Kuvertmaschine

Kuvertmaschine

Kuvertmaschine (hierzu Tafel »Kuvertmaschinen«), mechanische Vorrichtung zur Anfertigung von Briefumschlägen. Ein Papierhändler Brewer in Brighton fertigte 1820 für die Badegesellschaft die ersten Briefumschläge, zu denen er das Papier nach Blechschablonen schnitt, und veranlaßte, als der Bedarf schnell wuchs, die Londoner Firma Dobbs u. Komp. zur Herstellung der Briefumschläge im großen. Die K., wie sie heute gebaut wird, ist auf eine Konstruktion von De la Rue (1845) zurückzuführen, die von Remond in Birmingham 1849 benutzt wurde. Die Kuvertfabrikation beruht ausschließlich auf der Anwendung von Kuvertmaschinen, sie beginnt mit dem Ausschlagen des Papiers mittels scharfschneidiger Ausschlageisen in der Form der auseinander gelegten Umschläge: ein Viereck mit vier Zipfeln oder Flügeln. Durch Umlegen und Ankleben der Flügel entsteht das geschlossene Kuvert, so daß die Aufgabe der K. darin besteht, die genannten Flügel mit einem Klebmittel (Gummi, Dextrin) zu versehen (Gummieren), darauf unter passendem Zusammenlegen zu falten und dann drei Flügel anzukleben. Zu dem Zwecke befindet sich in einer horizontalen Tischplatte der K. eine viereckige Öffnung (Form) von der Größe des Kuverts und über dieser Öffnung schwebend ein Stempel (Stößer) von gleicher Größe, der sich senkt und das ausgeschlagene, auf die Form gebrachte Papierstück in dieselbe hineindrückt. Neben diesem Stößer bewegt sich ein mit Filz belegter Stempel von der Form des einen Flügelrandes, der bei seiner Aufwärtsbewegung ausschwingt, von einer mit Dextrinlösung getränkten Walze Klebstoff aufnimmt, sodann auf den untergelegten Stoß zugeschnittener Kuvertpapiere niedergeht und unter Ausdrücken des Klebstoffes auf den einen Flügel das obere Blatt aufnimmt und auf die Form legt. Darauf wird das Blatt von dem sich senkenden Stößer in die Form gedrückt, deren Boden von einer unter Druck nachgiebigen Platte gebildet wird. Nachdem dies geschehen, hebt sich der Stößer, worauf sofort von vier Klappen an den Seiten der Form die Flügel, und zwar erst die zwei schmalen, darauf der gummierte und zuletzt der Verschlußflügel umgelegt und angepreßt werden. Die fertigen Kuverts gelangen durch Senkung der Formplatte unten aus der Form auf eine geneigte Abfuhrbahn. Das Gummieren des Verschlußflügels erfolgt gewöhnlich von der Hand und bevor das ausgeschlagene Papier zur K. gelangt, mitunter auch mit dem fertigen Kuvert auf der Maschine, die dann mit einer eigenartigen Abführung mit Windflügeln zum Trocknen der gummierten Verschlußklappe versehen ist. Solche Maschinen baut Tellschow u. Komp. in Berlin.

Bei diesen Maschinen werden die auf einer Stanzmaschine hergestellten und auf einer Gummiermaschine mit Klebstoff versehenen Kuvertausschnitte in Stapeln von 2–3000 Stück in einen Einlegekorb gebracht. Mittels einer Luftpumpe und eines auf- und abwärts sich bewegenden Saugers wird ein Blatt vom Stapel abgehoben, von einem Greiser gefaßt und über den Formatkasten (Falzapparat) gebracht. Durch bewegliche Anschlagkloben wird das Blatt genau über das im Formatkasten befindliche Loch (der Größe der zu fertigenden Kuverts entsprechend) ausgerichtet. Hierauf wird die Klebeklappe mit Klebstoff versehen. Der Oberstempel drückt dann das Blatt in das Loch des Formatkastens hinein bis auf eine am Grunde befindliche bewegliche Platte (Unterstempel), wodurch der erste Bruch des Kuverts erzielt wird. Nach dem Heraustreten des Oberstempels aus dem Formatkasten salzen die dort befindlichen Falzklappen das Kuvert fertig und kleben es zu. Das fertige Kuvert fällt jetzt aus dem Formatkasten heraus in den Sammelkasten, aus dem die Arbeiterin Bündel von 25–30 entnimmt, um sie mit einer Schleife zu versehen. Eine bestimmte Anzahl dieser Bündel wird in einen Karton gelegt, der dann marktfertig ist. Die Maschine liefert in 10 Arbeitsstunden je nach der Größe des Kuverts 30–35,000 Stück. Eine besondere Vorrichtung rückt die Maschine selbsttätig aus, falls im Fallapparat Ausschuß entsteht.

Bei der Maschine Fig. 1 wird das ausgestanzte und gummierte Papier nicht durch Luftpumpe und Sauger, sondern durch vier ruckweise in einer Kreisbahn sich bewegende Gummierer b vom Stapel abgehoben. Diese Gummierer, welche die genaue Form der Klappen der Kuverts besitzen, senken sich, sobald sie genau über dem Papier im Einlegekorb a angelangt sind, und heben das oberste Blatt ab. Bei der nächsten Vierteldrehung wird das Blatt zur Falzvorrichtung getragen und abgelegt. Gleichzeitig hebt der nächste Gummierer das folgende Blatt ab etc. Der weitere Vorgang bis zur Fertigstellung des Kuverts ist derselbe wie bei der ersterwähnten Maschine, auch ist ein selbsttätiger Ausrücker vorhanden. Diese Maschine liefert in 10 Stunden 45–50,000 Kuverts.

Auf der Maschine Fig. 2 wird das Kuvert vollständig fertig hergestellt. a ist der Papiereinlegekorb, b sind die Gummierer. An jedem Arm sind zwei Stück angebracht, um gleichzeitig die Schluß- und Klebeklappe zu gummieren. g ist der Behälter für den Klebstoff. Wenn das Kuvert in der üblichen Weise im Falzapparat gefalzt und geklebt ist, wird es auf die endlose Trockenkette k geleitet, die 250 Kuverts faßt. Die gummierte und offen gebliebene Mundklappe ist nach einmaligem Umlauf der Kette trocken und das Kuvert fällt unten aus der Kette heraus in den Sammelkasten s. Diese Maschine liefert in 10 Arbeitsstunden 45–50,000 Kuverts.

Bei der oben erwähnten Gummiermaschine werden die ausgestanzten Blätter auf einen Einlegetisch gebracht und von mit Zähnen versehenen Rädern der Breite der betreffenden Gummierung entsprechend auseinander gestrichen. Sie werden dann von Bändern an den mit Klebstoff gefüllten Behälter geleitet, hier gummiert und dann von endlosen Leitgurten gefaßt und über einen großen Bogen geleitet, auf dem das Trocknen durch zugeleitete erwärmte Luft befördert wird. Eine Arbeiterin sammelt schließlich die Blätter auf einem Tisch und schichtet sie zu Stapeln auf. Diese Maschine gummiert in 10 Arbeitsstunden 250,000 Blätter. Vgl. Schubert, Die Papierverarbeitung, Bd. 2 (Berl. 1901).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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