- Juarez [2]
Juarez (spr. chuarés), Carlo Benito, Präsident von Mexiko, geb. 21. März 1806 bei Ixtlan im Staat Oajaca, aus dem indianischen Stamm der Zapoteken, gest. 18. Juli 1872 in Mexiko, wuchs in dürftigen Verhältnissen auf, erhielt aber von einer reichen Familie, in deren Dienst er trat, die Mittel, in Mexiko die Rechte zu studieren. Er ward dann in Oajaca Advokat, 1846 Deputierter im Kongreß der Republik, war von 1848–52 Gouverneur von Oajaca und machte sich in dieser Stellung durch Anlegung neuer Straßen, Hebung des Volksunterrichts und zweckmäßige finanzielle Maßregeln sehr verdient. Nach Santa Annas Rückkehr 1853 verbannt, ging er nach New Orleans, kehrte jedoch schon 1855 in seine Heimat zurück, wo Alvarez Präsident geworden war, dessen Justizminister J. wurde. Als Alvarez im Dezember 1855 die Präsidentenwürde niederlegte, trat auch J. mit ab, ward aber von Comonfort (s. d.) zum Präsidenten des höchsten Gerichtshofes ernannt, und wurde, nach dessen Vertreibung 1858, der Bestimmung der Verfassung gemäß Präsident der Republik. Er schlug den Sitz der liberalen Regierung in Guanajuato auf und kehrte, nachdem er Miramon geschlagen, im Januar 1861 in die Hauptstadt zurück. J. schritt nun mit Energie zur Ausführung der Verfassung von 1857, namentlich der Bestimmungen über Einziehung des Kirchengutes, Aufhebung der Klöster, Verkündigung völliger Religionsfreiheit, und wurde 30. Juni vom Kongreß zum definitiven Präsidenten der Republik ernannt. Doch das Gesetz vom 17. Juli 1861, das die Auszahlung der an gewisse Ausländer zu entrichtenden Zinsen auf zwei Jahre aufhob, rief die Einmischung Spaniens, Englands und Frankreichs hervor, die am 18. Dez. Veracruz besetzten. J. lehnte ihre Forderungen nicht ab, sondern verständigte sich mit den beiden ersten Mächten, so daß Anfang April 1862 die Spanier und Engländer Mexiko räumten; nur Frankreich wies jede Verständigung ab und war entschlossen, J. zu stürzen und eine neue Regierung einzusetzen. Als die Franzosen nach Eroberung Pueblas 10. Juni 1863 in Mexiko einrückten, mußte J. nach Norden flüchten, und sein Anhang schmolz bedeutend zusammen. Dennoch lehnte er alles Verhandeln mit der Regierung Maximilians (s. d.) ab; und als die Vereinigten Staaten gegen die französische Einmischung Protest erhoben, konnte er im Mai 1866 nach Chihuahua zurückkehren, und 1867 nahmen seine Generale Mexiko und Queretaro ein, wo der Kaiser Maximilian ihnen in die Hände fiel. J. ließ letztern vor ein Kriegsgericht stellen und unterschrieb sein Todesurteil, das am 19. Juni 1867 vollstreckt wurde. Das Amt des Präsidenten, das er nach Ablauf seiner Periode im November 1865 fortgeführt hatte, wurde ihm, nachdem er 15. Juni 1867 nach Mexiko zurückgekehrt, durch die Wahl vom 6. Okt. von neuem verliehen. Nachdem er unter großen Schwierigkeiten 16. Sept. 1871 wiederum zum Präsidenten ernannt worden war, brachen gefährliche Aufstände aus, deren Niederwerfung J. nicht mehr erlebte. Vgl. U. R. Burke, Life of Benito J. (Lond. 1894).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.