- Melbourne [1]
Melbourne (spr. méllbörn), 1) Hauptstadt des britisch-austral. Staates Victoria, liegt 30 m ü. M. an beiden Ufern des bis zur Stadt für kleine Dampfer fahrbaren Yarra Yarra, 4 km von dessen Mündung in die Hobsonbai, unter 37°50' südl. Br. und 144°59' östl. L. (vgl. den Plan und das Nebenkärtchen auf der Karte »Australien«). Die regelmäßig angelegte Stadt besitzt viele schöne öffentliche Bauten, darunter das Schatzamt, Parlamentsgebäude mit Bibliothek von 52,000 Bänden, den Justizpalast, die öffentliche Bibliothek (300,000 Bände), Universität mit Museum und drei Colleges, Palast des Gouverneurs. Generalpostamt, Rathaus, zahlreiche Kirchen, darunter die prot. St. Paulskathedrale und die kath. St. Patrickskirche, Bankgebäude, Hotels und mehrere Denkmäler. Sein Trinkwasser erhält M. aus einem durch Abdämmung gebildeten, 31 km nördlich belegenen See, dem Yan Yean-Reservoir. Von den öffentlichen Parken sind der Botanische Garten, die Fitzroy und die Carlton Gardens hervorzuheben. Die Stadt, 1836 noch ein kleines Dorf, zählt (1901) 68,853, mit den in weitem Umkreis um die innere Stadt gelagerten Vorstädten Brighton (10,029), Brunswick (24,182). Collingwood (32,766), Fitzroy (31,610), Flemington (mit schönem Rennplatz) und Kensington (10,947), Hawthorn (21,339), Kew (9469), Northcote (9691), North M. (18,015), Port M. (12,162), Prahran (41,161), Richmond (37,722), St. Kilda (20,544), South M. (40,637), Essendon (17,500), Footscray (18,301), Williamstown (14,083) und den übrigen innerhalb des Amtsbezirks der städtischen Bauverwaltung gelegenen Orten aber 493,956 Einw., darunter mehrere tausend Deutsche und Chinesen, und ist jetzt die größte Stadt Australiens.
Die Industrie erzeugt namentlich Mehl, Bier, Branntwein, Wollwaren, Ziegelsteine, Tonwaren, Seife und Lichte, Tabak und Zigarren, landwirtschaftliche Maschinen und Ackergeräte. Wagen u. a. Viel bedeutender ist der Handel, da fast der gesamte Verkehr des Staates Victoria sowie der eines großen Teils des Hinterlandes über M. seinen Weg nimmt. Sein Hafen ist Port M. (nebst Williamstown) an der Hobsonbai, 4 km von M. und mit ihm durch Eisenbahn verbunden, mit großen Hafendämmen, Werften, gutem Ankergrund und Raum für 800 Schiffe. Es verkehren hier regelmäßig zahlreiche Dampferlinien, darunter der Norddeutsche Lloyd, die Deutsch-Australische Dampfschiffahrtsgesellschaft, die Peninsular and Oriental Steam Navigation Company, Orientlinie, Messageries Maritimes. 1900 liefen 2101 Schiffe von 2,929,389 T. ein. Eisenbahnen gehen nach allen Richtungen, Trambahnen mit Dampf und Elektrizitätsbetrieb vermitteln den Verkehr innerhalb des Stadtbezirks. M. besitzt seit 1854 eine Universität, 4 Realschulen, eine königliche Gesellschaft der Wissenschaften, Nationalgalerie, große öffentliche Bibliotheken (s. oben), Handwerkerinstitut, Klubs (auch einen deutschen), Theater, zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften. M. ist Residenz des Gouverneurs, Sitz der Regierung, des Parlaments, eines obersten Gerichtshofs, katholischen Erzbischofs und anglikanischen Bischofs, zahlreicher Konsuln (darunter auch ein deutscher), der Münze, des Stabes und des ständigen Korps der Kolonialarmee sowie Station für die dem Staate gehörigen Kriegsschiffe. Die Einfahrt in die Port Phillip-Bai ist durch Errichtung von Forts gesichert. Die Stadt wurde 1835 gegründet, zählte 1841 erst 4440 Einw., wuchs aber nach Entdeckung der Goldfelder ungemein schnell.
2) Dorf in Derbyshire (England), 12 km südöstlich von Derby, mit der schönen St. Michaelskirche im normannischen Stil (restauriert von Scott) aus dem 12. Jahrh., einem Jubiläumsdenkmal für die Königin Viktoria (1887), Schloßruine und (1901) 3580 Einw. Dabei M. Hall, ehemals Landsitz des Lords Melbourne, jetzt des Earl Cowper, mit großem Park im holländischen Stil.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.