Touristenvereine

Touristenvereine

Touristenvereine (Gebirgsvereine), in der neuern Zeit neben den Alpenvereinen (s. d.), die sich ausschließlich mit den Hochgebirgen befassen, entstandene Vereine zur weitern Erschließung der Mittelgebirge durch Wegbauten, Wegmarkierungen, Bau von Unterkunftshäusern, Verkehrserleichterungen und andre, auch auf die Hebung der Regsamkeit und Wohlfahrt der Gebirgsbewohner abzielende Einrichtungen. Die meisten T. sind in Zweigvereine (Sektionen) gegliedert und geben Jahresberichte heraus; mehrere lassen eigne Zeitschriften, außerdem Karten, Panoramen, Jahrbücher, Spezialführer u. dgl. erscheinen. Für das Deutsche Reich besteht seit 1883 ein Verband deutscher T. (Zentralsitz 1905–09 Fulda, vorher Straßburg), dem gegenwärtig 56 Vereine, bez. Verbände mit mehr als 150,000 Mitgliedern angehören, und der unter anderm den Schutz der Naturschönheiten, der Denkmäler etc., die Förderung naturwissenschaftlicher und volkskundlicher Kenntnisse und die Vertretung der deutschen Landschaft im internationalen Wettbewerb zu seinen Aufgaben zählt. Organ des Verbandes ist die Zeitschrift »Der Tourist« (Frankf. a. M., seit 1887). Besonders bemerkenswert sind: Schwarzwaldverein (Freiburg i. Br., seit 1864, reorganisiert 1882), Taunusklub (Frankfurt a. M., seit 1868, reorganisiert 1882), Vogesenklub (Straßburg i. E., 1876), Rhönklub (Fulda, 1876), Gebirgsverein für die Sächsisch-Böhmische Schweiz (Dresden, 1877), Thüringerwaldverein (Eisenach, 1880), Verein der Spessartfreunde (Aschaffenburg, 1880), Riesengebirgsverein (Hirschberg, 1880), Gebirgsverein für die Grafschaft Glatz (Glatz, 1881), Verband vogtländischer Touristenvereine (Plauen, 1881), Vogelsberger Höhenklub (Schotten, 1881), Odenwaldklub (1882), Rheinischer Touristenklub (Mainz, 1882), Rhein- und Taunusklub (Wiesbaden, 1882), Verband der Gebirgsvereine des Eulen- und Waldenburger Gebirges (Reichenbach i. Schl., 1882/83), Touristenklub für die Mark Brandenburg (Berlin), Bayrischer Waldverein (Bodenmais, 1883), Fränkischer Schweizverein (1902), Württembergischer Schwarzwaldverein (Stuttgart, 1884), Harzklub (Goslar, 1887), Westerwaldklub (Selters), Eifelverein (Trier), Sauerländischer Gebirgsverein (189 1), Schwäbischer Albverein (1892) mit 3000 Mitgliedern, Erzgebirgsverein (1896) etc. Der Verband unterhält eine Touristenauskunftsstelle in Frankfurt a. M., außerdem hat die Verbandszeitschrift »Tourist« unentgeltliche Auskunftsstellen (Verkehrsbureaus) in Berlin, Frankfurt, Dresden, Hamburg. München, Düsseldorf, London, New York, Haag, Zürich und Lugano. Vom Verbande ist 1905 das »Deutsche Wanderbuch« in 2 Bänden herausgegeben worden, das dem Fremden einen raschen Überblick über das Wesentliche sämtlicher deutscher Touristengebiete gewährt. Die Österreichisch Ungarische Monarchie zählt außer den alpinen Vereinen, und zwar den 119 österreichischen Sektionen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins mit 18,557 Mitgliedern, ferner dem Österreichischen Alpenklub (s. Alpenvereine), der Società degli Alpinisti Tridentini, der Società alpina delle Giulie (Triest) und dem slowenischen Alpenverein, über 25 T. mit ca. 30,000 Mitgliedern, darunter Österreichischer Touristenklub in Wien, 1869 (s. den besondern Artikel, Bd. 15, S. 210), Steirischer Gebirgsverein (Graz, 1869), Ungarischer Karpathenverein (Käsmark, 1873), Kroatischer Gebirgsverein (Agram, 1874), Galizischer Tatraverein (Krakau, 1874), Nordböhmischer Exkursionsklub (Böhmisch-Leipa, 1878), Gebirgsverein für die Böhmische Schweiz (Tetschen, 1878), Böhmische Erzgebirgsvereine (seit 1879), Böhmischer Riesengebirgsverein (Hohenelbe, 1880), Siebenbürgischer Karpathenverein (Hermannstadt, 1880), Gebirgsverein der mährisch-schlesischen Sudeten (Gräfenberg, 1881), Mittelgebirgsverein in Aussig in Böhmen (1883), Deutscher Böhmerwald-Bund (1884), Deutscher Gebirgsverein für das Jeschken- und Isergebirge (Reichenberg in Böhmen, 1884), Österreichischer Gebirgsverein (Wien, 1890), Verein der Naturfreunde (Wien, 1895), Verein deutscher Touristen in Brünn (1902), ferner kleinere alpin-touristische Gesellschaften in Wien und Graz. In der Schweiz besteht außer dem Schweizer Alpenklub nur der Club jurassien (Neuchâtel, 1868). In Frankreich außer dem Club Alpin Français, der sich auch mit den Pyrenäen und dem Atlas Algeriens beschäftigt, und der Société Ramond in Bagnères de Bigorre (Oberpyrenäen, seit 1865): Société des Touristes du Dauphiné (Grenoble, 1875), Club Alpin International (Nizza, 1879, mehr ein Cercle für Kurgäste). In Italien außer dem Club Alpino Italiano und der Società Alpina Friulana (Udine, 1874): Circolo Alpino dei Sette Cumuni (Asiago), Club dei Monti Berici, Club Alpino di Garfagnana. In andern Ländern: Club Alpin Belge (Brüssel, 1883), Norske Turistforening (Christiania, 1868), Associacio d'excursions Catalana (Barcelona, 1878), Himalaya Club (Kalkutta, 1880), Appalachian Mountain Club (Boston, 1876), Rocky Mountain Club (Philadelphia, 1876), Alpine Club of Massachusetts (Williamstown, 1863), Krimscher Gebirgsklub (Odessa, 1889).

In gewissem Sinne kann man auch die lokalen Verschönerungsvereine unter die Gebirgs- oder Touristenvereine rechnen, zumal sie, wie z. B. der seit 1843 bestehende Verein in Wiesbaden, neben dem Londoner Alpine Club (von 1857–61 unter dem Namen The Englishmen's Playground) zu den Vorläufern der gesamten touristischen Vereinsbewegung zu zählen sind.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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