- Stangen
Stangen, 1) Louis, geb. 9. Mai 1828 zu Ottmachau in Schlesien, gest. 9. Juli 1876 im Bad Charlottenbrunn, trat 1847 ins Militär, nahm 1856 als Bezirksfeldwebel in Ohlau den Abschied, arbeitete dann im Eisenbahndienst bis 1860 und siedelte nach Breslau über. Hier und in mehreren andern Städten errichtete er Packträgerinstitute und in Breslau das erste preußische Annoncenbureau. Dann widmete er sich dem Veranstalten von Gesellschaftsreisen, deren erste 1863 von Breslau nach Dresden stattfand. 1864 leitete er die erste Gesellschaftsreise nach Ägypten und wurde somit der Schöpfer der Gesellschaftsreisen in Deutschland. 1868 gründete er mit seinem Bruder Karl (s. unten) ein Reisebureau in Berlin, das er noch in demselben Jahre jenem allein überließ. Während des deutsch-französischen Krieges war er in Frankreich bei der freiwilligen Krankenpflege tätig. Er schrieb: »Auf gebahnten und ungebahnten Wegen. Lebensskizze« (Berl. 1876).
2) Karl, Bruder des vorigen, geb. 5. Mai 1833 zu Ziegenhals, trat 1853 als Volontär in ein Landratsamt ein, ging 1855 zum Postfach über und schied aus demselben 1867 als Post- und Telegraphenstationsvorsteher. Nach Übernahme des mit seinem Bruder Louis (s. oben) 1868 in Berlin begründeten Reisebureaus leitete er viele Reisen nach dem Orient, zwei um die Erde und sehr viele nach Italien, Frankreich, England und Skandinavien. 1873 führte er das System der Hotelcoupons und einen Billettverkauf für Eisenbahnen des In- und Auslandes in Deutschland ein, und 1888 gelang es ihm, dies Unternehmen wesentlich zu vervollständigen. 1883 verband er mit dem Bureau ein Importgeschäft von Kunst- und Industriegegenständen des Auslandes und 1888 eine Abteilung, in der alle Arten Fahrkarten, Ausschiffungscoupons, Hotelanweisungen etc. für In- und Ausland verkauft werden. Er schrieb mehrere Reisewerke, auch Novellen und patriotische Gedichte, und begründete 1884 die Zeitschrift »Der Tourist« und 1894 »Stangens illustrierte Reise- und Verkehrszeitung«. 1904 wurde das Reisebureau von der Hamburg-Amerika-Linie übernommen und unter die Leitung von Ernst und Louis S. gestellt.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.