- Hammer-Purgstall
Hammer-Purgstall, Joseph, Freiherr von, Orientalist, geb. 9. Juni 1774 in Graz als Sohn des Gubernialrats Joseph v. Hammer, gest. 23. Nov. 1856 in Wien, empfing seine Ausbildung hauptsächlich auf der orientalischen Akademie in Wien, machte als Dolmetsch und Sekretär unter Sidney Smith den Feldzug gegen die Franzosen in Ägypten mit, wurde 1802 Legationssekretär für Konstantinopel, erhielt 1807 eine Stelle bei der Hofkanzlei in Wien, rückte 1817 zum Hofrat auf und wurde 1835, nachdem er Hainfeld, die in Steiermark gelegene Fideikommißherrschaft der kinderlosen Gräfin Purgstall, ererbt, unter dem Namen H.-P. in den erbländischen Freiherrenstand erhoben. Seine vielseitige, nur leider sehr oberflächliche Kenntnis der türkischen, arabischen und persischen Philologie sowie der meisten abendländischen Sprachen, verbunden mit ungewöhnlicher Arbeitskraft, machte ihn zu einem seinerzeit viel genannten, jetzt aber fast schon ganz antiquierten Interpreten der schönen und geschichtlichen Literatur des Orients. Seine hauptsächlichsten Werke sind: »Des osmanischen Reiches Staatsverfassung und Staatsverwaltung« (Wien 1815, 2 Bde.); »Geschichte der schönen Redekünste Persiens« (Wien 1818); »Geschichte des osmanischen Reiches« (2. Aufl.; neue Ausg., Pest 1840, 4 Bde.); »Geschichte der osmanischen Dichtkunst« (das. 1836–1838, 4 Bde.); »Gemäldesaal der Lebensbeschreibungen großer moslimischer Herrscher« (Darmst. 1837–39, 6 Bde.); »Geschichte der Goldenen Horde in Kiptschak« (Pest 1840); »Geschichte der Ilchâne« (Darmst. 1842 bis 1843, 2 Bde. u. Register); »Literaturgeschichte der Araber« (Wien 1850–56, 7 Bde.) u. a. Ferner gab H. verschiedene orientalische Texte mit Übersetzung heraus, namentlich des türkischen Dichters Fasli »Gül u Bülbül« (Pest 1834), des Persers Mahmûd Schebisteri mystisches Gedicht »Rosenflor des Geheimnisses« (das. 1838), das alttürkische Lehrgedicht »Der Falknerklee« (das. 1840) u. a. Aus dem Persischen übersetzte H. den Diwan des Hafis (Stuttg. u. Tübing. 1812–13, 2 Bde.), aus dem Arabischen teilweise die »Märchen der 1001 Nacht« (das. 1823–24, 3 Bde.), aus dem Türkischen die lyrischen Gedichte des Baki (Wien 1825) u. a. H. veröffentlichte außerdem ein »Leben des Kardinals Khlesl« (Wien 1847–51, 4 Bde.), eine »Porträtgalerie des steiermärkischen Adels« (das. 1855) und verschiedene andre Werke nicht orientalistischen Inhalts. Endlich begründete er mit Graf Rzewuski die »Fundgruben des Orients« (Wien 1810–19, 6 Bde.). Vgl. Gräffer, Historisch-bibliographisches Bunterlei (Brünn 1824); Schlottmann, Joseph von H., ein kritischer Beitrag (Zürich 1857); Ahlwardt, Chalef elahmar's Qaßide etc., nebst Würdigung J. v. Hammers als Arabisten (Greifsw. 1859).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.