Rhode Island

Rhode Island (spr. rōd-ailänd, abgekürzt R. 1.), kleinster, aber dichtest bevölkerter (156 auf 1 qkm) Staat der nordamerikan. Union (s. Karte »Vereinigte Staaten«), zur Neuenglandgruppe gehörig, besteht aus drei größern Inseln: R., Conanicut und Prudence, nebst einigen kleinern in und vor der Narragansettbai und einem kleinen Küstenstrich an beiden Seiten derselben, zwischen 41°8'–42°3' nördl. Br. und 71°8'–71°53' westl. L., wird im N. und O. von Massachusetts, im S. vom Atlantischen Ozean, im W. von Connecticut begrenzt und hat 2740 qkm Fläche. Hinter der flachen, von Lagunen begleiteten Küste steigt das Land kaum merklich auf. Archäisches und paläozoisches Gestein mit kohlenführenden Schichten, darüber Geschiebemergel und Findlingsblöcke der Eiszeit, setzen das Gebiet zusammen. Unter den Flüssen ist der an Schnellen und Wasserkraft reiche, zu einem gut schiffbaren Ästuarium erweiterte Pawtucket der ansehnlichste. Das Klima ist verhältnismäßig mild. In Providence ist die Mitteltemperatur 8,91° (Februar 3,74, Juli 21,41°), doch hat das Thermometer auch 34,4° und -37,2° gezeigt. Der Regenfall beträgt 1188 mm jährlich. Die Bevölkerung betrug 1900: 428,556 Seelen, darunter 210,516 männliche, 218,040 weibliche, 134,519 im Ausland geboren, 9092 Neger, 366 Chinesen, 35 Indianer. Die öffentlichen Schulen mit 2036 Lehrkräften wurden 1903 von 69,824 Schülern besucht; eine Universität besteht in Providence. Der Boden ist, mit Ausnahme der Umgebung der Narragansettbai und ihrer Inseln, insbes. der schönen Insel Aquitneck oder R., sandig und wenig fruchtbar und eignet sich mehr zur Viehzucht als zum Ackerbau. Man zählte 1900: 5478 Farmen mit 182,240 Hektar, wovon nur 75,000 unter Kultur waren, und zwar hauptsächlich mit Futtergras, Mais, Hafer und Kartoffeln (1900: 698,232 Bushels) bebaut; Küchengewächse werden im Überfluß erzeugt. Der Viehstand betrug 1900: 31,370 Pferde, 37,677 Rinder, 11,285 Schafe und 12,868 Schweine. Die Fischerei (Kabeljau, Austern etc.) beschäftigt 2310 Menschen und 92 Schiffe und 734 Boote. Hinsichtlich seiner Industrie nimmt der Staat eine sehr hohe Stellung in der Union ein; 1900 wurden in 4189 Betrieben mit 98,813 Arbeitern Waren im Werte von 184,074,378 Doll. erzeugt. Hervorragend sind die Baumwollfabriken (71 mit 21,823 Arbeitern, 24,056,175 Doll. Produktionswert), Wirkwarenfabriken (51 mit 14,896 Arbeitern, 33,341,329 Doll.), dann Färbereien, Gießereien und Maschinenbauanstalten, Juwelierarbeiten etc. Für den Handel sind die Hafenstädte Providence, Newport und Bristol die wichtigsten. Die Eisenbahnen haben 336 km Länge, die Handelsflotte besteht aus 226 Schiffen von 41,950 Ton. Der Gouverneur und die höchsten Beamten werden jährlich von den Steuerzahlern erwählt; die gesetzgebende Gewalt besteht aus einem Senat von 38 und einem Abgeordnetenhaus von 72 Mitgliedern, zum Senat und Kongreß der Union entsendet R. je zwei Mitglieder, bei der Präsidentenwahl hat es 4 Stimmen. Der Verkauf berauschender Getränke ist seit 1874 verboten. Der Wert des steuerbaren Eigentums beträgt (1904) 432,933,610, die öffentliche Schuld 2,475,935 Doll. Eingeteilt wird R. in fünf Grafschaften; Hauptstadt ist abwechselnd Providence und Newport. – Die erste Ansiedelung in R. wurde 1636 von Auswanderern aus Massachusetts, die diese Kolonie aus religiösen Beweggründen verlassen hatte, zu Providence gegründet. 1663 erhielt die Kolonie von Karl II. eine neue Verfassung, die im wesentlichen bis 1842 in Kraft geblieben ist. Vgl. Munro, Picturesque R. (Provid. 1882); Green, Short history of R. (das. 1877); Arnold, History of R. and Providence plantations, 1636–1790 (4. Aufl., das. 1894, 2 Bde.); Bates, R. and the formation of the Union (New York 1898); Richman, R., its making and its meaning (das. 1902, 2 Bde.).