- Imbriāni
Imbriāni, 1) Vittorio, ital. Dichter und Literarhistoriker, geb. 27. Okt. 1840 in Neapel, gest. daselbst 1. Jan. 1886, machte historische, philologische und literarische Studien, beteiligte sich als Freiwilliger an den Feldzügen von 1859 und 1866 und lebte seit 1878 zurückgezogen bei Neapel. Er hat viele Sagen, Volkslieder u. dgl. gesammelt und veröffentlicht, z. B.: »Canti popolari delle provincie meridionali« (Turin 1871–72, 2 Bde.), »Dodici canti pomiglianesi« (Neap. 1877), »La novellaja fiorentina« (neue, vermehrte Ausg., Livorno 1877, zusammen mit der »Novellaja milanese«). Daneben trat er mit den »Esercizj di prosodia« (Neap. 1874) als Lyriker von großer Originalität in Form und Gedanken hervor. Ein leidenschaftlicher Royalist, entwickelte er namentlich in den Oden: »An die Königin von Italien«, »Bei der Begnadigung Passanantes« und in dem 1882 erschienenen »Inno al canapè di un monarchico« eine unvergleichliche Wucht der Gedanken, Kraft des Ausdruckes und Schärfe der Ironie. Nicht minder tritt die Heftigkeit und Originalität seines Wesens in seinen polemischen und kritischen Schriften hervor, soz. B. in »Fame usurpate« (1877), eine kritische Hinrichtung von Aleardi, Zanella, Goethes »Faust« und dessen Übersetzer Maffei, und in der Schrift »Quando nacque Dante?« (1879) u. a. Er schrieb auch einige phantastisch-realistische Novellen, z. T. im Dialekt seiner Heimat, und gab das Buch »Alessandro Poerio; lettere e documenti del 1848« (Neap. 1884) heraus. Mit Tallarigo veröffentlichte I. eine altitalienische Chrestomathie (Neap. 1882). Seine zum Teil wichtigen Dante-Studien sind als »Studi danteschi« (Flor. 1890) erschienen.
2) Matteo Renato I.-Poërio, ital. Politiker, Bruder des vorigen, geb. 28. Nov. 1843 in Neapel, gest. 13. Sept. 1901, trat 1861 als Leutnant in das sardinische Heer ein, kämpfte unter Garibaldi in Sizilien, nahm aber 1870 seinen Abschied und widmete sich ganz der radikal demokratischen Agitation. 1878 gründete er mit Bovio und andern die »Irredenta« (s. d.), gab die Schrift »L'Italia degli Italiani« heraus, schrieb gegen die »Italicae res« des österreichischen Obersten Haymerle mit Bovio und Mezzacapo das Buch »Pro Patria« (2. Aufl., Bologna 1879) und leitete 1881–84 in Neapel eine Zeitung. Seit 1889 Mitglied der Kammer, vertrat er seinen politischen Standpunkt mit größter Leidenschaftlichkeit und bereitete durch seine heftigen Angriffe auf Österreich der Regierung oftmals Schwierigkeiten.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.