- Nesselrode [2]
Nesselrode, niederrhein. Adelsgeschlecht, das schon im 10. Jahrh. erwähnt wird, und dessen Stammhaus Nesselroth an der Wupper bei Solingen liegt. Die ältere Linie N.-Landskron, die 1710 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde, ist erloschen; die jüngere, N.-Ereshoven, erhielt 1705 die Reichsgrafenwürde; Haupt dieser Linie war Graf Maximilian Bertram von N., geb. 20. Dez. 1817, gest. 13. Aug. 1898, ehemals Oberhofmeister der Kaiserin Augusta und Mitglied des Herrenhauses. Ein Zweig derselben kam um 1740 nach Rußland; aus ihm stammt Karl Robert, Graf von N., einer der bedeutendsten Diplomaten der Neuzeit, geb. 14. Dez. 1780 in Lissabon, wo sein Vater Max Julius Wilhelm Franz, Graf von N. (geb. 24. Okt. 1728, gest. 8. März 1810 in Frankfurt), russischer Gesandter war, gest. 23. März 1862 in Petersburg. Er war 1802 bei der russischen Gesandtschaft in Berlin, dann bei der in Stuttgart, 1805–06 als Legationssekretär und Chargé d'affaires im Haag, 1807 in Paris tätig. In dem Kriege 1813–14 entwarf er fast alle damals von den verbündeten Mächten erlassenen Noten und Erklärungen, auch den Pariser Frieden vom 30. Mai 1814. Auf dem Kongreß in Wien war er einer der einflußreichsten Bevollmächtigten. Am 9. Aug. 1816 wurde er Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Als eifriger Verfechter der Heiligen Allianz begleitete er den Kaiser Alexander I. auf die Kongresse zu Aachen, Troppau, Laibach und Verona. Auch unter Kaiser Nikolaus bewährte er sich als Staatsmann. N. war erst Vizekanzler, dann Kanzler des russischen Reiches. Nachdem er noch den Pariser Frieden 20. März 1856 unterzeichnet, nahm er 15. April d. J. seinen Abschied. Vgl. »Selbstbiographie des Reichskanzlers Grafen N.« (deutsch, Berl. 1866); »Correspondance diplomatique du comte Pozzo di Borgo et du comte de N. 1814–18« (hrsg. von Graf Karl Pozzo di Borgo, Par. 1890–97, 2 Bde.); A. de Nesselrode, Lettres et papiers du chancelier comte de N. 1760–1850 (das. 1904, 2 Bde.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.