- Wilken
Wilken, 1) Friedrich, Historiker, geb. 23. Mai 1777 in Ratzeburg, gest. 24. Dez. 1840 in Berlin, studierte Theologie, dann klassische und orientalische Philologie und Geschichte, ward 1800 Repetent der theologischen Fakultät in Göttingen, 1803 Erzieher des Fürsten Georg Wilhelm von Schaumburg-Lippe, den er auf die Universität Leipzig begleitete, 1805 Professor der Geschichte in Heidelberg und 1807 auch Direktor der Universitätsbibliothek. Als solcher vermittelte er 1815 in Rom die teilweise Rückgabe der im Dreißigjährigen Kriege von Tilly dem Papst geschenkten palatinischen Bibliothek. 1817 als Oberbibliothekar und Professor nach Berlin berufen, wurde W. 1819 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1829 deren ständiger Sekretär, dann preußischer Historiograph, Professor der Geschichte an der Kriegsschule und Rat im Oberzensurkollegium. 1826 bereiste W. studienhalber Italien, 1829 im Auftrage des Ministeriums Frankreich und England. Unter seinen Schriften, die meist die persische Sprache, für die er 1805 die erste deutsche Grammatik und Chrestomathie herausgab, und die Geschichte des Orients betreffen, hat die »Geschichte der Kreuzzüge« (Leipz. 1807–32, 7 Bde.) bleibenden Wert. Außerdem schrieb er: »Geschichte der Heidelberger Büchersammlungen« (Heidelb. 1817) und »Geschichte der königlichen Bibliothek zu Berlin« (Berl. 1828). Vgl. Stoll, Der Geschichtschreiber Friedrich W. (Kassel 1896).
2) George Alexander, Ethnolog. geb. 13. März 1847 in Menado (Minahassa) auf Celebes, gest. 28. Aug. 1891 in Leiden, Sohn des um die Linguistik der malaiischen Völker verdienten Nikolaus Philipp W. (geb. 1813 in Aurich, gest. im Februar 1878 auf Tomohon auf Celebes), war 1869–80 im holländisch-indischen Dienste tätig und ward 1881 Leiter der Anstalt für indische Beamte. 1884 von der Universität Leiden zum Doctor honoris causa promoviert, erhielt er 1885 daselbst die Professur für Sprache, Land- und Völkerkunde des Indischen Archipels. Seine Arbeiten behandeln besonders die Ehe-, Familien- und Erbrechtsverhältnisse der malaiischen Völker, z. B.: »Über das Matriarchat bei den alten Arabern« (auch deutsch. Leipz. 1884); »Het animisme bij de volken van den Indischen Archipel« (1884–85, 2 Tle.); »Over de verwantschapen het huwelijks-en erfrecht bij de volken van het maleische ras« (1888); »Het strafrecht bij de volken van het maleische ras« (in den »Bijdragen tot de taal-, land-en volkenkunde van Nederlandsch-Indie«, Haag 1883); »Het pandrecht bij de volken van den Indischen archipel« (das. 1888) und andre Aufsätze.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.