- Rzewuski
Rzewuski (spr. rschew-), Henryk, poln. Schriftsteller, geb. 3. Mai 1791 zu Slawuta in Wolynien aus einem alten Magnatengeschlecht, gest. 26. Febr. 1866 auf seinem Gute Cudnowo im Gouv. Shitomir, wurde größtenteils in St. Petersburg erzogen und lebte von 1817 an meist im Ausland. In Italien, wo er vier Jahre (1829–32) zubrachte, weckte Mickiewicz, mit dem er bereits 1825 die Krim bereist hatte, das schriftstellerische Talent in ihm. Seine erste Publikation waren die »Denkwürdigkeiten des Pan Severin Soplica« (Par. 1839, 4 Bde.; umgearbeitet, Wilna 1844 u. 1845; deutsch von Löbenstein in Reclams Universal-Bibliothek, Leipz. 1876), eine Reihe das alte polnische Adelsleben verherrlichender Erzählungen, die als wirkliche Memoiren aufgenommen und mit Entzücken gelesen wurden. Nach seiner Rückkehr in die Heimat verwaltete R. 1832–36 das Wahlamt eines Adelsmarschalls im Kreise Shitomir, wandte sich dann, zu schroff reaktionären Ansichten gelangt, der Journalistik zu, zuerst (1849) in St. Petersburg, dann in Warschau, wo er lange Jahre hindurch den von der russischen Regierung unterstützten »Dziennik Warszawski« herausgab. Von seinen Romanen ist »Listopad« (»November-, Petersb. 1845–46; deutsch von Bachmann u. d. T.:. Der Fürst Mein Liebchen und seine Parteigänger«, Berl. 1856) der beste. Seine übrigen Erzählungen: »Das Krakauer Schloß« (deutsch, Berl. 1857), »Adam Śmigielski« (deutsch: »Kerkerwonne«, das. 1858) etc., hatten nur geringen Erfolg. Unter dem Namen Jarosz Bejla schrieb er »Mieszaniny obyczajowe« (»Moralische Miszellen«, Wilna 1841–43), die großen Widerspruch erregten. Geradezu abstoßend wirkten die »Denkwürdigkeiten des Bartholomäus Michalowski« (Petersb. 1858, 8 Tle.), weil er darin die Konföderation von Targowicza verherrlichte. Aus seinem Nachlaß erschienen die Fragmente einer Geschichte der Zivilisation u. d. T.: »Próbki historyczne« (»Historische Proben«, 1868).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.