- Boström
Boström, 1) Christoffer Jacob, schwed. Philosoph, geb. 1. Jan. 1797 in Piteå, gest. 22. März 1866 in Upsala, studierte daselbst, wurde 1824 Magister der Philosophie, 1833 Lehrer der königlichen Prinzen in Stockholm, 1837 Adjunkt in der philosophischen Fakultät in Upsala und war 1840–63 Professor der praktischen Philosophie daselbst. Er ist der selbständigste und hervorragendste Philosoph Schwedens, wollte aber nicht ein schreibender Lehrer des Publikums, sondern ein lebendiger Lehrer der akademischen Jugend sein; infolgedessen hat er wenig veröffentlicht. Seine Philosophie ist ein durchgebildeter »rationeller Idealismus«, wie er sie selbst nannte, und erinnert an Leibniz und Kant. Das Geistige ist nach B. das einzig Wirkliche, Gott ist absoluter Geist, unendliche Persönlichkeit; ist er absolut, so muß alles wahrhaft Seiende in ihm sein, indem die endlichen Wesen ewige Ideen Gottes sind, denen so wenig wie Gott selbst Raum und Zeit zukommen. Die sinnliche Welt ist nur für uns Erscheinung von der wirklichen geistigen Welt. So kommt es in der Ethik nicht darauf an, die Sinnlichkeit zu vernichten, sondern sie umzuwandeln in das Vernünftige, Geistige. In der Gesellschaftslehre hat B. Ähnlichkeit mit Krause. Wie der Einzelne ist auch die Gesellschaft eine Idee in Gott. Die einzig vernünftige Staatsform ist die konstitutionelle Monarchie; die einzelnen Staaten stehen in einem Staatensystem, die ganze Menschheit soll ein System von Staatssystemen werden. Die Schriften Boströms wurden herausgegeben von H. Edfeldt (Upsala 1883–1901, 3 Bde.). Vgl. Mätzner in den »Philosophischen Monatsheften«, 1869; Höffding, ebenda, 1879. – Seine bedeutendsten Schüler sind Sigurd Ribbing, Axel Nybläus, C. H. Sahlin, Reinhold Geijer, C. P. Wikner.
2) Erik Gustaf, schwed. Staatsmann und Großgrundbesitzer, Neffe des vorigen, geb. 11. Febr. 1842 in Stockholm, studierte 1861–63, erwarb sich in der Zweiten Reichstagskammer, der er seit 1875 angehörte, bald eine bedeutende Stellung, besonders bei Finanz- und Steuerfragen. Seit Mitte der 80er Jahre einer der Vorkämpfer der protektionistischen Bewegung in Schweden, ward er 1891 Chef des bis dahin von Åkerhielm (s.d.) geleiteten konservativ-schutzzöllnerischen Kabinetts. 1894–95 war er vorübergehend auch Minister der Finanzen, 1899 des Auswärtigen. Als Ministerpräsident hat B. im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrh. auf die innerpolitische, soziale, wirtschaftliche und militärische Entwickelung Schwedens sowie auf die Gestaltung von dessen Beziehungen zu Norwegen (s.d., Geschichte) großen Einfluß ausgeübt. Nach seinem Rücktritt (Spätsommer 1900) näherte er sich als Mitglied der Ersten Reichstagskammer (seit 1893) den Liberalen, bekämpfte mehrere Maßregeln seines Nachfolgers v. Otter (s.d.) und trat Anfang Juli 1902 als Ministerpräsident an die Spitze eines gemäßigt-liberalen Kabinetts.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.