Handelsgeographische Gesellschaften

Handelsgeographische Gesellschaften

Handelsgeographische Gesellschaften sind Vereinigungen, die gleich den geographischen Gesellschaften die Erweiterung und Verbreitung geographischer Kenntnisse anstreben, aber dabei praktische Ziele verfolgen, indem sie die Ausfuhr zu heben, die Auswanderung in geeignete Gebiete zu lenken und die Kolonisation zu fördern suchen. In Deutschland hatte zwar bereits die 1873 gegründete Geographische Gesellschaft in Hamburg die Erweiterung des Handels als eine ihrer Aufgaben hingestellt; deutlicher ausgesprochen war indes das Programm des 1878 begründeten Zentralvereins für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen im Ausland in Berlin. Er wollte einen regen Verkehr zwischen den im Ausland lebenden Deutschen und dem Mutterland anbahnen sowie Aufklärung verbreiten über die natürlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse der Länder, wo Deutsche angesiedelt sind. Die Auswanderung sollte nach solchen Ländern gefördert werden, die der Ansiedelung Deutscher und der Erhaltung des Deutschtums günstig sind. Auf diese Weise dachte der Verein die Anlage von Handels- und Schiffahrtsstationen und die Begründung deutscher Kolonien bewirken zu können. Der Verein hat seinen Hauptsitz in Berlin und Zweigvereine innerhalb und außerhalb Deutschlands, von denen die zu Stuttgart und Barmen (Westdeutscher Verein für Kolonisation und Export) sich eine selbständige Stellung gewahrt haben. Sein Organ ist die Wochenschrift »Export«; auch erschienen in zwanglosen Heften die »Geographischen Nachrichten für Welthandel und Volkswirtschaft«. Ähnliche Zwecke verfolgt die 1882 begründete Deutsche Kolonialgesellschaft mit vielen Abteilungen innerhalb und außerhalb Deutschlands (Organ: »Deutsche Kolonialzeitung«) sowie der Verein für deutsche Auswandererwohlfahrt in Hannover (bis 1903). In Österreich besteht seit 1874 das Orientalische Museum in Wien, das sein Augenmerk vornehmlich auf den Orient richtet und außer der »Österreichischen Monatsschrift für den Orient« auch eine Wochenschrift: »Das Handels-Museum«, herausgibt. In Frankreich, wo die erste derartige Gesellschaft gegründet wurde, bestehen jetzt h. G. in Paris (seit 1873 als Kommission der Société de géographie, seit 1876 selbständig, mit Sektion in Cayenne), Bordeaux (seit 1874, mit Sektionen in Agen, Bergerac, Blaye. La Rochelle, Mont-de-Marsan, Périgueux und Tarbes), in Nantes (1882), Havre (1884) und St.-Nazaire (1886). In der Schweiz bestehen die Ostschweizerische Geographisch-kommerzielle Gesellschaft zu St. Gallen (1878) und die Mittelschweizerische Geographisch-kommerzielle Gesellschaft zu Aarau (1884), in Italien die Società d'esplorazione commerciale in Africa zu Mailand (1879), mit einem Zweigverein in Cremona, in Spanien die Sociedad española de geografia comercial zu Madrid (1885) und in Portugal die Sociedade de geografia comercial zu Porto (1880).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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