- Mergentheim
Mergentheim (Mergenthal, ursprünglich Marienthal), Oberamtsstadt im württemberg. Jagstkreis, früher mit den Umgebungen die bedeutendste der elf Balleien des Deutschen Ordens, die 550 qkm (10 QM.) mit 32,000 Einw. umfaßte, liegt im Taubertal im Knotenpunkt der badischen, bez. württemberg. Staatsbahnlinien Lauda-M. und Krailsheim-M., 208 m ü. M., hat eine evangelische und 3 kath. Kirchen, Synagoge, ein großartiges Schloß mit naturhistorischen Sammlungen und dem Archiv des Deutschen Ordens (jetzt zugleich Kaserne), eine Latein- und Realschule, Amtsgericht, Forstamt, Gerberei, Fabrikation von Parkettboden und landwirtschaftlichen Maschinen, eine Kunstmühle, Weinbau (Tauberwein) und (1905) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 122) 4535 Einwohner, darunter 1745 Evangelische und 255 Juden. Die dortige Heilquelle (»Karlsbad«) ist eine kochsalz- und glaubersalzhaltige Bitterquelle von 10,5° mit wenig Kohlensäure und kohlensaurem Eisenoxydul. – M. (Mariae domus) erscheint 1058 als Hauptort einer Grafschaft im Besitz des Geschlechts der spätern Grafen von Hohenlohe, die nach 1219 einen großen Teil ihrer Besitzungen in M. und Umgegend dem Deutschen Orden übertrugen, woraus dann die Kommende M. erwuchs. M. gehörte zur Ballei Franken, und schon im 14. Jahrh. wurden mehrere der Deutschmeister dort beigesetzt.
1387 wurde hier der große Heidelberger Bund verlängert. 1443 entstand hier unter Führung des Markgrafen Albrecht von Brandenburg ein Fürstenbund gegen die Reichsstädte. Nach der Säkularisation des Deutschen Ordens in Preußen (1525) wurde M. ständiger Sitz des Deutschmeisters und blieb es bis zur Aufhebung des Ordens (1809). Auch der Johanniterorden hatte in M. eine Kommende. 1631 wurde die Stadt durch die Schweden unter Horn eingenommen. Am 5. Mai 1645 hier und bei dem nahen Dorf Herbsthausen Sieg der Kaiserlichen unter Mercy über Turenne. Hier lebte 1843–51 Ed. Mörike (s. d.); eine Gedenktafel am Haus am Markt erinnert seit 1904 daran. Vgl. Höring, Das Karlsbad bei M. (Mergentheim 1887); Schmitt, Garnisongeschichte der Stadt M. (Stuttg. 1895).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.