- Lichnowski
Lichnowski, fürstliche, aus Schlesien gebürtige, in Österreich und Preußen begüterte Familie, erhielt 1702 die Würde der Freiherren von L. und edlen Herren von Woschütz und wurde 1727 in den böhmischen Grafenstand, 1773 in den preußischen und 1846 in den österreichischen Fürstenstand erhoben; seit 1740 führen die L. auch den Namen »Grafen von Werdenberg« und seit 1861 das von König Wilhelm I. erteilte Prädikat »Durchlaucht«. Die namhaftesten Sprößlinge derselben sind:
1) Eduard Maria, Fürst, geb. 19. Sept. 1789, gest. 1. Jan. 1845 in München, folgte seinem Vater, dem Fürsten Karl L., 1814 und schrieb die nur bis Maximilian 1. reichende »Geschichte des Hauses Habsburg« (Wien 1836–44, 8 Bde.).
2) Felix Maria Vinzenz Andreas, Fürst, geb. 5. April 1814, ältester Sohn des vorigen, trat 1834 in die preußische Armee, nahm aber 1838 seine Entlassung, ging in die Dienste des spanischen Prätendenten Don Karlos und ward Brigadegeneral sowie dessen Generaladjutant. Seine Erlebnisse in Spanien, von wo er 1840 zurückkehrte, schildern seine »Erinnerungen aus den Jahren 1837–1839« (Frankf. 1841–1842, 2 Bde.), die er in Brüssel und Paris 1840 niederschrieb, wodurch er in einen Streit mit dem General Montenegro kam; in dem folgenden Duell ward L. verwundet. Nach seiner Genesung machte er eine Reise nach Lissabon, über die er in »Portugal, Erinnerungen aus dem Jahr 1842« (Mainz 1843), berichtete. An dem ersten preußischen Vereinigten Landtag 1847 nahm er als Mitglied der Herrenkurie teil, ward 1848 zu Ratibor in die Nationalversammlung gewählt, gehörte zur Rechten und zählte zu deren bedeutendsten Rednern. Er fiel als ein Opfer des Frankfurter Aufstandes 18. Sept. 1848 auf der Bornheimer Chaussee nebst dem General v. Auerswald unter den barbarischen Mißhandlungen des Pöbels und starb 19. Sept. – Als Chef des Hauses folgte ihm sein jüngerer Bruder, Fürst Karl L., geb. 19. Dez. 1819, gest. 18. Okt. 1901, Mitglied des preußischen Herrenhauses und 1867–76 des Reichstags. Jetzt ist Chef Fürst Karl Max, geb. 8. März 1860, vortragender Rat im Auswärtigen Amte zu Berlin.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.