- Beauharnais
Beauharnais (spr. bō-arnä), 1) Fanny, Comtesse de, geborne Marie Anne Françoise Mouchard, franz. Schriftstellerin, geb. 1738 in Paris, gest. daselbst 2. Juli 1813, beschäftigte sich von früher Jugend an leidenschaftlich mit Literatur, verheiratete sich 1753 mit dem Grafen B., dem Oheim von Alexandre B., und vereinigte in ihrem Salon eine auserlesene Gesellschaft; ihre eignen Produkte erheben sich jedoch selten über die Mittelmäßigkeit. Sie veröffentlichte: »Mélanges de poésies fugitives et de prose sans conséquence« (Par. 1772, 2 Bde.); die Romane: »Lettres de Stephanie« (1773) und »L'Abailard supposé« (1780), das philosophische Gedicht »L'île de la félicité« (1801). Ihre Lustspiele fielen gänzlich durch. Der Neid sprach ihren Freunden (besonders Dorat) einigen Anteil an ihren Schriften zu. – Ihr Sohn Claude, Comte de B., geb. 29. Sept. 1756, gest. 10. Jan. 1819 in Paris, heiratete als Offizier in der Garde Ludwigs XVI. die Marquise bon Lezay-Marnézia, trat als Deputierter in die Nationalversammlung und wurde 1804 Titularsenator. Im Juni 1814 ward er zum Pair ernannt. Seine Tochter Stéphanie vermählte sich 1806 mit Karl Ludwig Friedrich, nachherigem Großherzog von Baden; s. Stephanie.
2) François, Marquis de, geb. 12. Aug. 1756 in La Rochelle, gest. 4. März 1846 in Paris, Neffe des vorigen, zeigte als Mitglied des ersten Standes 1789 in der Nationalversammlung sich als eifrigen Royalisten. 1792 entwarf er mit d'Herville, de Briges und de Vioménil den (vergeblichen) Plan zu einer zweiten Flucht der königlichen Familie und diente beim Prinzen Condé als Generalmajor. 1804 kehrte er nach Frankreich zurück, wurde 1805 Gesandter an dem Hofe von Etrurien und 1807 zu Madrid. Von den Bourbonen wurde er 1814 zum Pair erhoben. Aus seiner ersten Ehe mit seiner Nichte Marie Françoise von B. stammte Emilie Louise von B., die sich 1802 mit Anton Maria Chamans, Grafen von Lavalette (gest. 15. Febr. 1830), vermählte, den sie 24. Dez. 1815 vom Tode rettete; sie starb 15. Juni 1855.
3) Alexandre, Vicomte de, Bruder des vorigen, franz. General, geb. 1760 auf der Insel Martinique, kämpfte im nordamerikanischen Freiheitskrieg, schloß sich der Revolution an. Anfang August 1791 trat er aus der Nationalversammlung, ging zur Armee und befehligte 1792 als Divisionsgeneral unter Custine am Rhein. Beschuldigt, er habe 1793 zum Verlust von Main; beigetragen, wurde er 23. Juni 1794 guillotiniert. Aus seiner Che mit Josephine Tascher de la Pagerie (s. B. 4) entsprangen Eugène und Hortense (s. B. 5 u. 6).
4) Josephine, Vicomtesse de, als Gemahlin Napoleons I. Kaiserin der Franzosen, s. Josephine.
5) Eugène, Vizekönig von Italien und Herzog von Leuchtenberg, s. Leuchtenberg 1).
6) Hortense, Königin von Holland und Herzogin von Saint-Leu, s. Hortense.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.