Ruß [1]

Ruß [1]

Ruß, sein verteilter Kohlenstoff, der sich bei unvollkommener Verbrennung aus einer Flamme abscheidet. In jedem Schornstein setzt sich R. ab, weil die Flamme der Brennmaterialien entweder durch starken Zug zu stark abgekühlt wird, oder weil es an Sauerstoff fehlt (vgl. Feuerungsanlagen, S. 521). In der Nähe von Holzfeuer entsteht eine feste, glänzende Decke, der Glanzruß (s. d.); in weiterer Entfernung setzt sich der flockige Flatterruß ab, der viel mehr Kohlenstoff enthält als der erste. Harze, Fette, also auch harzreiches Holz, setzen R. mit nur sehr wenig Teerbestandteilen (Kienruß) ab. Dieser wird als Farbstoff, zu Ölfarbe, schwarzem Lack, Tusche, Druckerschwärze, Schuhwichse, auch als Dünger etc. benutzt und im großen dargestellt. Man verbrennt (schwelt) vornehmlich Hölzer und Rinden, aus denen vorher Pech abgetrieben wurde, in einem Ofen bei schwachem Luftzutritt, so daß eine schmauchende Flamme entsteht, und leitet die Verbrennungsprodukte durch einen langen horizontalen Kanal in die geräumige Rußkammer. Diese ist mit einer Haube von wollenem Gewebe bedeckt, und in letzterer sammelt sich der feinste R. Gegenwärtig verbrennt man meist fette Öle, Harz, Erdharz, Pech, Naphthalin, namentlich aber Teeröle, und benutzt flache Schalen oder Lampen mit großen Dochten, welche die Flamme zu reichlich speisen, und fängt den R. in Kammern oder an kalten Blechschirmen über der Flamme auf (Flammenruß, Lampenschwarz, Ölschwarz). Gasruß wird aus einem aus Mineralölen dargestellten Leuchtgas hergestellt, das man mit stark rußender Flamme verbrennt; der R. setzt sich auf einer rotierenden, mit Wasser gefüllten Scheibe ab. Roher R. enthält stets teerige Beimengungen, wird deshalb vom Wasser nicht benetzt und gibt mit weißen Farbstoffen ein bräunliches, fuchsiges Grau. Er wird deshalb in Blechgefäßen, die bis auf eine kleine Öffnung verschlossen werden, erhitzt, um jene Verunreinigung zu zerstören. Den feinsten R. glüht man mehrere Male und kocht ihn auch wohl mit Natronlauge, um die Teerbestandteile vollständig zu entfernen. Aus Acetylen wird unter einem Drucke von 2 Atmosphären durch elektrische Funken einem glühenden Draht sehr weicher leichter R. abgeschieden, und zwar aus 1 cbm Acetylen 1 kg R. Vgl. Köhler, Fabrikation des Rußes und der Schwärze (2. Aufl., Braunschw. 1906).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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