Molukken

Molukken

Molukken (Gewürzinseln, s. Karte »Hinterindien«), der östlichste Archipel von Niederländisch-Indien, der sich zwischen 5° nördl. bis 9° südl. Br. und 124–136° östl. L. von Celebes bis Neuguinea und von den Philippinen bis zur Nordküste von Australien erstreckt. Die Inseln gliedern sich in zwei auch administrativ getrennte Gruppen, eine nördliche und eine südliche. Die nördliche umfaßt die Inseln Obi und Batschan, die kleinen M., Ternate, Halmahera, Morotai etc., die südliche die Bandainseln, die Amboinagruppe, Buru mit Ambelau, Ceram und die östlich davon gelegenen Inseln, nach Areal und Bevölkerung:

Tabelle

In ihrem geologischen Bau schließen sich die M. an Celebes an. Die Inseln Halmahera, Obi, Ceram und Buru bestehen wesentlich aus azoischen Schiefern, Granit und als paläozoisch gedeuteten Schichten. Dagegen sind die kleinern Inseln westlich von Halmahera durchaus vulkanisch. Noch tätig sind der 1800 m hohe Vulkan von Ternate und die Vulkane von Makjan, Banda und Tidore. Erloschene Vulkane kennt man auch von Batjan, Motir, Morotai sowie von der Westküste von Halmahera. Die höchste Erhebung ist der Gunong Tomahu (3000 m) auf Buru. In bezug auf Bewässerung und Üppigkeit der Vegetation stehen die M. hinter den westlichern Inseln zurück; dafür wachsen hier der Gewürznelken- und der Muskatnußbaum, der erstere gerade auf felsigem und dürrem Boden. Seine Kultur ist auf Amboina und die Nachbarinseln, die der Muskatnüsse auf die Bandagruppe beschränkt. Auch die Betelnuß und die zur Bereitung des Betel verwandten Pfefferblätter (Piper betel L.) sind hier heimisch. Außerdem kultiviert man mit Erfolg Kaffee, Indigo, Kakao, Tabak, Reis; der Sagobaum liefert den Eingebornen die Hauptnahrung. Das Klima ist heiß, doch meist nicht ungesund. Die M. bilden zoologisch einen Teil der papuanischen Subregion der australischen Region, indem von Beuteltieren zwei Gattungen häufig vorkommen, daneben aber als Tiere der orientalischen Region außer dem auch auf Neuguinea heimischen Wildschwein noch der Hirscheber (Babyrussa), ein Affe, eine Zibetkatze, eine Hirschart (Cervus moluccensis) und Spitzmäuse. Auch die Vögel zeigen starke Beimischungen der orientalischen Fauna, bemerkenswert ist das Vorkommen einiger Paradiesvögel. Unter den Insekten zeichnen sich besonders die Papilioniden durch Farbenpracht und Größe aus. Von Mineralien hat man an der Südküste von Ceram Zinn, Kohle und Petroleum, auf Batjan Kohle und Gold, sonst noch Eisen, Kalk, Alaun gefunden. Mineralquellen besitzen Amboina, Ceram u.a.; eßbarer Ton, im ganzen asiatischen Archipel geschätzt, wird von den Uliasserinseln bei Amboina geholt. Die Bewohner der M. bestehen aus den wahrscheinlich autochthonen Alfuren (s. d.), im Innern der größern Inseln (besonders Halmahera, Ceram und Buru), und aus den in den Küstenlandschaften angesessenen malaiischen Einwanderern aus den Nachbarinseln, die aber stark mit Chinesen, Arabern und Europäern, namentlich auf Amboina, vermischt sind. Der Handel, der sich besonders in Ternate, Amboina und Banda (seit 1854 Freihäfen) konzentriert, führt Gewürze, Sago, Schildpatt, Trepang, Wachs, Kaffee, Kakao (beide aus Ternate und Tidor), Tabak (Dschilolo, Batjan, Makian) aus, dagegen ein: Rinder, Pferde, Reis, Opium, Salz, Gewebe, Töpferwaren u.a. Ein Boot von den M. ist auf Tafel »Schiffsfahrzeuge der Naturvölker II«, Fig. 8, abgebildet. Administrativ gehört der Archipel zu zwei Residenzen: Ternate (s. d.) und Amboina (s. d.), die aber beide noch andre Gebietsteile enthalten. – Die Portugiesen entdeckten 1512 Amboina und gründeten dort 1521 eine Niederlassung, die ihnen 1605 die Holländer entrissen, die ihre Herrschaft schnell über den Archipel ausbreiteten. Um das Monopol des Gewürzes sich zu sichern, beschränkten die Holländer den Anbau der Nelkenbäume auf Amboina (s. d.) und die nahe dabei liegenden Inseln, den der Muskatnußbäume auf die Gruppe Banda (s. d.) und ließen auf allen übrigen Inseln die vorhandenen Bäume ausrotten. Erst 1863 wurde der Anbau derselben freigegeben. Vgl. Argensola, Conquista de las Islas Malucas (Madr. 1609); Bastian, Indonesien, Lief. 1: Die M. (Berl. 1884); Bokemeyer, Die M., Geschichte der Eroberung etc. (Leipz. 1888); Martin, Reisen in den M. etc. (Leiden 1894; geologischer Teil 1897–1903); Kükenthal, Forschungsreise in den M. und in Borneo (Frankf. 1896).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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