Türkischrot

Türkischrot

Türkischrot (Adrianopelrot, Indischrot), ein mit Krapp oder Alizarin auf Baumwolle hergestelltes, sehr schönes und dauerhaftes Rot. Die Türkischrotfärberei stammt aus Indien und kam aus dem Orient um die Mitte des 18. Jahrh. nach Frankreich. Als Vorbeize dient ein zum Ranzigwerden geneigtes Olivenöl (Tournantöl), das man in Sodalösung zu einer Emulsion verteilt. Die Garne und Gewebe werden mit dieser Weißbeize getränkt, in lustigen Gängen getrocknet, nach etwa einer Woche gewaschen und wieder mit der Beize behandelt. Dies Verfahren wiederholt man fünfmal und öfter, und erst dann folgt das Beizen mit Tonerdesalzen, das Ausfärben etc. Gegenwärtig benutzt man Ölbeizen, die aus Olivenöl, Baumwollsamenöl, Erdnußöl, Ölsäure und Rizinusöl durch Behandeln mit Schwefelsäure hergestellt werden (Türkischrotöle). Man verdünnt die Mischung mit Wasser, fügt Natronlauge zu, mischt, entfernt die wässerige Flüssigkeit nach dem Absetzen und neutralisiert das Öl mit Natronlauge oder Ammoniak. Die so erhaltene Beize gibt mit Wasser eine etwas trübe, aber homogene Flüssigkeit, die man auf dem Gewebe trocknen läßt. Zur Herstellung der Rizinusölbeize braucht man weniger Schwefelsäure, und es genügt wiederholtes Auswaschen mit gesättigter Kochsalzlösung. Die Beize wird ohne weiteres oder nach dem Neutralisieren mit Natronlauge oder Ammoniak benutzt. Die Ölbeizen enthalten Glyzerinschwefelsäureester von Oxyfettsäuren, die in Wasser löslich sind, während in dem unlöslichen Teil unveränderte Ölsäure, Oxystearinsäure, auch wohl Oxyolsäure vorhanden sind. Beim Verhängen mit Ölbeize gebeizter Stoffe scheiden sich Oxystearinsäure und Oxyolsäure aus und verbinden sich mit der Faser. Bei nachfolgender Behandlung mit Tonerdesalzen entsteht auf der Faser eine unlösliche Tonerdeseife, welche die eigentliche Grundlage des T. bildet. Das letztere entsteht, indem ein Teil der in dem Tonerdesalz noch vorhandenen Hydroxylgruppen durch Alizarin ersetzt wird. Basische Anilinfarbstoffe werden von der Ölbeize als Rizinoleate in der Faser niedergeschlagen. Da diese wie alle Seifen amorph sind, so überziehen sie in zusammenhängender Schicht die Faser und erscheinen glänzender als die in kristallinisch körniger Form ausgeschiedenen sonstigen Verbindungen der gleichen Farbstoffe.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Türkischrot — Türkischrot, Adrianopelrot, Indischrot, schönste und echteste Baumwollfarbe, früher aus Krapp mit Olivenöl hergestellt, jetzt mit künstlichem Alizarin und Purpurin unter Verwendung von Türkischrotöl bereitet. Letzteres erhält man aus Rizinus oder …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Türkischrot — Tür|kisch|rot 〈n.; s; unz.〉 Rotfärbung mit Krapp od. Alizarin * * * Tụ̈rkischrot,   ein Farbstoff, Alizarin. * * * tụ̈r|kisch|rot [„türkisch“ in Zus. mit Farbadj. früher häufiger zur Bez. bes. leuchtender Farbtöne] <Adj.>: eine kräftige,… …   Universal-Lexikon

  • Türkischrot — Tụ̈r|kisch|rot, das; [s] …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Julius Gauhe — Kommerzienrat Julius Gauhe war ein Mäzen der Gemeinde Eitorf …   Deutsch Wikipedia

  • Zeugdruckerei — Die Zeugdruckerei (Stoffdruckerei) ist ein Verfahren, Dessins (farbige Muster) auf Geweben durch Textildruck zu erzeugen. Zeug ist ein altertümlicher Ausdruck für Gewebe aus Baumwolle oder Leinen. Vorgang Die Zeugdruckerei beruht auf denselben… …   Deutsch Wikipedia

  • Zeugdruckerei — (Stoffdruckerei), die Kunst, farbige Muster auf Geweben nach den Prinzipien der Färberei durch Druck zu erzeugen (örtliche, topische Färberei). Zum Auftragen der Farben oder Beizen diente ursprünglich ein viereckiger Holzblock (Klotzdruck,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Elberfelder Garn — Türkisch Rotgarn ist eine historische Bezeichnung für ein Garn aus Baumwolle, welches durch einen heute nicht mehr angewandten Färbe Prozess eine feurig rote, sehr haltbare Farbe erhielt. Der Begriff Türkisch Rotgarn wurde wahrscheinlich Ende 19 …   Deutsch Wikipedia

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