Isenburg [1]

Isenburg [1]

Isenburg (Ysenburg), fürstliche und gräfliche Standesherrschaft, liegt teils in dem preuß. Regbez. Kassel, teils in den großherzoglich hessischen Provinzen Starkenburg und Oberhessen, umfaßt 990 qkm mit etwa 58,000 Einw., wovon auf Preußen 250 qkm kommen, und zerfällt in die Besitzungen des Fürsten von I.-Birstein (470 qkm, mit den Residenzen Birstein und Offenbach), der Fürsten von I.-Büdingen (250 qkm, mit der Residenz Büdingen) und I.-Wächtersbach (138 qkm, mit der Residenz Wächtersbach) und der Grafen von I.-Meerholz (110 qkm, mit der Residenz Meerholz). Das Stammhaus des Geschlechts von I. war Isenburg bei Koblenz, das im 13. Jahrh. bei einem Streite des Besitzers mit dem Erzbischof von Köln geschleift, später jedoch als Nieder-I. wieder aufgebaut wurde. Als Ahnherr des Hauses erscheint 993 der Graf Gerlach im Niederlahngau. Rembolds I. (um 1100) Söhne gründeten die Linien Limburg, I. und Kempenich. Diese spalteten sich später mehrfach, jedoch starb die Linie Kempenich schon 1424 und die ältere Linie I. 1664 aus. Zu Ende des 15. Jahrh. war von der Linie Limburg nur der Zweig Büdingen übrig, der sich 1511 in die Linien Ronneburg und Birstein teilte. Erstere starb 1601 aus, letztere spaltete sich 1631 in die Zweige I.-Offenbach und I.-Büdingen, deren Stifter die Grafen Wolfgang Heinrich (gest. 1635) und Johann Ernst (gest. 1673) waren. Mit Wolfgang Heinrichs Enkel Johann Philipp starb 1718 die Hauptlinie Offenbach aus, doch begründete sein zweiter Enkel, Wilhelm Moritz (gest. 1711), die Linie I.-Birstein und dessen zweiter Sohn, Wilhelm Moritz (gest. 1772), die Linie I.-Philippseich. In I.-Birstein wurde Graf Wolfgang Ernst I., der Sohn des Stifters, 1744 gefürstet; sein Urenkel, der Fürst Karl Friedrich Ludwig Moritz (geb. 1766, gest. 1820), trat im Juli 1806 dem Rheinbund bei, warb für Napoleon ein Fremdenregiment und erhielt die Souveränität über die drei jüngern, damals gräflichen Linien sowie über die Grafen von Schönborn-Hausenstamm und Lerchenfeld. Nach Auflösung des Rheinbundes kam I. zunächst an Österreich und von diesem an das Großherzogtum Hessen, das es z. T. durch Tausch an Kurhessen abtrat. Haupt dieser Linie ist Fürst Franz Joseph (geb. 1. Juni 1869), da sein älterer Bruder, Leopold (geb. 10. März 1866), verzichtete; ihr Vater, Fürst Karl (gest. 4. April 1899), wurde 1861 katholisch und beteiligte sich an der ultramontanen Propaganda. Die gräfliche Linie Ysenburg-Philippseich wird gegenwärtig durch Graf Ferdinand (geb. 15. Okt. 1841) repräsentiert. Die gräfliche Linie I.-Büdingen zerfiel 23. Juli 1687 in die Zweige I.-Büdingen in Büdingen, I.-Büdingen in Wächtersbach, I. -Büdingen in Meerholz und I.-Büdingen in Marienborn, von denen der letzte schon 1725 erlosch. Die erstgenannte Linie wurde 9. April 1840 vom Großherzog von Hessen gefürstet; gegenwärtiger Fürst ist Bruno (geb. 14. Juni 1837). Der Zweig Ysenburg und Büdingen in Wächtersbach erhielt 17. Aug. 1865 kurhessischerseits die fürstliche Würde; sein Haupt ist Fürst Friedrich Wilhelm (geb. 17. Juni 1850). Haupt der gräflichen Linie Ysenburg und Büdingen in Meerholz ist Graf Gustav (geb. 18. Febr. 1863), wie der vorher genannte erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses. Vgl. Simon, Geschichte des reichsständischen Hauses I. und Büdingen (Frankf. a. M. 1864–65, 3 Bde.); M. Mayer, Geschichte der Mediatisierung des Fürstentums I. (Münch. 1891).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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