Aubigné

Aubigné

Aubigné (spr. ōbinjé), Théodore Agrippa d', franz. Feldherr, Staatsmann, Historiker und Dichter, geb. 8. Febr. 1552 in Pons (Niedercharente), gest. 29. April 1630 in Genf. Seine Mutter starb, indem sie ihm das Leben gab; sein Vater, Kanzler des Königs von Navarra, verschied an den im Hugenottenkrieg erhaltenen Wunden, nachdem er den Knaben für die protestantische Sache begeistert hatte. Der junge A. lebte dann in enger Freundschaft mit Heinrich IV. und kämpfte in den Schlachten mit, die Heinrich auf den Thron von Frankreich führten. Seine »Histoire universelle« (gedruckt in Aubignés Druckerei zu Maillé-sur-Sèvre 1616–20, 3 Bde.; neue Ausg. von de Ruble, Par. 1886–97, 9 Bde.) ist für diese Zeit (1550–1601) eine der wichtigsten Geschichtsquellen. Nach Heinrichs Ermordung wurde A. verfolgt und mit dem Tode bedroht; er begab sich nach Genf, um den Rest seines Lebens dort zu verbringen. Seine bedeutendste Dichtung ist: »Les Tragiques« (1616, Ausgabe nach Aubignés Handschrift von Read, Par. 1897, 2 Bde.); er entwirft darin von den Greueln der Religionskriege ein düsteres Bild, das durch das Auflodern eines edlen Zornes und die Ausbrüche eines glühenden Hasses eine seltsam grelle Beleuchtung erfährt. An Pathos, Gewalt und Kühnheit der Sprache wird A. auch von Victor Hugo nicht übertroffen. Von seinen Satiren verdienen Erwähnung die »Confession de Sancy« (der mehrmals seinen Glauben änderte), gedruckt 1660, und die »Aventures du baron de Fœneste« (vom griechischen ϕαίνεσϑαι, »scheinen«: der alles auf den Schein berechnet), in halbgascognischer Sprache, vollständig gedruckt 1630. Einen Abriß seines Lebens hat er für seine Kinder in seinen Memoiren (deutsch in Schillers »Historischen Memoiren« II, 9, Jena 1795; auch von Baum, Berl. 1854) aufgesetzt. Sein Freund Tronchin sollte seinen literarischen Nachlaß veröffentlichen; doch wurde dieser von der Genfer Regierung beschlagnahmt, aber neuerdings freigegeben und von Réaume und de Caussade für ihre Gesamtausgabe der Werke Aubignés (Par. 1873–92, 6 Bde.) benutzt. – Sein Sohn Constant d'A., der zur katholischen Kirche übertrat, war der Vater der Marquise de Maintenon (s. d.). Vgl. Henke im »Historischen Taschenbuch«, 1873; Morillot, Discours sur la vie et les œuvres d'Agrippa d'A. (das. 1884); v. Salis, Agrippa d'A., eine Hugenottengestalt (Heidelb. 1884).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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