Karawanenhandel

Karawanenhandel

Karawanenhandel, die Art des Handels, bei der die Beförderung von Waren durch Karawanen stattfindet, wie sie namentlich in Asien und Afrika seit alters betrieben wird. Während ein großer Teil von Asien und Nordafrika fast ausschließlich auf Kamel und Dromedar als Verkehrsmittel angewiesen ist, treten in Nordasien Pferd, Hund und Renntier, im Himalaja Yak und Schaf, im tropischen Afrika und auf den malaiischen Inseln der Mensch, in Südamerika das Maultier und in den Anden das Lama an seine Stelle. Ganz Vorderasien, die arabisch-kaspischen Steppen, die Kirgisensteppe und das Balchaschgebiet überspannend, reicht die Zone des Kamels über Innerasien bis nach Indien (Powindahkarawanen), Tibet und China hinein, selbst ganz Nordwestchina nördlich vom Yangtsekiang ist auf das Kamel als Verkehrsmittel angewiesen. Doch tritt in Persien vielfach das Maultier an seine Stelle, in Sibirien das Pferd und der Renntier- oder Hundeschlitten. Die wichtigste Karawanenstraße Zentralasiens zieht von Taschkent ins Ilital nach Kuldscha, dem größten Markt im nördlichen Tiënschan, folgt diesem Gebirge ostwärts und überschreitet es zwischen Barkul und Chami. Dann beginnt die Wüstenreise nach Sutschoufu, von wo die Straße den Nordrand des Nanschangebirges begleitet, bis sie den Huangho bei Lantschau erreicht. Das ist die berühmte Jiemönnpassage, die verhältnismäßig bequem aus Westasien nach China führt. Von Lantschau durchläuft sie Kansu und Nordschensi in der Richtung nach Singanfu im Tal des Hweiho, von wo die Waren einerseits nach Peking, anderseits nach dem Yangtsekiang gebracht werden. Eine zweite große Karawanenstraße, die den Handel zwischen China und Sibirien vermittelt, führt von Kiachta über Urga nach Kalgan und Peking. In Nordafrika ist das Kamel gleichfalls das Verkehrsmittel; die Zone der Dromedarkarawane reicht aus der Sahara bis in den Sudân hinein. Im zentralen tropischen Afrika wird das Kamel durch den Menschen abgelöst. Die Länder der Trägerkarawanen sind das ganze Kongobecken, die Hinterländer der Niederguineaküsten, teilweise auch die von Oberguinea, Ostafrika, das Seengebiet, das Obernilgebiet, die Länder zwischen dem Uëlle und dem Weißen Nil sowie alles Land bis südlich an den Sambesi und Kunene. Auch in Afrika haben sich, bedingt durch den Wüstencharakter der Sahara, über die nur wenige durch Anlage von Brunnen gangbare Wege führen, den Steppencharakter des Ostens und die Urwälder des Innern und des Westens sowie wegen der Notwendigkeit des Zusammenschlusses zahlreicher Menschen zu einer Expedition bestimmte Pfade herausgebildet, auf denen sich der Handel und Verkehr zwischen den einzelnen Ländern bewegt. Die Karawanenstraßen Afrikas vgl. Artikel »Afrika«, S. 146. In neuester Zeit hat der K. einige Einbuße erlitten durch die Eröffnung der Dampfschiffahrt auf tief ins Land eindringenden Flüssen sowie durch die Anlage von Eisenbahnen. Übrigens kann auch von einem K. zur See während des Altertums und Mittelalters gesprochen werden, indem damals zu gegenseitiger Sicherung vor Seeräubern eine Anzahl von Kauffahrteischiffen bei gemeinsamer Fahrt sich zu einer Admiralschaft zusammenschloß oder von Kriegsschiffen (Convoi) begleiten ließ. Vgl. Andree, Geographie des Welthandels, 2. Aufl., Bd. 1, S. 93 bis 306 (Stuttg. 1877).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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