Aschanti

Aschanti

Aschanti (Asante, engl. Ashantee), ehemaliges Negerreich in Westafrika (s. Karte bei »Guinea«), im 18. Jahrh. entstanden, jetzt zur brit. Kolonie Goldküste gehörig, hat 27,500 qkm mit 500,000 Einw., während es früher bis an die Küste reichte und 193,000 qkm maß. Das Land ist vorwiegend eine fruchtbare, waldreiche Ebene, die gegen N. terrassenförmig aufsteigt und vom Pra, Ose und Dra bewässert wird. Das Adansigebirge im S. und die Aduarikenniberge im N. sind von geringer Erhebung. Das Klima ist gemäßigt. es gibt zwei Regenzeiten, Ende Mai und Ende Oktober. Die Wälder enthalten Palmen, Gummibäume, Baumwollbäume, Gummi-, Farb- und Luxushölzer. Kultiviert werden Yams, Durra, Mais, Hirse, Reis, Tabak, Kürbisse. Von wilden Tieren finden sich Elefanten, Büffel, Antilopen, Affen, Löwen, Leoparden, Schakale, Eber. Schlangen kommen überall vor, von der kleinen Hausschlange bis zur Boa Constrictor. Die Viehzucht beschränkt sich auf kleine Rinder und Schafe mit haarartiger Wolle. Hunde (die haarlosen, nicht bellenden Guineahunde) werden der Jagd wegen gehalten, ihr Fleisch gehört zu den Lieblingsspeisen. Zahmes Geflügel gibt es in allen Ortschaften. Die A. sind Sudanneger, welche die Tschisprache sprechen und sehr geschickte Färber, Töpfer, Gerber, Zimmer leute, Teppichweber und Goldarbeiter sind. Das Land ist das eigentliche Goldland von Guinea und Gold, das teils aus den Flußbetten gewaschen, teils aus Gruben gewonnen wird, fast das einzige Geld, das hier in kleinen Stangen von bestimmtem Gewicht im Umlauf ist. Nur im Kleinhandel zahlt man auch mit Kaurimuscheln. Der Handel hat eine große Ausdehnung gewonnen, der Warentransport wird, da es an Lasttieren fehlt, durch Trägerkarawanen besorgt. Ausfuhrartikel sind Gold, Palmöl, Elfenbein, Gummi und Farbhölzer. Die Einfuhr besteht in Gewehren, Schießpulver, Metallen, Spirituosen, Webwaren. Durch diesen Handel herrscht in A. ein für Neger unerwarteter Luxus in Kleidern und Hausgeräten.

Die Verfassung von A. war monarchisch-aristokratisch, indem den König eine Art Reichsversammlung der Vornehmen umgab, ohne deren Rat in Krieg und Frieden keine wichtige Entscheidung erfolgte. Die Großen, die man mit einem verderbten portugiesischen Wort Cabosir nennt, beanspruchten auch einen Anteil an den Tributen und haben mehr als einmal einen König entthront. Überhaupt bildete A. weniger einen einzigen Staat als eine Vereinigung mehr oder weniger selbständiger Landschaften, die z. T. neben eignen Fürsten ihre eignen Verfassungen beibehalten hatten und meist nur tribut- und heerespflichtig waren. Die bei den A. gebräuchliche Vielweiberei war bei dem König auf die höchste Spitze getrieben; er hatte 3333 Weiber, welche Zahl wegen ihrer mystischen Bedeutung beständig voll erhalten wurde. Die Macht des Staates beruhte auf den reichen Einnahmen, die der Sklavenhandel brachte; nach dessen Erlöschen wurden die geraubten Bewohner der Nachbarländer meist als Menschenopfer hingeschlachtet. Die harten, rohen Sitten sind aber seit dem unglücklichen Kriege mit England gemildert, auch die Menschenopfer wur den abgeschafft. Die Religion ist Fetischdienst, das Christentum suchen wesleyanische Missionare zu verbreiten. Hauptstadt ist Kumassi (s. d.).

Geschichtliches. Für den Gründer des Aschantireichs gilt Osai Tutu, der 1719 den Fürsten von Denkjera trotz seiner holländischen Kanonen besiegte; auf dem eroberten Gebiete wurde von ihm Kumassi erbaut. 1807 wurde den stammverwandten Fanti durch Osai Kwamena die Küste entrissen. Den Engländern wegen des Verbotes des Sklavenhandels grollend, schlugen die A. den einen Tribut verweigernden Gouverneur von Sierra Leone 21. Jan. 1824, und erst 1826 gelang es dem Gouverneur Campbell, die A. hinter den Prahfluß zurückzutreiben. 1863 brach abermals Krieg mit A. aus, der unglücklich für die Briten verlief; es gelang nur, die A. von der Küste abzuschneiden. Als Kofi Karikari (Kalkalli) von neuem Anspruch auf die Herrschaft über Axim, Elmina etc. und die Fanti erhob, wurden die A. 1873 über den Prah zurückgetrieben. Oberst Wolseley rückte 4. Febr. 1874 in Kumassi ein; Kalkalli zahlte 50,000 Unzen Gold als Kriegsentschädigung, räumte alle Küstenpunkte und versprach Abschaffung der Menschenopfer. 1895 mußte der 1894 zum König ernannte Häuptling von A. wieder gedemütigt werden. Seitdem ist A. britisches Protektorat. Doch noch 1900 brachte ein Aufstand den Gouverneur Hodgson in große Not (s. Goldküste). Vgl. Bowdich, Mission from Cape Coast Castle to Ashantee (Lond. 1819, neue Ausg. 1873; deutsch, Weimar 1820); Dupuis, Journal of a residence in Ashantee (Lond. 1824); Reade, Story of the Ashantee campaign (das. 1874); »Ashantee war, by the Daily News correspondent« (das. 1874); Gundert, Vier Jahre in Asante. Tagebücher der Missionare Ramseyer und Kühne (Basel 1875); Hay, Ashanti and the Gold Coast (Lond. 1874; deutsch, Berl. 1874); Weitbrecht, Four years in Ashantee (Lond. 1875); Freeman, Travels and life in A. and Jaman (das. 1898); Armitage und Montanaro, Ashanti Campaign of 1900 (das. 1901) und die Literatur bei Art. »Goldküste«.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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