- Brontē
Brontē, Charlotte, engl. Romanschriftstellerin, geb. 21. April 1816 zu Thornton in Yorkshire, wo ihr Vater, ein exzentrischer Irländer, Prediger war, gest. 1. April 1855 in Haworth. Sie erhielt einen Teil ihrer Schulbildung (1824 u. 1825) in Cowans Bridge unweit Leeds, schrieb schon im 13. Jahr Erzählungen und Gedichte, besuchte 1831 u. 1832 das Institut Roe Head bei Heckmondwike in Yorkshire und war 1835–1838 selbst Lehrerin an dieser Anstalt. Nachdem sie 1839–41 eine Gouvernantenstelle bekleidet, weilte sie 1842–44 in Brüssel, wo sie eine Anstellung als Lehrerin der englischen Sprache erhielt. Müde dieses Berufs, kehrte sie heim und trat zugleich mit ihren Schwestern Emily und Anna als Schriftstellerin hervor. Charlotte, die bedeutendste, nannte sich Currer Bell, Emily (geb. 1819, gest. 1848) Ellis Bell und Anna (geb. 1822, gest. 1849) Acton Bell. Gemeinschaftlich gaben die drei Schwestern »Poems« heraus (1846). Der erste gedruckte Roman Charlottes, »Jane Eyre« (1847), der ihre Jugendjahre widerspiegelt, erregte durch Schärfe der Charakteristik und sinnige Auffassung des realen Lebens großes Aufsehen und wurde bald auch in Übersetzungen über den Kontinent verbreitet; Charlotte Birch-Pfeiffer bearbeitete ihn u. d. T. »Die Waise von Lowood« für die Bühne. Nachdem B. innerhalb eines Jahres ihre Schwestern verloren, schrieb sie ihren zweiten Roman: »Shirley« (1849), der unter ihren Werken mit Recht den meisten Beifall gefunden hat, indem sich in ihm in lebendigerer Sprache eine mannigfaltigere Welt als in den andern darstellt und die Schilderungen des Provinziallebens und der Arbeiterbevölkerung in der Zeit der Kontinentalsperre selbst kulturgeschichtliches Interesse haben. Nunmehr bekannte sie sich öffentlich zu ihrem wahren Namen. Sie gab dann Romane ihrer verstorbenen Schwestern mit einer Auswahl ihres literarischen Nachlasses und biographischen Notizen heraus (»Wuthering heights and Agnes Gray, etc.«, 1850, 3 Bde.). Ihr dritter Roman: »Villette« (1852), der ihre Erfahrungen in Brüssel wiedergibt, ist nur im Detail gelungen. Obgleich seit früher Jugend kränklich, verheiratete sie sich doch noch 1854 mit Arthur Bell Nicholls, dem Hilfsprediger ihres Vaters, starb indes bald darauf. Nach ihrem Tod erschien noch ihre früheste Novelle: »The Professor« (1857). In England zählt man sie zu Thackerays Schule, den sie selbst als ihren Meister verehrte. Ihre auch wiederholt ins Deutsche übersetzten Werke erschienen zuletzt in 6 Bänden (1900, mit Einleitung von Mrs. H. Ward). Vgl. Mrs. Gaskell, Life of Charl. B. (Lond. 1857, 2 Bde.; neue Ausg. 1901); Reid, Charl. B. (1877); Swinburne, Note on Charl. B. (2. Aufl. 1894); P. Bayne, Two great English women (1880); Robinson, Emily B. (2. Aufl. 1889); F. Leyland, The B. family (1885, 2 Bde.); Schorter, Charl. B. and her circle (1896); M. Harland, Charl. B. at home (1899); Bonnell, Charlotte B., George Eliot, Jane Austen: studies in their works (1902).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.