Kohl [4]

Kohl, 1) Johann Georg, ausgezeichneter Reiseschriftsteller, geb. 28. April 1808 in Bremen, gest. daselbst 28. Okt. 1878, studierte die Rechte, war dann Hauslehrer in Kurland, bereiste später Rußland und ließ sich 1838 in Dresden nieder. Der Beifall, den seine Schriften: »Petersburg in Bildern und Skizzen«, »Reisen im Innern von Rußland und Polen«, »Reisen in Südrußland« und »Die deutsch-russischen Ostseeprovinzen«, fanden, bestimmte ihn, sich ganz der Reisebeschreibung zu widmen, und so veröffentlichte er seit 1842 eine Reihe fesselnder Werke über die meisten Länder Europas (Österreich-Ungarn, Steiermark und Bayern 1842, England, Schottland und Irland 1843 und 1844, Dänemark und Schleswig-Holstein, Niederlande, Dalmatien und Montenegro etc.). 1854 begab sich K. nach Nordamerika, wo er vier Jahre lang sich auch historischen und geographischen Studien widmete. Als Früchte seiner dortigen Tätigkeit sind hervorzuheben: »Entdeckungsgeschichte der Küsten der Vereinigten Staaten« (1854); »Reisen in Kanada, New York und Pennsylvanien« (New York 1857); »Reisen im Nordwesten der Vereinigten Staaten« (St. Louis 1859). Seit 1858 wieder in Bremen, wurde er daselbst zum Stadtbibliothekar ernannt. Andre Werke von ihm sind: »Der Verkehr und die Ansiedelungen der Menschen in ihrer Abhängigkeit von der Gestaltung der Erdoberfläche« (Dresd. 1841, das wissenschaftlich wertvollste); »Der Rhein« (Leipz. 1851, 2 Bde.); »Skizzen aus Natur- und Völkerleben« (Dresd. 1851, 2 Bde.); »Geschichte der Entdeckung Amerikas« (Brem. 1861); »Die beiden ältesten Karten von Amerika, 1527 und 1529« (Weim. 1860); »Geschichte des Golfstroms und seiner Erforschung« (Brem. 1868); »Nordwestdeutsche Skizzen« (das. 1864, 2. Aufl. 1873); »Deutsche Volksbilder und Naturansichten aus dem Harz« (Hann. 1866); »History of the discovery of Maine« (mit 22 Karten, Portland 1869); »Die Völker Europas« (2. Aufl., Hamb. 1872); »Die geographische Lage der Hauptstädte Europas« (Leipz. 1874); »Geschichte der Entdeckungsreisen und Schiffahrten zur Magellansstraße« (Berl. 1877) und »Die natürlichen Lockmittel des Völkerverkehrs« (Brem. 1878). Gemeinschaftlich mit seiner Schwester Ida K., geb. 1814, seit 1846 Gattin des Grafen Hermann v. Baudissin, gest. 25. Dez. 1888 in Freiburg i. Br., schrieb er: »Englische Skizzen« (Leipz. 1845, 3 Bde.); letztere allein gab noch heraus: »Paris und die Franzosen« (das. 1845, 3 Bde.).

2) Horst, Historiker, geb. 19. Mai 1855 zu Waldheim in Sachsen, studierte Geschichte und Philologie, war einige Zeit als Mitarbeiter bei den »Monumenta Germaniae historica« tätig, wirkte seit 1878 an der Realschule, später am Gymnasium in Chemnitz und seit 1903 am Carola-Gymnasium in Leipzig. Er schrieb: »Zehn Jahre ostgotischer Geschichte vom Tode Theoderichs d. Gr. bis zur Erhebung Witigis« (Leipz. 1877) und »Dreißig Jahre deutscher Geschichte 1858–1888 in amtlichen Kundgebungen« (Gießen 1888), gab einige Übersetzungen von Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit heraus, bearbeitete einen Teil des Lehrbuches der Geschichte von Dietsch in neuer Auflage und die Fortsetzung der »Annalen der deutschen Geschichte« von G. Richter. Bekannt machten ihn seine Beiträge und Quellenwerke zur Geschichte des Fürsten Bismarck: »Fürst Bismarck-Gedenkbuch« (2. Aufl., Chemn. 1890); »Fürst Bismarck. Regesten zu einer wissenschaftlichen Biographie des ersten deutschen Reichskanzlers« (Leipz. 1891–92, 2 Bde.); »Die politischen Reden des Fürsten Bismarck« (Stuttg. 1892–1904, 14 Bde.; Bd. 2: Reden im preußischen Landtag 1862–65, in 2. Aufl. 1903); »Bismarck-Gedichte des Kladderadatsch« (Berl. 1894); »Bismarcks Briefe an den General Leopold v. Gerlach« (das. 1896); die 6. bis 8. vermehrte Auflage der »Bismarckbriefe« (Bielef. 1897–99); »Bismarck-Jahrbuch« (Berl., dann Stuttg. 1894–99, 6 Bde.); »Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen« (Leipz. 1899) und 1900 ein Register dazu sowie als Anhang zu den »Gedanken und Erinnerungen« zwei Bände Briefe Bismarcks an Kaiser Wilhelm 1852–87 und verschiedene Personen 1848–88 (Stuttg. 1901).