- Lindenschmit
Lindenschmit, 1) Wilhelm, Maler, geb. 12. März 1806 in Mainz als Sohn eines Medailleurs, gest. daselbst 12. März 1848, besuchte 1823 die Akademie in München, 1824–25 die zu Wien, kehrte aber, als Cornelius von Düsseldorf nach München übersiedelte, dahin zurück. Hier malte er für die Arkaden des Hofgartens den Sieg Ludwigs des Reichen über Albrecht Achilles von Brandenburg bei Giengen, den Untergang der Oberländer Bauern an der Kirche zu Sendling bei München, die Mehrzahl der Bilder aus Schillers Dichtungen im Schreibzimmer der König in im Königsbau, zwei Darstellungen aus dem Leben des Leonardo da Vinci für die Loggia der Pinakothek (nach Entwürfen von Cornelius) und schmückte sodann vier Gemächer der Burg Hohenschwangau mit Fresken aus der Geschichte Bayerns. Nach Vollendung der letztern malte er in Öl den Kampf der cimbrischen Frauen gegen die Römer und die unglückliche Schlacht des Arminius auf dem Idistavisusfeld. Von seinen spätern Werken sind zu nennen die Luitpoldschlacht aus der Zeit Ludwigs des Kindes und der Einzug Ottos d. Gr. in das befreite Augsburg am Abend nach dem Sieg auf dem Lechfeld. L. zeichnete sich besonders durch ein gründliches Studium der Geschichte und des Kostüms aus.
2) Ludwig, Altertumsforscher, Bruder des vorigen, geb. 4. Sept. 1809 in Mainz, gest. daselbst 14. Febr. 1893, besuchte in München die Kunstakademie unter Cornelius und die Universität und widmete sich der Kunst bis 1846, wo er sich der Erforschung der vaterländischen Altertümer zuwandte. Durch seine Schrift »Das germanische Totenlager von Selzen« (Mainz 1848) gewannen die schwankenden Anschauungen über die allgermanischen Grabaltertümer eine sichere Grundlage. Als 1851 der Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine die Gründung des römisch-germanischen Zentralmuseums in Mainz beschloß, wurde L. mit dessen Leitung beauftragt, und seiner aufopfernden Tätigkeit gelang es, es zu solcher Bedeutung zu erheben, daß dem Museum später eine Beisteuer von seiten des Deutschen Reiches bewilligt wurde. Als Ergebnisse seiner umfassenden Studien veröffentlichte L.: »Die vaterländischen Altertümer der fürstlich hohenzollernschen Sammlungen« (Mainz 1860); »Die Altertümer unsrer heidnischen Vorzeit« (das. 1858–90, Bd. 1–4; fortgesetzt von der Direktion des Zentralmuseums); »Handbuch der deutschen Altertumskunde« (1. Teil: Die Altertümer der merowingischen Zeit, Braunschw. 1880–89); »Tracht und Bewaffnung des römischen Heeres während der Kaiserzeit« (12 Tafeln, das. 1882).
3) Wilhelm, Maler, Sohn von L. 1), geb. 20. Juni 1829 in München, gest. daselbst 8. Juni 1895, erhielt seinen ersten Kunstunterricht von seinem Oheim Ludwig L. in Mainz und kam 1844 auf die Münchener Akademie. Nach des Vaters Tode studierte er erst am Städelschen Institut in Frankfurt, dann an der Akademie in Antwerpen, wandte sich aber bald nach Paris und malte dort unter anderm: die Gräfin von Rudolstadt und Alba sowie eine Ernte (beide in der Kunsthalle zu Hamburg). 1853 nach Deutschland zurückgekehrt, lebte er einige Jahre in Frankfurt, wo sein im Germanischen Museum zu Nürnberg befindlicher Karton: Gefangennahme Franz' 1. in der Schlacht bei Pavia, eine Episode aus der Geschichte des Lützowschen Freikorps, 1861 der Tod Franz von Sickingens und 1862 die Reformatorenversammlung in Marburg entstanden. 1863 siedelte L. nach München über und zeichnete für Bruckmann die deutsche Ruhmeshalle; sodann entstanden: der Fischer und die Nixe (in der Schackschen Galerie zu München), die Jahreszeitenfriese im Cramer-Kletschen Haus zu Nürnberg, Luther, als Kurrendschüler im Haus der Frau Cotta um Brot singend (gestochen von Schultheiß). 1868 malte L. die Stiftung des Jesuitenordens, 1869 den jungen Luther bei Andreas Proles, die Klosterfreuden und Ulrich von Hutten im Kampfe mit französischen Adligen (Museum in Leipzig). Ferner malte er den Tod Wilhelms von Oranien (für die Gesellschaft für historische Kunst), Falstaff und die lustigen Weiber von Windsor, Knox und die schottischen Bilderstürmer, Anna Boleyn, Venus an der Leiche des Adonis (in der Neuen Pinakothek zu München), Narziß, Luther und Kardinal Cajetan in Augsburg, Walter Raleigh im Tower. 1875 ward er zum Professor an der Münchener Akademie ernannt, dekorierte 1883 und 1884 den Saal des Rathauses in Kaufbeuren mit geschichtlichen und allegorischen Wandgemälden und vollendete 1886 ein großes, figurenreiches Geschichtsbild, den Einzug Alarichs in Rom. Von seinen spätern Werken sind noch zu nennen: Lebens Luft und Last (Genrebild, 1883), Dürer malt seine Frau, Melanchthon, Luther in Rom, der junge Luther wird von seinen Eltern in die Klosterschule der Grauen Brüder in Erfurt gebracht. L. zeichnet sich als Kolorist besonders durch eine glückliche Behandlung des Halbdunkels aus. Doch leidet der Gesamteindruck seiner Bilder unter einer zu starken Vorliebe für bräunliche Töne. In seinen letzten Gemälden gelangte er zu einer reichern Farbenentfaltung.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.