- Hirschberg [2]
Hirschberg, 1) (H. in Schlesien) Kreisstadt im preuß. Regbez. Liegnitz, in anmutiger Lage am Einfluß des Zacken in den Bober, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Kohlfurt-Glatz, H.-Grünthal und H.-Schmiedeberg, 342 m ü. M., hat eine evang. Kirche (seit 1709, eine von den sechs sogen. Gnadenkirchen), 4 kath. Kirchen, Synagoge, mehrere Kriegerdenkmäler u. (1900) mit der Garnison (1 Jägerbataillon Nr. 5) 17,865 Einw., davon 4118 Katholiken und 335 Juden.
Die Industrie erstreckt sich auf Kammgarnspinnerei, Fabrikation von Leinen- und Baumwollwaren, Rouleaus, Jalousien, Kartonnagen, Zigarren, künstlichen Blumen, Maschinen, Papier, Holz- und Strohstoff, Portlandzement, Porzellan, Obstwein und Fruchtsäften; ferner hat H. lebhaften Handel in Getreide, Wein, Zement, Leinwand, Butter etc. H. hat ein Gymnasium, Waisenhaus, Landgericht, Handelskammer und eine Reichsbanknebenstelle. Anziehende Punkte der Umgegend sind: der Kavalierberg mit schöner Aussicht, der Kreuzberg (Kramstaberg) mit Anlagen, der sagenreiche Hausberg, der Helikon und die Schlucht des Sattler am Bober mit Eisenbahnviadukt. Zum Landgerichtsbezirk H. gehören die zwölf Amtsgerichte zu Bolkenhain, Friedeberg, Greifenberg, Hermsdorf, H., Lähn, Landeshut, Liebau, Löwenberg, Schmiedeberg, Schömberg und Schönau. H. erhielt 1108 Stadtrechte und wurde durch Herzog Boleslaw II. von Liegnitz 1241 bedeutend vergrößert. Den Grund zu seinem Wohlstand legte im 16. Jahrh. die Lein- und Schleierweberei. Vgl. Hirschberger Tal. – 2) (H. in Thüringen) Stadt im Fürstentum Reuß j. L., an der Saale und der sächsischen Staatsbahnlinie Schönberg-H., 441 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein fürstliches Schloß, Amtsgericht, Leder- und Messerfabrikation, Handelsmüllerei und (1900) 2014 evang. Einwohner. – 3) Stadt in Böhmen, Bezirksh. Dauba, an der Böhmischen Nordbahn, mit einem gräflich Waldsteinschen Schloß und Park, Hopfenbau, Sägewerken und (1900) 2050 deutschen Einwohnern. In der Umgebung befinden sich ausgedehnte Waldungen und drei große Teiche. Südöstlich erhebt sich auf einem 603 m hohen Phonolithkegel die malerische Burgruine Bösig aus dem 12. Jahrh. mit weiter Rundsicht.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.