- Spanische Weine
Spanische Weine, zum Teil vorzügliche Weine, die dem Burgunder, Roussillon und Languedoc vergleichbar sind, sie aber in mancher Hinsicht übertreffen; seit dem Altertum berühmt, behaupteten sie im ganzen Mittelalter ihr Übergewicht und besitzen es heute noch in manchen Ländern, wie in England, Rußland, Brasilien und Nordamerika. Im allgemeinen leidet der spanische Weinbau durch die Nachlässigkeit der Produzenten, und die gewöhnlichen spanischen Weine stehen sehr tief unter der Erwartung, zu der Klima und Lage berechtigen. Einzelne Gegenden liefern vortrefflichen Landwein, wie den Spottorno von Cartagena, den Alelia von Barcelona, den Xarello von Villafranca, die Weine von Reus, Alava, Saragossa, Huesca, Tarragona, Benicarló etc. Geringere Weine werden nach Frankreich ausgeführt, um in Cette in französische Weine aller Art verwandelt zu werden. Auch Schaumwein wird in Spanien, namentlich in Barcelona, hergestellt. Die südspanischen Weine müssen für die Ausfuhr, namentlich über See, mit Spiritus versetzt werden. Man benutzte hierzu zum Teil aus Most hergestellten, meist aber deutschen Spiritus, bis 1894 der Zusatz von Industriespiritus verboten wurde. Die vorzüglichsten spanischen Weine sind Likörweine, und unter diesen ist der berühmteste der weiße Jerezwein (Sherry), ihm schließen sich an: die sehr süßen Pajareteweine (deren bester auch Malvasier heißt); der Malagawein, der berühmte Likörwein Tinto di Rota (Tintillo), stark, mit viel Wärme, sehr dunkel, süß und tonisch wirkend; die Manzanillaweine mit starkem Geruch und Geschmack nach Kamillen, von den Barros und Arenas zwischen Jerez und San Lucar, der Montilla (der dem Amontillado-Sherry den Namen gegeben hat), der Rancio von Peralta in Navarra, der Alicante (vino generoso), ein renommierter Magenwein, mit sehr ausgesprochenem aromatischen Bukett, der bei uns als echter Malaga meist arzneilich benutzt wird, der Pedro Ximenezwein von Malaga, der Wein von Vitoria in Viscaya, der dunkel granatfarbige Garnacho von Cariñena in Aragonien, der Muskat von San Lucar in Andalusien, der Moscatel von Fuencarral in Neukastilien, der Malvasia von Pollensa auf Mallorca, die Muskatweine von Borja in Aragonien und von Sitges in Katalonien. Gewöhnliche markige Rotweine nach Art der französischen liefert Spanien nur wenige von hervorragendem Werte. Der beste ist der von Olivenza in Estremadura, der Valdepeñas in Kastilien, der Manzanares aus der Mancha, einer der leichtesten und angenehmsten spanischen Weine, u. a. Aus dem nordöstlichen Spanien wird der rauhere Ebro-Port vielfach als echter Portwein verkauft.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.