Konstantine

Konstantine

Konstantine (Constantine), Hauptstadt des östlichsten gleichnamigen algerischen Departements (s. unten), 644 m ü. M., 439 km östlich von Algier, mit dem es ebenso wie mit Philippeville (seinem 87 km entfernten Hafen), Bone, Batna, Setif und Biskra Eisenbahnverbindung hat, malerisch gelegen auf einem von Gl bis zu 20030 ansteigenden isolierten Kalksteinfelsen, in Form eines Trapezes, dessen nach NO. und SO. gerichtete Seiten der Uëd Rumel bespült, während er im SW. durch ein nur 300–400 m breites Felsband mit den Höhen von Kudiat Ati zusammenhängt. Die Stadt besteht aus einem französischen und einem arabischen Teil; an diesen schließt sich das Viertel der Mzabiten und das der Juden, alle mit engen, schmutzigen Gassen, außer den neuern Durchbruchstraßen. Zwei Tore und eine künstliche eiserne sowie vier natürliche Brücken, Reste einer Kalkbank, unter welcher der Fluß sich Bahn gebrochen, verbinden die Stadt mit den Vorstädten. Bemerkenswerteste Gebäude sind: die alte Kasbah auf der Spitze des Felsens, das Kapitol der römischen Stadt (jetzt Kasernen, Hospital, Arsenal u. a. enthaltend), 13 Moscheen, von denen eine auf 25 m hohem Minarett eine prachtvolle Aussicht bietet, die Kathedrale (frühere Moschee). protestantische Kirche, Synagoge, Präfektur, der alte prächtige Palast des Beis (jetzt Wohnung des Divisionsgenerals), ein kleines Museum römischer Altertümer. Schöne Promenaden laufen um die Stadt und führen zu den Quellen von Sidi Mecid (33°, Schwefel-, alkalische, Eisenquellen), einem vielbesuchten Bad. K. ist Sitz eines Präfekten, eines Divisionsgenerals, Bischofs, einer Handelskammer, hat ein Lyzeum, eine Normalschule, zwei Krankenhäuser und (1901) 48,243 Einw., darunter 15,716 Franzosen (mit der Garnison), 7196 Juden und 23,816 Eingeborne, die etwas Industrie in Leder (Gerberei, Sattlerei, Schuhmacherei) sowie Fabrikation von Wollwaren, Burnussen, Teppichen etc. sowie ansehnlichen Handel mit Getreide, Wolle, Leder, Alfa, Öl, Nudeln u. a. betreibt. Die Stadt ist umgeben von mehreren Höhenforts und schnell wachsenden Vorstädten (Mansura, St.-Antoine, St.-Jean). Von den Quellen von Au Mlila, 50 km südlich von K., führt eine Wasserleitung zur Stadt, von der alten römischen sind noch fünf Steinbogen vorhanden. – K. spielte als die reichste Stadt Numidiens früh eine bedeutende Rolle. Ihr punischer Name war Karta (»Stadt«), woraus die Römer Cirta machten. Sie ward von Micipsa, dem Sohne Masinissas, zur Hauptstadt Numidiens gemacht und zeichnete sich durch prachtvolle öffentliche Gebäude und dichte Bevölkerung aus. Jugurtha zwang sie 112 v. Chr. durch Hunger zur Übergabe, wobei sein dort residierender Adoptivbruder Adherbal den Tod fand. Den römischen Feldherren Qu. Metellus und C. Marius diente sie als Hauptstützpunkt; letzterer erfocht 107 bei Cirta einen Sieg über Jugurtha. Als König Juba mit dem Reste der Pompejanischen Partei in Afrika 46 unterlegen war, gab Cäsar einem seiner Parteigänger, P. Sittius, einen Teil des Gebiets von Cirta, das als besondere Kolonie das römische Bürgerrecht und den Namen Sittianorum Colonia erhielt. Seitdem begann der Verfall des alten Cirta, das schließlich 311 n. Chr. in dem Kriege des Maxentius gegen Alexander, einen pannonischen Bauer, der sich in Afrika zum Kaiser aufgeworfen, zerstört wurde. Konstantin d. Gr. stellte die Stadt 312 wieder her und gab ihr den Namen K. Vermöge ihrer Befestigungswerke, die größtenteils von Konstantin herrührten, widerstand sie fortan fast allen Feinden. Die Wandalen konnten sie selbst nach der Eroberung Karthagos (439) nicht nehmen; Belisar fand sie 534 unversehrt vor. Die Araber bemächtigten sich ihrer 710. Noch im 12. Jahrh. wird die Stadt von arabischen Geographen gerühmt. 1357 wurde die von dem Meriniden Abu 'Inân, Sohn des Kalifen 'l Hasan von Fez, erobert. 1520 kam sie unter die Botmäßigkeit Algiers und wurde von Beis beherrscht, die der Dei von Algier ernannte. Bei Ahmed hatte sich im ersten Drittel des 19. Jahrh. zum fast souveränen Herrn von K. gemacht und wollte sich auch nach dem Fall Algiers 1830 behaupten. Eine französische Expedition im Spätherbst 1836 schlug fehl; erst 13. Okt. 1837 wurde die Stadt, nachdem der General Damrémont (12. Okt.) angesichts der bereits geöffneten Bresche gefallen, vom General Valée mit Sturm genommen. Vgl. Régis, Constantine. Voyages et séjour (Par. 1880); Weiteres bei Artikel »Algerien«, S. 322. – Das gleichnamige Departement, der östliche Teil der französischen Kolonie Algerien, umfaßt 85,518 qkm mit (1901) 1,875,722 Einw. (22 auf 1 qkm), darunter 88,813 Franzosen und 35,819 Fremde.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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