Krauß

Krauß

Krauß, 1) Philipp, Freiherr von, österreich. Staatsmann, geb. 28. März 1792 in Lemberg, gest. 26. Juni 1861 in Schönbrunn, erhielt 1812 bei dem Fiskalamt eine Anstellung, ward 1817 Gubernialsekretär und 1826 Hofrat bei der allgemeinen Hofkammer in Wien. 1840 zum Referenten im Staatsrat ernannt, 1847 kurze Zeit hindurch Vizepräsident beim Lemberger Gubernium, verwaltete er 1848–51 das Finanzministerium und erwarb sich durch Reformen des Steuer- und Zollwesens große Verdienste. Während des Oktoberaufstandes 1848 war er von den österreichischen Ministern der einzige, der in Wien verblieb und die Geschäfte weiterführte. Nach seinem Rücktritt war er Referent für das Finanzwesen im Reichsrat des absoluten Regiments, 1860 ward er Präsident der obersten Rechnungskontrollbehörde und Vizepräsident des Herrenhauses. – Sein älterer Bruder, Karl, Freiherr von K., geb. 13. Sept. 1789, gest. 5. März 1881, trat 1809 in den Staatsjustizdienst, war 1851–57 Justizminister, dann bis 1865 Präsident des obersten Gerichts- und Kassationshofs, später Präsident des Reichsgerichts und Mitglied des Herrenhauses, nahm 1881 seine Entlassung.

2) Ferdinand von, Zoolog, geb. 9. Juli 1812 in Stuttgart, gest. daselbst 15. Sept. 1890, studierte Naturwissenschaft in Tübingen und Heidelberg, ging 1838 mit Baron v. Ludwig nach Südafrika, erhielt 1840 eine Anstellung am Naturalienkabinett in Stuttgart, wurde 1856 Vorstand und erster Konservator desselben und erhob es zu einer der ersten naturwissenschaftlichen Sammlungen. Er schrieb: »Beitrag zur Kenntnis der Korallineen und Zoophyten der Südsee« (Stuttg. 1837); »Die südafrikanischen Krustazeen« (das. 1843); »Die südafrikanischen Mollusken« (das. 1848); »Petrefakten aus der untern Kreide des Kaplandes« (Bonn 1850); »Das Tierreich in Bildern«, Band 1: Säugetiere (Stuttg. 1848–51).

3) Alfred Eduard, reform. Theolog, geb. 19. März 1836 zu Rheineck in der Schweiz, gest. 31. Mai 1892 in Straßburg, wurde Pfarrer zu Stettfurt im Thurgau, 1870 außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor in Marburg, 1873 in Straßburg. Er schrieb: »Über die Bedeutung des Glaubens für die Schriftauslegung« (Frauenfeld 1867); »Theologischer Kommentar zu 1. Kor. 15« (das. 1864); »Die Lehre von der Offenbarung« (das. 1868); »Das protestantische Dogma von der unsichtbaren Kirche« (Gotha 1876); »Lehrbuch der Homiletik« (das. 1883); »Lehrbuch der praktischen Theologie« (Freiburg 1890–93, 2 Bde.; hieraus gesondert »Pastoraltheologie«, hrsg. von Niebergall, Tübing. 1904).

4) Gabriele, Sängerin, geb. 24. März 1842 in Wien, gest. 12. Okt. 1903 in Paris, wurde auf dem Wiener Konservatorium ausgebildet, debütierte 1860 in ihrer Vaterstadt als Mathilde in »Wilhelm Tell« und wurde sogleich für die Hofoper engagiert, der sie bis 1868 als Vertreterin erster Rollen angehörte. Sodann sang sie mit steigendem Erfolg in Paris, Mailand, Neapel etc. und war 1875–87 ein gefeiertes Mitglied der Pariser Großen Oper. 1870 wurde sie zum Ehrenmitglied der Gesellschaft der Konservatoriumskonzerte und 1880 zum Offizier der Akademie ernannt. Ihre bedeutendsten Rollen waren Norma, Desdemona, Aida, Jeanne d'Arc und Pauline (»Polyeuct«).

5) Friedrich S., ethnographischer Schriftsteller, geb. 7. Okt. 1859 zu Požega in Slawonien, studierte in Wien Philologie und bekleidet das Amt eines Gerichtsdolmetschers für die südslawischen Sprachen in Wien. Er lieferte zahlreiche Beiträge zur Volkskunde der Südslawen, von denen wir nennen: »Sagen und Märchen der Südslawen« (Leipz. 1883–84, 2 Bde.); »Sitte und Brauch der Südslawen« (Wien 1885); »Sreća. Glück und Schicksal im Volksglauben der Südslawen« (Ragusa 1886); »Volksglaube und religiöser Brauch der Südslawen« (Münst. 1890); »Die Zeugung in Sitte, Branch und Glauben der Südslawen« (Par. 1899–1902, 3 Tle.). Unter dem Titel: »Am Urquell« gab er 1889–98 in Hamburg (zuletzt in Leiden) eine Monatsschrift für Volkskunde (als Fortsetzung der seit 1881 erschienenen Zeitschrift »Am Urdhs-Brunnen«) heraus; ferner: »Allgemeine Methodik der Volkskunde, Bericht über Erscheinungen in den Jahren 1896–1897« (mit L. Scherman, Erlang. 1899), von K. allein fortgesetzt für die Jahre 1897–1902 (in den »Romanischen Forschungen«, Sonderausg., das. 1903).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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