- Lahire
Lahire (spr. lă-īr'), 1) eigentlich Etienne Vignoles, franz. Heerführer, geb. um 1390, gest. 11. Jan. 1443. Als 1418 die Stadt Coucy an die Burgunder überging, stellte L. sich an die Spitze der Besatzung und schlug sich mit ihr durch den Feind. 1429 eilte er mit Jeanne d'Arc dem bedrängten Orléans zu Hilfe und zeichnete sich bei Jargeau und Patay durch seine stürmische Tapferkeit aus. 1431 drang er bis Rouen vor, um die gefangene Johanna zu befreien. Er fiel hierbei selbst in die Hände der Engländer, entkam jedoch bald wieder und verheerte nun unablässig die von Engländern und Burgundern besetzten Provinzen. Seine romantische Tapferkeit und seine Anhänglichkeit an die Jungfrau von Orléans waren die Ursache, daß sein Name L., der im burgundischen Dialekt das Knurren eines Hundes bedeutet und L. wegen seines rauhen Wesens gegeben war, dem Coeurbuben in der französischen Karte beigelegt wurde.
2) Philippe de, Mathematiker, geb. 18. März 1640, gest. 21. April 1718 in Paris, war anfangs Maler, erhielt dann Unterricht in der Mathematik von Desargues und wurde 1678 Mitglied der Akademie. Er setzte die Picardsche Gradmessung fort und beteiligte sich an der auf Befehl Colberts und Louvois' herausgegebenen Karte Frankreichs. Sein Hauptwerk sind die 1685 erschienenen »Sectiones conicae«. Fast alle jetzigen sogen. elementaren Bearbeitungen der Kegelschnitte gehen bewußt oder unbewußt auf L. zurück. Von L. stammt auch die Wasserversorgung der Stadt Versailles durch Benutzung des Flusses Eure. Vgl. Chasles, Aperçu historique, etc. (3. Aufl., Par. 1889); E. Lehmann, De la Hire und seine »Sectiones conicae« (Leipz. 1888–90, 2 Tle.); M. Cantor, Vorlesungen über Geschichte der Mathematik, Bd. 3 (2. Aufl., das. 1901).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.