Missolunghi

Missolunghi

Missolunghi (Mesolongion), Hauptstadt des griech. Nomos Akarnanien und Ätolien, an der Nordseite des Eingangs des Golfs von Patras, 7 km vom Meer und an der Eisenbahn Kryoneri-Agrinion gelegen, ist Sitz des Nomarchen, eines griechischen Erzbischofs und mehrerer Gerichtshöfe, hat ein Gymnasium, Denkmal des hier gestorbenen Dichters Lord Byron (s. unten), einen ziemlich geräumigen Hafen, Schiffahrt, Handel (darunter mit einer Art dort erzeugten Kaviars) und (1896) 8394 (als Gemeinde 11,015) Einw. Trotz ihrer ungesunden Lage, inmitten von Küstensümpfen (daher der Name, der »mitten im Sumpf« bedeutet), ist sie im Aufschwung begriffen. M. ist gegen die Meeresflut durch Dämme gesichert und von der Seeseite durch zwei Forts gedeckt. – M. ist durchaus neuern Ursprungs. Von Fischern gegründet, gelangte es infolge seiner strategisch und kommerziell wichtigen Lage bald zu Bedeutung und Wohlstand. Schon 1715 von den Türken verwüstet, erhob es sich 7. Juni 1821 für die Sache der Freiheit. Am 5. Nov. 1822 warf sich Fürst Alex. Maurokordatos mit geringer Mannschaft in die Stadt, die zwei Tage später von 11,000 Türken von der Land- und Seeseite her eingeschlossen ward. Aber ein nächtlicher Angriff der Türken (6. Jan. 1823) ward von Maurokordatos so kräftig zurückgeschlagen, daß jene 13. Jan. abzogen. Die griechische Regierung ließ die Festungswerke hierauf bedeutend verstärken. Anfang September 1823 ward der Platz durch Mustafa von der Landseite her abermals eingeschlossen, und bald erschien ein algerisches Geschwader, so daß die Besatzung bereits Mangel litt, als Mustafa 20. Nov. abzog. Im Mai 1825 legte sich der Seraskier Reschid Pascha mit 35,000 Mann vor M., das Nolos Bozzaris mit 4000 Rumelioten verteidigte, und 10. Juli ward die Festung durch 10 türkische Kriegsschiffe unter Topal Pascha zur See eingeschlossen. Ein Sturm (2. Aug. und folgende Tage) wurde, obwohl von der Flotte unterstützt, abgeschlagen. Schon begann die Besatzung wieder Mangel zu leiden, als Miaulis mit 40 Briggs eintraf und die türkische Flotte vertrieb. Ein nochmaliger Hauptsturm (21. Dez.) scheiterte; selbst Ibrahim Paschas 9000 Ägypter vermochten nichts auszurichten. Nur der äußerste Mangel an Lebens- und Kriegsbedarf nötigte endlich die Besatzung 22. April 1826 abends 8 Uhr, sich durchzuschlagen. Doch nur wenigen gelang dies; die in die Stadt Zurückgedrängten zündeten die Minen an und sprengten sich 25. April mit den eingedrungenen Türken in die Luft. 1828 räumten die Türken M. freiwillig. In M. befinden sich die Gräber des Mainoten Kyriako Jatranis, des Sulioten Markos Bozzaris und des Grafen Normann sowie das Mausoleum, worin das Herz Lord Byrons, der 1824 hier starb, beigesetzt ward. Vgl. Fabre, Histoire du siége de M. (Par. 1826).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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