- Aprikosenbaum
Aprikosenbaum (Marille, Alberge, Prunus Armeniaca L.), Obstbaum aus der Familie der Rosazeen, mit ganzen, breiten, gesägten, kahlen Blättern, vor den Blättern erscheinenden, meist einzeln stehenden weißen, außen rötlichen, kurzgestielten Blüten, samtartigen Steinfrüchten mit Längsfurche auf der einen Seite und runzeligem, auf der Kante ringsum gefurchtem Stein mit süßem oder bitterm Kern. Das Fleisch ist gelblich, saftig, in der Überreife oft mehlig und dann geschmacklos. Der A. verlangt sehr warmes Klima, und seine in Syrien gereiften Früchte übertreffen die europäischen, selbst die Pfirsiche. Dagegen ist er weniger empfindlich als der Pfirsichbaum und hält in Norddeutschland ziemlich gut aus. Er liebt gute humusreiche, kräftige und tief bearbeitete Gartenerde mit durchlassendem Untergrund; in kältern Gegenden läßt er sich nur am Spalier ziehen, bereitet aber auch dann Schwierigkeiten und leidet oft sehr am Gummifluß. Man unterscheidet: 1) Mandelaprikosen (Aprikosen der Provence), in Südfrankreich, von mehr verwildertem Gehölz, mit wenig wert vollem Fleisch, deren Kern wie Mandeln von Konditoren und zur Gewinnung von Öl benutzt wird. Hierher gehören auch die frühreifen holländischen Aprikosen. 2) Albergen, frühreife, kleine Früchte von einem Baume mit kleinen Blättern und Blüten. 3) Echte Aprikosen, größere, spät (bisweilen aber auch früh) reisende Früchte. 4) Italienische Aprikosen, mit glatter, glänzender Oberhaut. Zum allgemeinen Anbau wurden vom Deutschen Pomologenverein empfohlen: Aprikose von Nancy, Aprikose von Breda, Aprikose von Syrien, Aprikose von Tours, Luizets Aprikose, wahre große Frühaprikose, Ambrosia, Andenken an Robertsau, Moorpark (s. die Abbildungen auf Tafel »Pfirsiche und Aprikosen«).
Die Heimat des Aprikosenbaums ist unbekannt, denn man hat ihn noch niemals wild angetroffen; wahrscheinlich stammt er aus Turkistan und der Mongolei und wurde gegen Mitte des 1. Jahrh. in Italien angepflanzt. Die Früchte wurden zu Columellas Zeit mala armeniaca genannt, weil sie aber früher reisen als die Pfirsiche, erhielten sie den Beinamen praecoqua, praecocia, der im mittelgriechischen Munde in berikoka sich verwandelte. Daraus machten die Araber al-barquq, und so entstand das spanische albaricoque. das italienische albicocco, das französische abricot. Man zieht den A. hauptsächlich in südlichen Gegenden. in großem Maßstabe in den Vereinigten Staaten, wo die Früchte zur Branntweinbereitung, gedörrt und gepreßt auch zur Schiffsverproviantierung benutzt werden, und in Zentralasien, wo das Holz als Brennholz benutzt wird. Italien liefert getrocknete, Südfrankreich und die Donaufürstentümer eingemachte und kandierte Aprikosen. Die Frucht enthält im Mittel: 81,22 Wasser, 4,69 Zucker, 1,16 freie Säure, 0,49 Eiweißstoffe, 6,35 Pektinstoffe etc., 5,27 Holzfaser, Kern und Schale, 0,82 Mineralstoffe. Aus den Kernen, die aus Kleinasien als Pfirsichkerne in den Handel kommen, wird seines, dem Mandelöl ähnliches Öl (Huile de marmotte) gepreßt (0,919 spez. Gew., erstarrt nicht bei -20°, Ausbeute über 50 Proz., dient in Südfrankreich zur Verfälschung des Mandelöls) und Bittermandelöl dargestellt, die verkohlten Steine geben schwarze Tusche; das Holz dient zu Drechslerarbeiten.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.