- Reid
Reid (spr. rīd), 1) Thomas, schott. Philosoph, geb. 26. April 1710 zu Strachan in der schottischen Grafschaft Kincardine, gest. 7. Okt. 1796, studierte Theologie, wurde 1737 Pfarrer zu New Machar in Aberdeenshire, 1752 Professor der Moralphilosophie am King's College in Aberdeen und 1764 in Glasgow, trat jedoch 1780 von seinem Amte zurück. R. ist der Urheber der Philosophie des sogen. gefunden Menschenverstandes (common sen se), die er dem von ihm so genannten »Idealsystem«, d. h. der Lehre, daß wir keine äußern Dinge, sondern nur »Ideen« (Eindrücke in uns) wahrnehmen, entgegenstellte. Letztere, von Locke ausgegangen und von Berkeley fortgesetzt, führe, wie Humes Beispiel lehre, zum Skeptizismus und könne nur durch die Überzeugung des gefunden Menschenverstandes, daß die Natur uns sowohl von unserm eignen als von dem Dasein der sinnlichen Dinge außer uns eine unmittelbare Gewißheit gewähre, überwunden werden. Diese bildet mit einer Anzahl andrer theoretischer und praktischer »Grundwahrheiten« den unverlierbaren Besitz des »gefunden Menschenverstandes«, der durch keine wissenschaftliche Überlegung erschüttert, von dem aus aber alle dem Geiste wahrhaft fruchtbringende Wissenschaft abgeleitet werden könne. Ihre Ausbildung hat die sogen. schottische Schule (Beattie, Oswald, Thomas Brown, Dugald Stewart) und ihre Anhängerschaft in England, wo später James Mackintosh und besonders W. Hamilton diese Lehre mit andern Lehren zu verschmelzen suchten, und in Frankreich Maine de Biran, Jouffroy, Royer-Collard übernommen. Reids Hauptwerk ist: »An inquiry into the human mind on the principle of common sense« (Edinb. 1765; deutsch, Leipz. 1782). Dessen Inhalt wiederholte er weitläufiger in den »Essays on the intellectual powers of man« (Edinb. 1785, neue Ausg. 1884) und »Essays on the active powers of man« (das. 1788), die später als »Essays on the powers of the human mind« (Lond. 1803, 3 Bde.) zusammen erschienen. Gesamtausgaben seiner Schriften besorgten Dugald Stewart (Edinb. 1804, 4 Bde., mit Biographie) und Sir W. Hamilton (6. Aufl., Lond. 1863, 2 Bde.). Vgl. Ferrier, R. and the philosophy of common sense (im 2. Band seiner »Lectures«, Edinb. 1866); Mc Cosh, »The Scottish philosophy« (New York 1874); Fraser, Thomas R. (Lond. 1898).
2) Sir William, Meteorolog, geb. 1791 in Kinglassie (Fifeshire), gest. 31. Okt. 1858 in London, wurde in der Militärakademie zu Woolwich erzogen, diente bis 1814 in Spanien, kämpfte 1815 bei Waterloo und begleitete 1816 Lord Exmouth nach Algier. 1831 ging er zur Wiederherstellung der durch einen Sturm zerstörten Regierungsgebäude nach Barbados, 1838 wurde er zum Gouverneur der Bermudas, 1846 von Barbados und 1848 zum Kommandanten von Woolwich ernannt. 1851 war er Vorsitzender des Exekutivkomitees der Weltausstellung und, nachdem er geadelt worden, bis 1856 Gouverneur von Malta. Auf Barbados begann er meteorologische Studien, deren sehr bedeutsame Resultate er in dem Werke »An attempt to develop the law of storms, by means of facts arranged according to place and time« (1838, 3. Aufl. 1850) veröffentlichte. Die Fortsetzung dieser Studien auf den Bermudas und auf Barbados verarbeitete er in dem Werk »Progress of the development of the law of storms« (1849).
3) Mayne, engl. Romanschriftsteller für die »reifere Jugend«, geb. 1818 im Norden Irlands, gest. 22. Okt. 1883 in London. Neigung zum Abenteuerlichen führte ihn 1838 nach Nordamerika, 1846 in den Krieg gegen Mexiko. Seit 1849 in London, schrieb er eine lange Reihe von Erzählungen, unter anderm: »Rifle rangers« und »The scalp hunters« (1850), »The boy hunters« (1853), »The Quadroon« (1856), »The Maroon« (1862), »The white gauntlet« (1865), »The headless horseman« (1866), »Gwen Wynn« (1877). Diese Romane, meist auch in deutschen Bearbeitungen erschienen, fesseln durch lebendige Schilderungen eigner Erlebnisse und farbenreiche Skizzen von Land und Leuten, sind aber häufig in der Form schwach. Vgl. das von seiner Witwe herausgegebene »Memoir« (1890).
4) Sir Thomas Wemyß, engl. Schriftsteller, geb. 29. März 1842 in Newcastle upon Tyne, gest. 26. Febr. 1905, leitete als Journalist 1870–87 das große Provinzblatt »The Leeds Mercury« und wandte sich vornehmlich biographischen Arbeiten zu. Dahin gehören: »Cabinet portraits, sketches of statesmen« (1872), »Charlotte Bronté« (1877), »Politicians of to-day« (1879, 2 Bde.) und besonders die Biographien des verdienstvollen frühern Staatssekretärs William Edward Forster (1888, 2 Bde.; neue Ausg. 1895) sowie des Politikers und Schriftstellers Monkton Milnes, Lord Houghton (1891, 2 Bde.), des Lords Playfair (1899) und W. E. Gladstones (1899). Auch veröffentlichte er einige Romane, wie: »Gabrielle Stuart« (1883), »Gladys Fane« (1883, 6. Aufl. 1893) und außerdem »The land of the Bey: Tunis under the French« (1882). Vgl. S. J. Reid, Memoirs of Sir Wemyss R., 1842–1885 (Lond. 1905).
5) George Houstoun, austral. Staatsmann, geb. 25. Febr. 1845 zu Johnstone in Schottland, wurde 1379 Rechtsanwalt in Neusüdwales, kam 1880 in die Gesetzgebende Versammlung dieser Kolonie und blieb ihr Mitglied bis 1901, mit Ausnahme der Jahre 1884 und 1885. Nachdem er 1883–84 Minister des öffentlichen Unterrichts in Neusüdwales gewesen war und von 1891–94 die freihändlerische Opposition geleitet hatte, war er 1894 bis September 1899 Premierminister und Kolonialschatzmeister von Neusüdwales und löste im August 1904 den Arbeiterparteiler Watson als Premierminister des Bundesparlaments von Australien ab. Doch litt seine Freihandelspolitik durch die vereinigten Schutzzöllner und Arbeiter bereits im Juli 1905 Schiffbruch. Außer fünf Freihandelsbroschüren schrieb er: »New South Wales the mother colony of the Australias«.
6) Sir Robert, Lord Loreburn, engl. Jurist, geb. 1846, studierte in Oxford, wurde 1871 Rechtsanwalt in London und 1886 von den Liberalen ins Unterhaus gewählt. Er war vom Mai bis Oktober 1894 Solicitor general und vom Oktober 1894 bis zum Juni 1895 Attorney general im Ministerium Rosebery, vertrat 1899 Großbritannien vor dem Schiedsgericht im Streit mit Venezuela und wurde im Januar 1906 zum Lord-Kanzler im Kabinett Campbell-Bannerman ernannt und gleichzeitig als Baron Loreburn zum Peer erhoben.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.