- Palgrave
Palgrave (spr. péllgrëw oder paol-), 1) Sir Francis, engl. Geschichtsforscher, geb. im Juli 1788 in London, gest. 6. Juli 1861, Sohn jüdischer Eltern (Cohen), studierte Rechtswissenschaft und englische Verfassungsgeschichte, wurde 1827 Rechtsanwalt in London, 1832 zum Ritter ernannt und war seit 1838 Direktor der Staatsarchive. Von seinen Werken sind besonders zu nennen: »History of the Anglo-Saxons« (1832, 6. Aufl. 1887); »Rise and progress of the English commonwealth« (1832, 2 Bde.); »History of Normandy and England« (1851–64, 4 Bde.; unvollendet). Seine »Parliamentary writs« erschienen 1827 bis 1834 in 4 Bänden.
2) Francis Turner, engl. Dichter und Kunstkritiker, Sohn des vorigen, geb. 28. Sept. 1824, erzogen im Balliol College zu Oxford, wirkte 1885–1895 als Professor in Oxford und starb daselbst 18. Okt. 1897. Er veröffentlichte als Dichter: »Idylls and songs« (1854), »Hymns« (1868), »Lyrical poems« (1871), »The visions of England« (1881), »Amenophis, and other poems« (1892) u.a.; als Kinderschriftsteller: »The five days' entertainment at Whitworth Grange« (1868); als Kunstkritiker: »Essays on art« (1866), »Landscape in poetry, from Homer to Tennyson« (1897) u.a. Am bekanntesten ist er durch seine reizende Anthologie »The golden treasury of English songs« (186 lu. ö.) geworden, der sich später »The Children's treasury of lyrical poetry« anschloß. Bezeichnend für Geist und Art ist seine in Verehrung ausgehende Freundschaft für Tennyson. Vgl. F. Gwenllian Palgrave, Francis Turner P., his journals, and memories of his life (Lond. 1899).
3) William Gifford, Bruder des vorigen, geb. 1826 in Westminster, gest. 4. Okt. 1888 in Montevideo, wurde 1847 Leutnant in einem ostindischen Regiment, trat aber bald in den Jesuitenorden ein, verweilte 1853–55 in Rom, dann bis 1860 in Syrien und Palästina und durchzog 1862–63 im Auftrage Napoleons III. Arabien von NW. nach SO. 1865 von der englischen Regierung zur Befreiung des Konsuls Cameron und der andern Gefangenen in Abessinien ausgesandt, blieb P. bis 1866 in Ägypten und war darauf im englischen Konsulardienst tätig, zuletzt in Montevideo. Er veröffentlichte: »Narrative of a year's journey through Central and Eastern Arabia 1862–1863« (Lond. 1865, 2 Bde., in 9 Aufl.; deutsch, Leipz. 1867–68, 2 Bde.); »Essays on eastern questions« (1872); »Dutch Guiana« (1876); »Ulysses, scenes and studies in many lands« (1887) u.a.
4) Robert Harry Inglis, Nationalökonom, Bruder des vorigen, geb. 11. Juni 1827 in Westminster, wurde Direktor der Filiale des Londoner Bankhauses Barclay u. Co. in Yarmouth und war als solcher 1875 einer der drei Vertreter der englischen Provinzialnotenbanken, die der Enquetekommission des Unterhauses Bericht zu erstatten hatten. Er schrieb unter anderm: »The local taxation of Great Britain and Ireland« (1871); »Bank rate and the money market in England, France, Germany, Holland and Belgium, 1844–1900« (1903) und gab ein »Dictionary of political economy« (1900, 3 Bde.) heraus.
5) Sir Reginald F. D., Bruder der vorigen, geb. 28. Juni 1829 in London, gest. 13. Juli 1904, seit 1853 im Dienste des Unterhauses tätig, 1886–1900 als Clerk of the house (Bureauvorsteher), ist bekannt durch seine praktischen Parlamentshandbücher: »The Chairman's handbook« (13. Aufl. 1900) und »The House of Commons«, sowie durch das geschichtliche Werk »Oliver Cromwell, the Protector, an appreciation based on contemporary evidence« (1890), worin er der durch Carlyle zur Geltung gelangten günstigen Beurteilung des Protektors entgegentrat; ihm folgte: »O. Cromwell, Lord Protector, and the royalist insurrection against his government of March 1655« (1903).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.