- Irisglas
Irisglas (irisierendes Glas), an der Oberfläche in Regenbogenfarben schimmerndes Glas, entsteht in Pferdeställen, in denen Ammoniak viele Jahre auf die Fensterscheiben eingewirkt, auch zeigt Glas, das sehr lange im Erdboden gelegen hat, eine blinde verwitterte, mehr oder weniger irisierende Oberfläche mit losen, leicht abwischbaren, besonders stark farbenglänzenden Schuppen. Hadrian kannte derartige Gläser (allassontes versicolores), ob zu seiner Zeit ausgegrabene alte oder damals hergestellte, künstlich mit Irisglanz versehene, weiß man nicht. Seitdem sind irisierende Gläser niemals erwähnt worden. 1873 stellte die Glashütte von I. G. Zahn in Zlatno sehr schönes I. mit vollkommener Durchsichtigkeit und durchaus glatter, glasglänzender Oberfläche in Wien aus. Solches Glas, das einer Seifenblase gleicht, wird erhalten, wenn man die heißen Gläser, wie sie vom Glasofen kommen, den Dämpfen aus einer erhitzten Mischung von salpetersaurem Baryt, salpetersaurem Strontian und Zinnchlorür aussetzt. Man benutzt hierzu ein eisernes Gefäß, dessen Boden durch Kohlenfeuer erhitzt wird, und dessen ausklappbarer Deckel mit einer Öffnung für den Hals der Glasbläserpfeife versehen ist. Die Einwirkung darf nur einige Sekunden dauern. Worauf sie beruht, ist noch nicht sicher ermittelt. Durch Abänderung der Chemikalien (Silber-, Wismutnitrat) und der Temperatur kann man die Farben, in denen das Glas irisiert, beliebig ändern. Bei geschliffenen Sachen wird auch ein dünner Goldüberzug angewendet. Am besten eignen sich Kristallglas, Hyalithglas und die halbsatten Farbengläser zur Darstellung von I. Ein dem ausgegrabenen alten ähnliches Glas mit rauher irisierender Fläche kann man künstlich erzeugen, indem man das Glas unter einem Druck von 2–5 Atmosphären mit verdünnter Salzsäure erhitzt (Cypernglas). Eine andre, von dem Amerikaner Tiffany seit 1893 auf den Markt gebrachte Art von I., das Favrilleglas, erzielt viel großartigere Effekte, raubt aber dem Glas eine seiner wesentlichsten Eigenschaften, die Durchsichtigkeit. Diese mit Hilfe von ausgemalten harzsauren Salzen, besonders Wismutverbindungen, in großer Vollkommenheit auch in der deutsch-böhmischen Glashütte von Klostermühle und dann in andern Hütten hergestellten Gläser erzielt, indem man die drei angegebenen Verfahren miteinander kombiniert, ungemein mannigfaltige, abwechselungsreiche Wirkungen vom Irisglanz antiker Ausgrabungen bis zu den leuchtendsten Kolibrifedern, doch ist der Vorwurf der Materialwidrigkeit nicht abzuweisen.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.