- Morier
Morier (spr. mórrĭer, 1) James, engl. Reise- und Romanschriftsteller, geb. um 1780, gest. im März 1849 in Brighton, gehörte einer aus der französischen Schweiz nach England übergesiedelten Familie an, widmete sich der Diplomatie, lebte in dieser Eigenschaft bis 1815 in Persien und Kleinasien, ging später nach Mexiko und zog sich schließlich nach London zurück. Er führte sich in der Literatur ein durch Reisebeschreibungen über Persien (Lond. 1812 u. 1818) und ging dann über zu orientalischen Romanen mit burleskem Einschlag, unter denen »The adventures of Hajji Baba of Ispahan« (1824, 3 Bde.) und »The Mirza« (1842) die besten sind.
2) Sir Robert Burnet David, brit. Diplomat, geb. 1827, gest. 16. Nov. 1893 in Montreux, Sohn eines französischen Schweizers, studierte in Oxford, war 1851–52 im Geheimen Rat für Erziehungsangelegenheiten beschäftigt, ward sodann Attaché bei der Gesandtschaft in Wien, darauf in Berlin, begleitete 1859 Elliot nach Neapel und 1860 Lord Russell nach Koburg, wurde 1862 Sekretär im diplomatischen Dienst, 1865 Gesandtschaftssekretär in Athen, sodann in Frankfurt, 1866 Geschäftsträger in Darmstadt, 1871 in Stuttgart und 1872 in München. 1876 ward er Gesandter in Lissabon, 1881 in Madrid und 1884 Botschafter in Petersburg. 1888 geriet er in Konflikt mit dem deutschen Staatssekretär Grafen Herbert Bismarck, der bei einem Besuch in England gelegentlich mitgeteilt hatte, daß zufolge einer Äußerung des Marschalls Bazaine dieser die erste Nachricht über den deutschen Vormarsch über die Mosel von M., dem damaligen britischen Geschäftsträger in Darmstadt, bekommen habe. M. verwahrte sich gegen den Verdacht, Bazaine Mitteilungen gemacht zu haben, worauf es zu lebhafter Polemik zwischen ihm und Graf Bismarck kam. Der Sachverhalt war wohl der, daß die französische Regierung 1870 von Moriers Berichten nach London wie von andern Akten des britischen Auswärtigen Amts durch Verrat Kenntnis erhielt.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.