Hébert

Hébert

Hébert (spr. ebǟr), 1) Jacques René, einer der berüchtigtsten Schreckensmänner der französischen Revolution, geb. 1755 in Alençon, gest. 24. März 1794, kam jung nach Paris, wo er sich als Bedienter und Billettkontrolleur seinen Unterhalt erwarb. Nicht ohne Geist, von gewinnendem Äußern, aber kynisch frivol, gehörte er seit Ausbruch der Revolution zu den radikalsten Mitgliedern des Jakobinerklubs. Seit 1789 redigierte er das durch ganz Frankreich verbreitete Blatt »Le Père Duchesne«, das in rohester Sprache das Volk zu blutigen Gewalttaten aufreizte, ward infolge der Ereignisse vom 10. Aug. 1792 Mitglied des revolutionären Gemeinderats und Substitut Chaumettes als Generalprokurator der Kommune und spielte bei den Septembermetzeleien eine hervorragende Rolle. Mit dem Maire Pache und andern Jakobinern stiftete er eine Verschwörung gegen die Girondisten an, ward deshalb 24. Mai 1793 verhaftet, aber vom Volk wieder befreit. Später stand er mit Chaumette an der Spitze der Hébertisten, jener Faktion, die alle Gewalt auf die Pariser Kommune übertragen wollte, die Abschaffung des Gottesdienstes und die Einführung des Kultus der Vernunft betrieb, sogar Danton und Robespierre der Verletzung der Freiheit und der Menschenrechte anklagte. Auf Veranlassung Robespierres ward er mit vielen seiner Anhänger guillotiniert. Vgl. Brunet, Le Père Duchesne d'Hébert (Par. 1857).

2) Edmond, Geolog, geb. 12. Juni 1812 in Villefargeau (Yonne), gest. 4. April 1890 in Paris, ward 1833 Lehrer, später chemischer Präparator an der Normalschule, 1852 Direktor des naturwissenschaftlichen Unterrichts, 1857 Professor der Geologie an der Sorbonne. Er schrieb: »Les mers anciennes et leurs rivages dans le bassin de Paris« (1857); »Mémoire sur les fossiles de Montreuil-Bellay« (1861); »Matériaux pour servir à la description du terrain crétacé supérieuren France« (1875); »Notions générales de géologie« (1883).

3) Ernest, franz. Maler, geb. 3. Nov. 1817 in Grenoble, kam 1835 nach Paris, um die Rechte zu studieren, arbeitete aber gleichzeitig in der Werkstatt des Bildhauers David d'Angers und später bei Delaroche. 1839 errang er mit der Findung von Josephs Becher in Benjamins Sack den römischen Preis und ging dann nach Rom, wo er fünf Jahre blieb. Nach seiner Rückkehr machte er sich durch Gemälde aus dem italienischen, Volksleben bekannt, unter denen die Malaria, ein auf dem Tiber mit fieberkranken Männern und Frauen dahingleitendes Boot (1850, im Luxembourg-Museum), das bedeutendste ist. Dann malte er den Judaskuß (1853), machte in der Dresdener Galerie neue Studien und befestigte sich durch sie in seiner Richtung, wie die Mädchen von Alvito und die Fienarolen (Heuverkäuferinnen) von Sant' Angelo (1857) beweisen. Im Salon von 1859 stellte er zwei Brunnenszenen aus: Frauen von Cervara (im Luxembourg-Museum) und Rosa Nera, in der Weltausstellung 1867 vier Bildnisse, 1869 la Pastorella und la Lavandara. In den spätern Jahren wendete er sich der religiösen und allegorischen Malerei zu (Mater dolorosa, heil. Agnes, die Muse des Nordens). Héberts eigentliches Gebiet ist das italienische Genrebild, das er durch eine sentimentale Auffassung interessant zu machen sucht. Ende 1866 wurde er Direktor der französischen Akademie zu Rom, wo er bis 1873 blieb, und 1874 Mitglied des Instituts. Nachdem er nochmals 1855–91 Direktor der Akademie in Rom gewesen, behielt er dort seinen Wohnsitz.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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