- Quittenbaum
Quittenbaum (Cydonia Tourn.), Gattung der Rosazeen, Sträucher oder Bäume mit ungeteilten Blättern, großen, kaum gestielten Blüten, fünffächeriger Apfelfrucht mit pergamentartiger Fächerhaut und zahlreichen, mit schleimreichem Epithelium bedeckten Samen. Drei Arten im wärmern gemäßigten Asien und Südeuropa. Gemeiner Q. (C. vulgaris Pers., Pirus Cydonia L.), ein baumartiger Strauch mit kurzgestielten, länglichen oder eirunden, ganzrandigen, anfangs unterseits stark filzigen Blättern, einzelnen, endständigen, großen, blaß rosenroten Blüten, blattartigen, gesägten Kelchblättern und wolligen, wohlriechenden, grünlichgelben, punktierten Früchten, die vom blattartigen Kelche gekrönt sind und in der Mittelschicht sehr viele Steinzellengruppen enthalten, die sich gegen die Gehäuse eng zusammendrängen. Die Fächer enthalten 6–12 verkehrt-längliche, zusammengedrückte oder eckige, braune Samen. Der Q. ist wohl im Orient und in Südeuropa heimisch, wird aber in Europa und in andern Ländern vielfach angepflanzt. Man kultiviert Formen mit apfelförmiger (Apfelquitte), birnförmiger (Birnquitte) und länglicher, oft riesiger, gerippter Frucht (portugiesische Quitte, vgl. Abbildung). Auch wird der Q. bei uns als Zierstrauch kultiviert und als Unterlage für gewisse Birnsorten und Formenbäumchen benutzt. Die Früchte riechen sehr angenehm und werden meist in Zucker eingemacht, als Würze andrer Obstarten benutzt, namentlich aber am Rhein, in Tirol, noch mehr in Spanien, Portugal und besonders in Griechenland zu Mus (Quittengelée, Quittenkäse, in Portugal marmelo, daher der Name Marmelade auch für ähnliche Präparate aus anderm Obst) verarbeitet.
Die Samen, Quittenkerne, liefern mit Wasser einen konsistenten Schleim (Quittenschleim) und werden bisweilen zu kosmetischen Zwecken (Bandolin) und zum Reinigen und Appretieren von Geweben benutzt. Die Griechen erhielten den kydonischen Apfel sehr früh aus dem Gebiete der Kydonen auf Kreta (?); die goldenen Äpfel der Hesperiden und der Atalante waren idealisierte Quitten, und der der Aphrodite geweihte, in Mädchen- und Liebesspielen und zu bräutlichen Gaben dienende Apfel war gleichfalls die Quitte. Solon sanktionierte den alten Gebrauch, daß die Braut, ehe sie das Brautgemach betrete, einen kydonischen Apfel esse, um sich damit symbolisch dem Dienste der Aphrodite zu weihen. Auch in Italien wurde der Q. früh bekannt, und schon zu Galenus' Zeit kam spanische Marmelade (Meloplacunta) nach Rom. In Persien und in den wärmern Ländern des Orients werden die Früchte auch roh gegessen. Der japanische Q. (Scharlachquitte, C. japonica Pers., Chaenomeles japonica Pers.). ein niedriger, sparriger, oft dorniger Strauch mit gesägten, unbehaarten Blättern, ziemlich gedrängt an den untern Teilen der zweijährigen Äste, im ersten Frühjahr vor den Blättern erscheinenden, großen feuerroten Blüten und kahlen, duftenden Früchten mit nicht schleimigen Samen, stammt aus Japan und wird bei uns in mehreren Varietäten als Zierstrauch kultiviert. Die Früchte werden in Japan gegessen und zur Bereitung eines sehr zarten Parfüms (Essence de Kananga), das dem Ylang-Ylang ähnlich ist, benutzt. Zur Bekämpfung der durch den Pilz Sclerotinia Cydoniae verursachten Quittenkrankheit, die einen Teil des Laubes zerstört und die Früchte in kleine, harte Hutzeln verwandelt, sind die kranken Früchte zu verbrennen und im Herbst die kranken Triebe bis auf das gesunde Holz zurückzuschneiden. Vgl. Morgenthaler, Erste Beiträge zu einer Monographie des Quittenbaumes (Aarau 1897).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.