Dämpfigkeit

Dämpfigkeit

Dämpfigkeit, ein mit 14tägiger Gewährfrist belegter Hauptmangel der Pferde. Nach der kaiserlichen Verordnung, betreffend die Hauptmängel und Gewährfristen im Viehhandel, ist als D. anzusehen: die Atembeschwerde, die durch einen chronischen, unheilbaren Krankheitszustand der Lungen oder des Herzens verursacht wird. Nach dem Sitz des Leidens zerfällt die D. demnach in Lungen- und Herzdämpfigkeit, deren praktische Unterscheidung jedoch nicht immer möglich und auch nebensächlich ist, da es allein auf ihre gleiche Wirkung, die den Gebrauch der Pferde beeinträchtigende Atembeschwerde, ankommt. Die D. wird durch verschiedenartige Krankheitszustände veranlaßt, durch Emphysem (Asthma des Menschen), chronischen Bronchialkatarrh und chronische Verdichtungen des Lungengewebes sowie durch Herzklappenfehler und sonstig-die normale Herztätigkeit beeinträchtigende Verhältnisse. Alle diese Zustände bewirken eine Atembeschwerde, die Herzfehler deshalb, weil die Atmung von gleichmäßigem Zusammenwirken des Herzens mit der Lunge abhängt. Die Atembeschwerde zeigt sich in der Regel erst bei der Bewegung, weil diese größere Ansprüche an Herz und Lunge stellt. Zur Untersuchung auf D. muß daher das Pferd geritten oder gefahren werden. Je nach dem Grade der Anstrengung steigert sich dabei die Zahl der Atemzüge auch beim gesunden Pferd, um jedoch beim Stillstehen ziemlich rasch wieder auf die Norm (12 in der Minute) zu sinken. Bei D. ist die Steigerung bedeutender, und die Beruhigung verzögert sich viel länger. Auch erscheinen die Atemzüge mühsam, und infolge starker Zusammenziehung der Bauchmuskeln (Flanken) bildet sich bei der Ausatmung eine Rinne (Dampfrinne) unterhalb der Rippen. Die D. kann nur von einem Sachverständigen gültig festgestellt werden. Bei der Untersuchung, die zur Sicherheit an mehreren Tagen wiederholt wird, muß das Pferd frei von Fieber und Katarrh der obern Luftwege sein. Mit der D. hat das Kehlkopfpfeifen wesentliche Eigenschaften gemeinsam, wird aber als ein besonderer Fehler auch in den gesetzlichen Bestimmungen unterschieden. Veraltete Benennungen für D. sind Keuchen, Engbrüstigkeit, Bauchschlägigkeit (wegen der starken Bauchbewegung beim Atmen), auch Schlagebauch (Schlebäuchen), Hartschlägigkeit (soviel wie Herzschlagen), Herzschlechtigkeit (dasselbe), Heuschlechtigkeit (weil angeblich schlechtes Heu D. erzeugt), Dampf, Dumpfigkeit (wahrscheinlich die ursprüngliche Bezeichnung, von dumpf entlehnt). Hartschnaufigkeit und Rohren, s. Kehlkopfpfeifen. Vgl. Dieckerhoff, Gerichtliche Tierarzneikunde (3. Aufl., Berl. 1901).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Dämpfigkeit — Dạ̈mp|fig|keit 〈f. 20; unz.; Vet.〉 chronische Atemnot (bes. des Pferdes) * * * Dạ̈mp|fig|keit, die; , en: krankhafte Kurzatmigkeit bei Pferden. * * * Dämpfigkeit,   Hartschlägigkeit, Bauchschlägigkeit, zu den Hauptmängeln des Pferdes rechnende… …   Universal-Lexikon

  • Dämpfigkeit, die — Die Dämpfigkeit, plur. inus. S. Dampf 2 …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Dämpfigkeit — Dạ̈mp|fig|keit, die; (Atembeschwerden bei Pferden) …   Die deutsche Rechtschreibung

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  • Gewährsmangel — Als Hauptmangel (auch Gewährsmangel) werden Viehkrankheiten und Pferdekrankheiten bezeichnet, welche bis 1. Januar 2002 im Kaufrecht einer Sonderregelung unterlagen. Die Regelung war unter den §§ 481 bis 492 alter Fassung des deutschen… …   Deutsch Wikipedia

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