- Mexikanischer Meerbusen
Mexikanischer Meerbusen (Golf von Mexiko), Nebenmeer des Atlantischen Ozeans, an der Ostküste Amerikas (s. Karte »Mexiko«), von Nord- und Mittelamerika sowie von Cuba eingeschlossen, durch die 195 km breite Floridastraße, die Nicolasstraße und den alten Bahamakanal mit dem offenen Atlantischen Ozean und durch die 185 km breite Yukatanstraße mit dem Karibischen Meer verbunden, ist von SW. nach NO. 1800 km lang, von NW. nach SO. bis 1100 km breit und enthält 1,560,000 qkm. Der mittlere Teil bildet ein bis 3875 m tiefes Becken, dessen Wandung sich besonders gegen S. hin sehr steil auf 200 m unter dem Meeresspiegel erhebt, so daß die Randzone überall Flachsee von geringer Tiefe ist und besonders an der Westseite von Florida und an der Nordseite von Yukatan ausgedehnte Bänke (Floridabank, Campechebank) liegen. Der Südwestteil des Meeres, zwischen Mexiko und Yukatan, wird Campechebai, der Nordostteil, zwischen Florida und Alabama, Appalachenbai genannt. Die gegen 5000 km lange Küste ist durchgängig eine von seichten Lagunen (Laguna de Terminos, Laguna de Alvarado, Laguna de Tamiagua, Laguna de la Madre, Matagordabai) und Hassen (Galvestonbai, Mobilebai u. a.) sowie von Sanddünen und Nehrungen begleitete Flachküste. Felsige Vorgebirge von geringer Stattlichkeit treten nur nördlich und südlich von Veracruz (Punta Delgada, Roca partida u. a.) und südlich von Campeche (Punta Seiba) an das Meer. Ebenso fehlt es, abgesehen von den Nehrungsinseln an der Küste und von den kleinen Keys (cayos) auf den genannten Bänken, vollständig an Inseln. Gute und tiefe Naturhäfen sind aber sehr selten (Havana, Pensacola, Carmen), so daß bei New Orleans, Galveston, Mobile, Veracruz, Tampico große Kunsthafenbauten nötig waren. Das Wasser des Mexikanischen Meerbusens ist an der Oberfläche warm (auch im Februar 20–25°), so daß er auf seine Landumgebung als großer Wärmespeicher und Feuchtigkeitsspender wirkt, unterhalb der Tiefe von 1400 m herrscht aber beständig eine Temperatur von 4°. Durch die Yukatanstraße findet eine starke Einströmung aus dem Karibenmeer statt, durch die weitere Warmwasservorräte herbeigeführt werden. Zugleich erfolgt aber dadurch und durch die großen Ströme, die in ihn münden, eine Überfüllung des Beckens, und so tritt in der Floridastraße der berühmte Golfstrom (s. d.) heraus. Innerhalb des Mexikanischen Meerbusens wird eine Strömung im Sinne des Golfstromes nirgends beobachtet, vor der Mississippimündung vielmehr eine;Strömung im entgegengesetzten Sinn. Im Winter sind starke Stürme aus N. und NW. (Nortes, Northers) häufig, im Spätsommer und Herbst Orkane (hurricanes) aus O. und SO. nicht selten, besonders letztere an der Küste vielfach mit furchtbaren Sturmfluten verbunden (bei Indianola 1875 und 1886, bei Galveston 1900). Unter den Flüssen, die der Golf von Mexiko, meist unter Bildung ausgedehnter Deltalandschaften, aufnimmt, sind die bedeutendsten der Mississippi und der Rio Grande del Norte, ferner der Pearl, Chattahoochee, Alabama, Sabine, Trinity River, Brazos, Colorado, Panuco, Papatoapan, Coatzacoalcos, Tabasco (Grijalva). Außer zahlreichen Fischen gewinnt man Perien von hoher Reinheit und bedeutender Größe.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.