- Liverpool [4]
Liverpool (spr. liwwerpūl)', 1) Charles Jenkinson, Graf von, brit. Staatsmann, geb. 26. April 1727 in Winchester, gest. 17. Dez. 1808 in London, machte sich als Dichter und Publizist bekannt, ward Privatsekretär des Lords Bute, der ihn nach seinem Eintritt ins Ministerium 1761 zum Unterstaatssekretär ernannte, und trat zugleich für den Flecken Cockermouth ins Parlament. 1763–65 war er Sekretär der Schatzkammer, 1766 Lord der Admiralität, 1767 Lord des Schatzamtes und 1772 unter dem Ministerium North Vizeschatzmeister von Irland. Er war das gehaßteste Mitglied der damals herrschenden Kamarilla. Seinem Einfluß schrieb man besonders die Maßregeln gegen die nordamerikanischen Kolonien zu. 1776 wurde er zum Münzmeister ernannt und verwaltete von 1778–82 das Departement des Krieges. Unter dem Ministerium Pitt wurde er 1786 Präsident des Handelsrats und als Baron Hawkesbury zum Peer sowie auf besondern Wunsch des Königs zum Kanzler des Herzogtums Lancaster ernannt. 1796 zum Grafen von L. erhoben, legte er 1802 aus Gesundheitsrücksichten sein Amt nieder. Er gab eine Sammlung der Friedensverträge von 1648–1783 (Lond. 1785, 3 Bde.) heraus.
2) Robert Banks Jenkinson, Graf von, brit. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. 7. Juni 1770, gest. 4. Dez. 1828, trat 1790 in das Unterhaus und wurde 1793 zum Kommissar im Indischen Amt, 1796 zum Geheimrat und Mitglied des Handelskollegiums, 1799 zum Münzmeister, 1801 zum Staatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten ernannt, in welcher Stellung er an den. Unterhandlungen bei dem Frieden von Amiens teilnahm. Von 1804–06 war er unter Pitt Minister des Innern und übernahm 1807 im Ministerium des Herzogs von Portland dasselbe Amt, das er 1809 gegen das Portefeuille des Auswärtigen und noch in demselben Jahre gegen die Leitung des Kriegs- und Kolonialministeriums vertauschte. Noch bei Lebzeiten seines Vaters wurde er 1803 ins Oberhaus berufen und nach dessen Tod 1808 Graf L. Nach Percevals Ermordung (1812) wurde er erster Lord der Schatzkammer und Leiter des Ministeriums, an dessen Spitze er 15 Jahre lang blieb. Ein starrer Anhänger konservativer Grundsätze, wußte er alle einschneidenden Reformen, wie die Änderung der Handelspolitik, die Reform der Parlamentswahlen und die Emanzipation der Katholiken, zu verhindern. Eine besonders traurige Rolle spielte er bei dem Prozeß der Königin Karoline 1820. Im Februar 1827 wurde er von einem Schlagfluß getroffen, doch blieb er im Amte bis zur Ernennung George Cannings zum Premierminister. Vgl. Yonge, Life and administration of Earl L. (Lond. 1868, 3 Bde.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.