Howe

Howe

Howe (spr. hau), 1) Richard, Graf, brit. Admiral, geb. 8. März 1726, gest. 5. Aug. 1799, trat 1739 in britische Seedienste und avancierte 1746 zum Kapitän. 1757 wirkte er bei der Eroberung der Insel Aix mit und kommandierte 1758 die Flotte, welche die Hafenwerke von Cherbourg zerstörte. 1770 wurde er zum Konteradmiral befördert; 1776 erhielt er als Vizeadmiral den Oberbefehl über die Flotte in den nordamerikanischen Gewässern. Im April 1782 wurde er zum Admiral und als Viscount H. zum Peer von Großbritannien ernannt, und im Oktober d. J. gelang es ihm, das von den Franzosen und Spaniern belagerte Gibraltar zu verproviantieren, worauf er 1783 zum ersten Lord der Admiralität und 1788 zum Grafen H. ernannt wurde. Er befehligte 1793 die Kanalflotte und blockierte die Reede vor Brest, schlug 1. Juni 1794 die französische Flotte bei Quessant, lief mit sechs eroberten Linienschiffen in den Hafen von Portsmouth ein und wurde 1796 zum General der Seetruppen ernannt. Vermöge seines großen Ansehens bei den Seeleuten, die ihn wegen seiner dunkeln Gesichtsfarbe »den schwarzen Dick (Richard)« nannten, dämpfte er 1797 den Aufstand auf den Flotten von Portsmouth und Plymouth. Vgl. Barrow, Life of Lord H. (Lond. 1837).

2) William, Lord, jüngerer Bruder des vorigen, geb. 10. Aug. 1729, gest. 12. Juli 1814, trat 1746 als Fähnrich in die Armee, wurde 1764 Oberst, 1772 Generalmajor und erhielt 1775 ein Kommando in Nordamerika. In dem Treffen bei Bunkershill führte er den Oberbefehl, worauf er zum Generalleutnant ernannt wurde. In Boston eingeschlossen, räumte er dies erst, als ihn der Mangel an Lebensmitteln dazu zwang, und zog sich auf die Staateninsel zurück. Im August 1776 schlug er mit Lord Clinton die Amerikaner auf Long Island und besetzte New York, siegte abermals 11. Sept. 1777 am Brandywine Creek und zog darauf in Philadelphia ein, wo er sich den Winter hindurch behauptete. Die englische Regierung warf ihm aber vor, daß er die erlangten Vorteile nicht gehörig zu benutzen verstehe, und ersetzte ihn durch Clinton. H. kehrte nach England zurück, erbte 1799 von seinem Bruder den Titel Viscount H. und wurde 1805 zum Gouverneur von Plymouth ernannt.

3) Samuel Gridley, amerikan. Philanthrop, geb. 1801 in Boston, gest. daselbst 9. Jan. 1876, war längere Jahre Arzt in der griechischen Revolutionsarmee und wurde 1832 zum Direktor der sogen. Perkins Institution for the Blind in Boston ernannt, ein Amt, wofür er sich durch eine wissenschaftliche Reise nach den Hauptländern Europas trefflich vorbereitet hatte. Die Heranbildung des blinden und taubstummen Mädchens Laura Bridgman (s. Dreisinnige) durch ihn erregte allgemeines Aufsehen. H. war Mitbegründer der großen Idiotenanstalt für Massachusetts in Boston. Er schrieb: »Reader for the blind« (1839) und »Historical sketch of the Greek revolution« (1828). Vgl. die von seiner Gattin (s. den folgenden Artikel) herausgegebene Biographie: »Memoir of Dr. Sam. Gridley H.« (Boston 1876).

4) Julia Ward, amerikan. Schriftstellerin, geb. 27. Mai 1819, seit 1843 verheiratet mit Samuel Gridley H. (s. oben 3), gab im Verein mit ihrem Gatten ein Abolitionsorgan heraus und wirkte in Wort und Schrift für die Abschaffung der Sklaverei, für Frauenrechte und andre soziale Reformen. Ihrem ersten Gedichtbande »Passion flowers« (1854) folgten »Words for the hour« (1856), die Dramen »The world's own« (1857) und »Hypolittos« (1858) und das Reisewerk »A trip to Cuba« (1860). Ihr 1861 entstandenes und hochgeschätztes Gedicht »The battle hymn of the Republic« erschien in dem Bande »Later lyrics« (1866). Sie veröffentlichte auch »Life of Margaret Fuller, Marchesa Ossoli« (Boston 1883) und, außer der Biographie ihres Gatten (s. oben), eine Sammlung ihrer Essays u. d. T.: »Is polite society polite?« (2. Aufl. 1899); ihre letzten Erzeugnisse sind der Gedichtband »From sunset ridge« (Boston 1899) und das Memoirenwerk »Reminiscences 1819–1899« (das. 1900).

5) Elias, Techniker, geb. 9. Juli 1819 zu Spencer in Massachusetts, gest. 3. Okt. 1867 in Brooklyn, arbeitete 1835–37 in einer Baumwollmaschinenfabrik zu Lowell, dann in Cambridge bei einem Mechaniker. Hier konstruierte er eine Nähmaschine mit einspitziger Nadel, die das Ohr ganz nahe bei ihrer Spitze hat, ließ diese nur bis etwas über das Ohr in den Stoff gehen und bei ihrem Rückgang eine Schleife bilden, durch die mit Hilfe des Schiffchens (das vor ihm schon Hunt angewendet hatte) ein zweiter Faden geführt wurde. 1846 nahm er ein Patent, ohne indes weitere Erfolge zu erzielen. 1847 ging er nach England und verkaufte die Maschine an W. Thomas, der ein englisches Patent auf sie nahm. H. kehrte 1850 nach Amerika zurück, wo inzwischen andre die Nähmaschine nachgeahmt und eingeführt hatten. Es gelang ihm aber, durch einen Prozeß sein Recht zu erweisen, und nun gründete er 1863 in Bridgeport in Connecticut eine Nähmaschinenfabrik, die reichen Gewinn abwarf.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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