutscher Anarchist und Gewerkschafter, der im Gefängnis unter ungeklärten Umständen und nach offizieller Darstellung durch Selbstmord ums Leben kam,… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Lingg — Hermann Lingg, ca. 1860 Hermann (seit 1890 Ritter von) Lingg (* 22. Januar 1820 Lindau; † 18. Juni 1905 München), war ein deutscher Dichter. Als Lyriker und Epiker widmete er sich besonders dem Verfassen von Balladen, schrieb aber auch Dramen und …   Deutsch Wikipedia

  • Louis Lingg — (September 9, 1864ndash November 10, 1887) was a German anarchist who committed suicide while in jail, after being arrested as an agitator during the Haymarket Square bombing. [cite news |first= |last= |authorlink= |coauthors= |title=Bombs In… …   Wikipedia

  • Maximilian von Lingg — Dr.Maximilian von Lingg, Bischof von Augsburg Maximilian Joseph Lingg, seit 1902 Ritter von Lingg (* 8. März 1842 in Nesselwang; † 31. Mai 1930 in Füssen) war der 78. Bischof von Augsburg …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”