Luxemburg [2]

Luxemburg [2]

Luxemburg (ehemals Lützelburg), die Hauptstadt des gleichnamigen Großherzogtums, in und über dem engen, malerisch schönen Felsental der Alzette und Knotenpunkt der Linien der Wilhelmsbahn L.-Bettenburg (nach Elsaß-Lothringen und Frankreich), L.-Kleinbettingen und L.-Ulflingen (nach Belgien) und L.-Wasserbillig (nach Preußen), sowie L.-Petingen der Prinz Heinrich-Bahn und der Sekundärbahnen L.-Remich und L.-Echternach, zerfällt in die auf einer steil abfallenden Hochebene erbaute Oberstadt, die nur nach W. sich fortsetzt, und in die Unterstädte: Pfaffenthal (nördliche), Klausen (östliche) und Grund (südliche Vorstadt) im Tal, über das seit neuerer Zeit vier großartige Viadukte führen.

Wappen der Stadt Luxemburg.
Wappen der Stadt Luxemburg.

Die zum großen Teil in den Felsen eingearbeiteten berühmten Festungswerke, an denen über 500 Jahre lang gebaut worden ist, die L. zu einer der stärksten Festungen Europas gemacht haben, wurden seit 1867 bis auf die ältesten Bauten (namentlich die sogen. »spanischen Türme«) geschleift. Ein weit in das Alzettetal vorspringendes schmales Felsriff, der »Bock«, ist von oben bis unten ausgehöhlt und kasemattiert; am östlichen Abhang desselben steht der sogen. Melusinenturm, ein Überbleibsel der im 14. Jahrh. erweiterten Befestigung. L. hat 6 kath. Kirchen (darunter die gotische Kathedrale Notre-Dame), ein evang. Bethaus und eine Synagoge. Unter den Gebäuden der Stadt sind das Schloß (früher Palais du Roi, 1893–94 umgebaut), das Stadthaus mit Gemäldegalerie am Wilhelmsplatz, den seit 1884 ein Reiterstandbild König Wilhelms II. (von Mercier) schmückt, die bedeutendsten. Erwähnung verdient außerdem der auf den abgetragenen Festungswerken angelegte prächtige Park (mit Denkmal der Prinzessin Amalie, ersten Gemahlin des verstorbenen Prinzen Heinrich der Niederlande). Von dem prächtigen Schloß des spanischen Statthalters Grafen Ernst von Mansfeld (1545–1604) sind nur noch-wenige-Mauern und zwei Torwege mit einigen eingemauerten römischen Reliefs und Inschriften vorhanden; die ehemals berühmten Mansfeldschen Gärten sind bis auf den Namen verschwunden. L., dessen Bevölkerung 1900: 20,928 Seelen betrug, hat ein Athenäum, ein Priesterseminar, Normalschulen für Lehrer und Lehrerinnen, ein Taubstummeninstitut, eine Altertümersammlung (in der Baubankaserne), Stadtbibliothek, Handelskammer, ein Altersheim (in den Parkanlagen), Fabriken für Maschinen, Leder, Handschuhe, Fayencewaren, Champagner, Essig etc., Handel mit Wollwaren und Leder und ist Sitz eines Bischofs. – Die Burg L., die im Mittelalter Lucilinburch (wohl von luzil, »klein«) oder Lützelburg hieß, und wo schon im 3. Jahrh. n. Chr. ein römisches Kastell gestanden haben soll, ward 738 von Karl Martell der Abtei Trier geschenkt, 963 vom Grafen Siegfried erworben, in der Nacht zum 22. Nov. 1443 von den Burgundern erstürmt und 1479 von den Franzosen vorübergehend erobert. 1542–43 in französischen, seit 1541 in spanischen Händen, gelangte L. 1684 nach hartnäckiger Verteidigung von neuem in französischen Besitz, worauf die Festung durch Vauban die Gestalt erhielt, die sie im wesentlichen bis zur Neuzeit zeigte. Seit 1697 wieder zu Spanien, seit 1714 zu Österreich gehörig, fiel L. nach tapferer siebenmonatiger Verteidigung im Juni 1796 an Frankreich. 1815 durch die Wiener Schlußakte zur deutschen Bundesfestung erklärt, hatte L. seitdem eine Friedensbesatzung von 4000 Preußen, die aber infolge des Londoner Vertrags vom 11. Mai 1867 im September d. J. die Stadt verließen. Die damals verfügte Schleifung der Festungswerke erfolgte erst 1872. Vgl. Coster, Geschichte der Festung L. (Luxemb. 1869); Biermann, Abrégé historique de la ville et forteresse de Luxembourg (das. 1890); Kellen, L., Stadt und Land (Darmst. 1898) und Literatur zum vorhergehenden Artikel.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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